Ganzheitliche Therapie stellt Patienten in den Mittelpunkt

Chefarzt Dr. Oliver Ahrens, Sertürner-Hospital, referiert bei Krankenhaus-Förderverein über Behandlungsoptionen bei Krebs

Die Art und Weise ganzheitlicher Tumortherapie geht vom einzelnen Patienten aus. Seine Bedürfnisse spielen eine Rolle, wenn es darum geht, die Krankheit zu behandeln beziehungsweise ihm mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Über unterstützende onkologische Therapie, ganzheitlich ausgerichtet, hat jetzt Dr. Oliver Ahrens, Chefarzt im Sertürner-Hospital, auf Einladung der Freunde und Förderer des Krankenhauses referiert.

Einbeck. Eine ganzheitliche Tumortherapie orientiere sich am Einzelnen, betonte Dr. Ahrens, sie zeige Respekt und Achtung vor dem Patienten und seinen Bedürfnissen, und sie schaue auch auf seinen Lebensweg. Es gehe beispielsweise darum, eine wohnliche Atmosphäre während der Behandlung zu schaffen und die Bedürfnisse von Körper, Geist und Seele zu berücksichtigen. Viele Beteiligte gebe es dabei. Der größte Feind der ganzheitlichen Tumortherapie sei das Rauchen, machte der Mediziner deutlich.

Die medizinische Versorgung stehe auf zwei Säulen, die auch international gültig seien: Da gebe es zum einen die Schulmedizin mit ihrer Anti-Tumortherapie und zum anderen die evaluierte komplementäre Onkologie, die unterstützend zum Einsatz komme und die für eine verbesserte Lebensqualität sorgen sollte. Eine zielgerichtete Therapie kann gegen Tumorstrukturen eingesetzt werden. Antikörper werden gegen Tumorwachstum gegeben sowie spezialisiert gegen das Wachstum von Tumorgefäßen. Gerade hier, so Dr. Ahrens, gebe es immer weitergehende Forschungserfolge, in den letzten Jahren habe sich viel getan.

Bei der biologischen Tumortherapie setze man auf die Mistel, die inzwischen vom Alternativ- zum Standardmedikament geworden sei und deren Einsatz auch durch die Gesetzlichen Krankenkassen gezahlt werde. Die Mistel wachse ähnlich parasitär wie ein Tumor. Nach neuen Forschungen sei es nicht mehr entscheidend, von welchem Wirtsraum sie komme. Sie diene auch der Immunstimulation und bewirke, dass sich ein Patient wohler fühle. Nicht eingesetzt wird die Mistel beispielsweise bei Lymphomen, bei Nierenzellkarzinomen sowie bei schwarzem Hautkrebs. Misteltherapie kann bei Patienten beispielsweise zu allergischen Reaktionen oder zu Fieber führen.

Ebenfalls zu den biologischen Therapieoptionen zählten Cucumin, die Weißwurzel, Zink, das immunmodellierend wirksam sei, sowie Selen, wobei Dr. Ahrens hier zur eher verhaltenen Dosierung riet. Weiter fällt in diesen Bereich die aktive und die passive Hyperthermie. Beim aktiven Einsatz wird mit speziellen Bakterien Fieber erzeugt. Er sehe dieses Verfahren, erläuterte der Mediziner, eher kritisch – eine Tumorstimulation sei nicht auszuschließen. Bei der passiven Hyperthermie wird der Körper entweder komplett oder, wie im Einbecker Sertürner-Hospital, lokal, nämlich dort, wo der Tumor sitzt, auf 38,5 bis 41,5 Grad Celsius aufgeheizt. In Einzelfällen kann eine Überwärmung bis 45 Grad erfolgen. Die Erwärmung bewirkt unter anderem, dass Medikamente gezielt an die erkrankten Stellen gespült werden. Nicht gut einsetzbar ist Hyperthermie bei Knochenerkrankungen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten eröffnen sich durch physikalische Therapieformen: Feldenkrais, Kranken-, Beckenboden-, Wirbelsäulen- oder Mamma-Gymnastik, Qi Gong, Fuß- und Ohrenreflexzonenmassage, die die Nervenbahnen stimulieren und Nebenwirkungen des Chemo-Einsatzes abschwächen, manuelle Lymphdrainage, Muskeltraining, Interferenzstrom- oder Atemtherapie. Auch der psycho-onkologischen Betreuung kommt eine große Rolle zu, etwa bei Einzelberatung, Kurzzeittherapie, der Vermittlung von Entspannungsverfahren oder der Krisenintervention.

Bei allen Behandlungsformen, verwies Dr. Ahrens noch einmal auf den Schwerpunkt der ganzheitlichen Tumortherapie, stehe der Mensch im Mittelpunkt der Handlungen. Zum nächsten Vortrag lädt der Förderverein für den 29. Juni ein. Dann stehen gutes Hören beziehungsweise der Einsatz von Hörgeräten im Mittelpunkt. ek