Gelungene Premiere in der »Synagoge«

Trotz Baustelle: »Alte Synagoge« in der Baustraße Ambiente für hervorragendes Konzert

Ein Haus der Begegnung soll die Alte Synagoge in der Baustraße einmal werden, wenn ihre Sanierung beendet ist – dass das gelingen kann, hat die erste große Veranstaltung dort gezeigt. Anlässlich des 9. November, des Gedenktages an die Reichspogromnacht, hatten der Förderverein Alte Synagoge und die »TangoBrücke« zu einem gemeinsamen Konzert eingeladen. Marina Baranova, Klavier, und Helmut Eisel, Klarinette, boten ein vielseitiges Programm, das perfekt zum Ambiente passte und das vom großen begeisterten Publikum mit viel Beifall bedacht wurde.

Einbeck. In den zurückliegenden Monaten sei man mit der Sanierung der Alten Synagoge ein gutes Stück voran gekommen, stellten die Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Elke Heege, und Vorstandsmitglied Joachim Voges in ihrer Begrüßung fest. Gerade in den vergangenen Wochen habe sich viel getan – in kürzester Zeit ein enormer Baufortschritt. Aber noch immer sei dieses seit 2004 geplante Projekt ein riesiges Vorhaben. Die Veranstaltung hier sei organisiert anlässlich des Gedenkens an die Brandstiftung in jüdischen Gotteshäusern am 9. November 1938, es sei die erste große Veranstaltung im künftigen Haus der Begegnung. Man wünsche sich hier eine Kommunikationsstätte mit Respekt vor dem Haus.

In Zusammenarbeit mit den Konzertfreunden »TangoBrücke« hat der Förderverein zu einem Konzert eingeladen, das typische jüdische Kultur wieder belebte. Die Pianistin Marina Baranova und Helmut Eisel, Klarinette, zeigten, dass die Verknüpfung von russischer Romantik mit osteuropäischer Volksmusik ein vielseitiger Ohrenschmeichler ist und dass Klassik und Klezmer sich bestens vertragen. Mit einer Menge Improvisationstalent und -freude gestalteten sie einen Abend mit Kompositionen von Rachmaninow, Brahms, Max Bruch und immer wieder Modest Mussorgsky, ergänzt durch traditionelle jüdische Melodien und durch Elemente aus dem Jazz.

Leidenschaftlich, fröhlich, ergreifend, traurig oder lebenslustig: Was Marina Baranova aus den Tasten und Helmut Eisel aus der Klarinette zauberten, war beeindruckend. Während die junge Pianistin ihre Finger über die Tasten fliegen ließ, verstand es Eisel, seine Klarinette sprechen zu lassen: Er brachte sie zum Erzählen, Lachen und Klagen. Ob im »Kindernigun«, in der »Paganini Suite I bis III«, ob im anrührenden Gebet »Kol Nidrei« oder im lebensfrohen Stück »In Odess«, eine Hommage an Baranovas ukrainische Heimat, ob in »Baba Yaga’s Magical Dance« oder in »Goldenberg und Shmuyle«: Künstlerisch brillant, mit Feingefühl und mit viel Spielfreude und -witz interpretierten die beiden Künstler ihr Programm, zu dem die hingerissenen Zuschauer noch drei Zugaben erklatschten, begeistert von einer dem Tag angemessenen Auswahl. In der Pause war Gelegenheit, neben der »Baustelle« auch eine Ausstellung von Goetheschülern zum Thema jüdisches Leben zu besichtigen: Die Klasse 7c hatte mit Markus Luster dazu verschiedene Tafeln vorbereitet.ek