Gelungene Premiere für einen gelungenen Film

»An der Ilme – Geschichten zwischen Solling und Leine« | Volles Haus im Museum, Filmemacher Senger zufrieden

Filmemacher Eckhard Senger (links), seine Tochter Henrike und Museumsleiterin Dr. Elke Heege (rechts) im StadtMuseum.

Einbeck. Bevor es hieß »Film ab«, mussten noch schnell viele Stühle herbeigeholt werden, so groß war der Andrang. Im ersten Stock des StadtMuseums saßen die gespannten Premierengäste dicht an dicht, Kinder auf dem Fußboden, einige Erwachsene hatten Plätze auf der Treppe, manche standen, einige spät Gekommene machten kehrt. Niemand hatte mit einem solchen Interesse gerechnet, auch der Einbecker Filmemacher Eckhard Senger nicht. Museumsleiterin Dr. Elke Heege war überwältigt von der »drangvollen Enge« und kündigte einen spannenden Film an. Dass Senger die DVD dann nicht sofort zum Laufen brachte, war dem »Vorführ-Effekt« geschuldet und seiner Aufregung.

Zuvor hatte der Autor den Gästen für ihr Kommen gedankt und der Museumsleiterin dafür, dass er seinen Film dort zeigen durfte. Senger schilderte, wie die Idee entstanden war und sich der Film dann wie ein Puzzle Stück für Stück zusammensetzte: Landschaftsaufnahmen machen, Interviewpartner suchen, Termine vereinbaren, drehen, Interviews führen. Was passt rein? Was nicht? Mit wem sind Aufnahmen möglich? Parallel dazu die Produktion am Computer: Material auswählen, schneiden, sich einen Titel ausdenken, Grafiken einfügen, Musik aussuchen, einen Filmkommentar schreiben und einsprechen, Premieren planen, ein Plakat entwerfen, Werbung machen.

Eckhard Senger, der als Kind der Südstadt früher an der Ilme gespielt hat, wollte mit dem Film aber auch etwas transportieren, wie er während der Premiere sagte. »Fragen Sie heute mal einen Grundschüler nach der Ilme. Was ist das? Wo entspringt und wo mündet sie? Das wissen sogar viele Erwachsene nicht!« Viele Kinder flögen heute nach Mallorca oder in die Türkei. »Aber wer war schon mal im Quellgebiet der Ilme?«, fragte der Filmemacher. Seine Frau habe während des Filmschnitts gesagt: »Ich wusste gar nicht, dass wir so was hier haben.« Das ist unter anderem genau das, was Senger mit dem Film erreichen will. Der Film solle »Regionalmarketing im Kleinen« sein, also »Reklame für unsere schöne Gegend«. Es sei aber kein naturwissenschaftlicher Film und auch keine umweltkritische Dokumentation.

In dem Film kommen viele Menschen aus der Region zu Wort. Kai Conrad, Förster für Waldökologie und Naturschutz bei den Niedersächsischen Landesforsten, berichtet über die Renaturierung des Quellmoores im Solling, aus dem die Ilme entspringt, außerdem über die Geschichte des benachbarten Neuen Teiches. Heiko Hartmann vom Versuchsgut der Universität Göttingen in Relliehausen gibt Einblicke in die Fischzucht. Michael Gniffke von der Firma Heyne & Penke in Dassel erläutert bei einem Rundgang durch die Fabrik, warum Dassel in Sachen Bedrucken von Verpackungen in der ersten Liga spielt. Die Schülerinnen Tabea Meyer und Madeleine Baumert erklären, wie Fische bei der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel Treppe steigen können. Steffen Rohmeier vom Gästehaus »Zur Bruchmühle« in Markoldendorf erzählt über die Restaurierung eines denkmalgeschützten Hauses und zeigt seine Turbine. Yvonne Wagner, Teamerin im Zeltlager Hullersen, berichtet, warum der Standort an der Ilme ein Sommerparadies für Kinder und Jugendliche ist.

Pastorin Anne Schrader erläutert in der Dorfkirche St. Nicolai in Hullersen, warum der kleine Ort in Sachen Reformation in Norddeutschland mit ganz vorne war. Pastor in Ruhe Dr. Günter Ebbrecht, Superintendent Jan von Lingen und Pastor Daniel Konnerth zeigen in einer Spielszene, wie es wohl früher in Hullersen zugegangen sein könnte. Der Film enthält auch Impressionen von Taufen in der Ilme. Aktuell hat Senger Aufnahmen vom Juni-Hochwasser eingearbeitet. Dr. Elke Heege, Leiterin des StadtMuseums, erläutert das Einbecker Wasserkreuz, den Neustädter Friedhof an der Ilme und das Leben und Sterben des Kabarettisten Wilhelm Bendow, der dort begraben liegt. Ulrich Meiser, Leiter Recht/PR/Export des Einbecker Brauhauses, verrät, warum es ohne Einbeck kein Bockbier gäbe. Bernd Droste, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, führt in die Abwasserreinigung ein.

Durch Live-Musik von Henrike Senger, Singer-Songwriterin und Tochter des Filmemachers, wurde die Filmpremiere im Museum erst recht zu einem kulturellen Ereignis. Die 20-jährige Studentin sang drei selbstgetextete und komponierte Lieder und spielte dazu Gitarre.

Der Filmautor und die Museumsleiterin zeigten sich mit dem Interesse und der Resonanz auf den Film sehr zufrieden. Der Eintritt war frei. Die gesammelten Spenden wird Senger an den NABU weiterleiten. Der Film wird am heutigen Donnerstag, ab 18 Uhr in der Paul-Gerhardt-Schule Dassel noch einmal gezeigt. Wer Interesse an einer DVD hat, kann eine E-Mail an eckhard-senger@online.de schreiben.

Stimmen zum Film und zur Premiere: »Ein wirklich schöner, interessanter und sehr sehenswerter Film«, sagte Gerhard Wittkugel, Leiter der Paul-Gerhardt-Schule. »Eckhard Senger hat mit seinem Porträt über die Ilme eine Begleiterin aus unserem täglichen Leben ins rechte Licht gerückt, die zu dieser Region gehört, wie die Hube, die Bundesstraße 3 oder die Selterklippen – und über die wir doch (bislang) so wenig wussten. Mit viel Liebe zum Detail, spannenden Hintergründen und interessanten Gesprächspartnern gelingt es ihm, dass die 32 Kilometer flussabwärts wie im Fluge vergehen«, so Alexander Kloss, Leiter Marketing, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit der Kulturstiftung Kornhaus, Einbeck. »Die Nebengeräusche bei den Aufnahmen in den Fabriken und in der Klaranlage waren zu laut. Ansonsten sehr schön«, fand Eleonore Senger, Hausfrau, Einbeck. »Es war ein wunderschöner Abend«, lobte Heinrich Kellermann, Rentner, Einbeck.oh