Gemeinsam aktiv für Europas Zukunft

Renovabis-Pfingstaktion 2010 betont Miteinander der Kirchen im Osten

Das Miteinander der christlichen Kirchen im Osten Europas thematisiert das Hilfswerk Renovabis in seiner Pfingstaktion 2010. Die Aktion nimmt dazu sowohl die römisch-katholische als auch die Kirchen des »Byzantinischen Ritus« in den Blick, die in vielen der insgesamt 29 Renovabis-Partnerländer dominieren: die orthodoxen Kirchen und die mit Rom verbundenen unierten griechisch-katholischen Kirchen.

Einbeck. »Denn sie alle sind ja langjährige Partner unserer Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa und Garanten nachhaltiger Pastoraler und sozialer Hilfe und Entwicklung vor Ort«, unterstreicht Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater Dietger Demuth das Anliegen der diesjährigen Aktion. Die Jahresaktion von Renovabis greift das Bibelwort »Alle sollen eins sein« aus dem 17. Kapitel des Johannes-Evangeliums auf und verbindet es in ihrem Leitwort mit dem Appell »Miteinander handeln im Osten Europas«. Bischöfe und Laien wollen mit dem Thema natürlich vor allem die Hilfsbereitschaft der Deutschen für ihre Nachbarn im Osten Europas wecken.

»Als Christen der östlichen und der westlichen Tradition ist uns nicht nur das gemeinsame Zeugnis des Glaubens aufgetragen«, erläutert Pater Demuth. Ebenso verbinde die Christen in Ost und West eine gemeinsame Weltverantwortung: Nächstenliebe und Solidarität mit den schwächsten Gliedern der Gesellschaften im Osten Europas seien von den Menschen gefordert.

Der Aufbruch zur Freiheit habe dort Früchte getragen. Genauso treffe man in Europas Osten aber auch auf Armut, Elend und Verzweiflung. Sie betreffe vor allem Familien, Kinder, alte Menschen, Kranke und gesellschaftliche Randgruppen. »Seit vielen Jahren stehen wir von Renovabis in lebendigem Dialog mit Partnern der christlichen Kirchen im Osten und unterstützen sie in ihren pastoralen und sozialen Anliegen. Wir wollen miteinander handeln für ein christlich geprägtes und sozial gerechtes Europa von morgen.«

»Titanic«, so haben die Bewohner von Stauceni, einem Vorort der moldawischen Hauptstadt Chisinau, einen der grauen Wohnblocks in der Strada Florilor, der Blumenstraße, getauft. Hinter jeder der 78 nummerierten Türen auf den stockdüsteren Fluren spielt sich ein Drama ab, aus Alkohol und Verwahrlosung, aus Gewalt, Geschrei und Tränen, Es gibt aber auch Lichtblicke im Elend. Svetlana Gheorghiu ist so etwas wie die gute Seele auf der »Titanic«. Sie ist 48 Jahre alt, korpulent, katholisch, herzlich und äußerst resolut.

Als Hausmeisterin, die ihre Arbeit freiwillig und unentgeltlich verrichtet, kennt Svetlana jeden der 200 »Titanic«- Mieter: »Mir kann keiner was vormachen.«Svetlana hilft, schlichtet Streit und kämpft bei den Behörden dafür, dass die »Titanic« ein dichtes Dach und eine funktionierende Kanalisation gegen das Absaufen der Keller bei Regen erhält. Und wie selbstverständlich kümmert sie sich liebevoll um ihren zwölfjährigen Sohn, den aufgeweckten Jecko, der mit all seiner Lebensfreude vergessen lässt, dass er mit Down-Syndrom geboren wurde. Erfolgreich wehrt sich Svetlana dagegen, dass ihr und ihrer Familie das Umfeld der Achtlosigkeit und Verwahrlosung nicht zur inneren Heimat wird.

Dennoch versteht die bekennende Katholikin Svetlana die Lethargie vieler ihrer Mitbewohner. »Ich selbst kam 1984 nach Stauceni und wurde als Landarbeiterin im Weinbau eingestellt. Allein in unserer Kolchose waren über 500 Brigadisten. Nach dem Kommunismus wurde die Weinfabrik privatisiert und die meisten Leute wurde entlassen.« Kaum zu glauben, aber bis vor wenigen Jahren wurde den verbliebenen Angestellten der Lohn noch in Naturalien ausgezahlt. »Da darf man sich nicht wundern«, so Svetlana, »dass die Trinkerei hier das größte Problem ist.« Heute hat in der »Titanic« nur jede fünfte Familie bezahlte Arbeit. Weil sie die Rechnungen nicht bezahlen konnten, haben die staatlichen Versorgungswerke vielen Bewohnern den Hahn für Heizung, Wasser und Strom abgestellt. Diese Zwangsmaßnahme steht auch der Familie Titcu bevor. Immer wieder. Es sei denn, der Priester Klaus Kniffki hilft. Was der Steyler-Missionar in den meisten Fällen tut. Die Sozialstation, den Behindertenkindergarten, das Obdachlosenasyl und die Suppenküche für die Bedürftigen verdanken die Bewohner von Stauceni dem rührigen Ordensmann.

Hier setzt die Hilfe von Renovabis in der Republik Moldau an – etwa in Muncesti. Das Stadtviertel in Chisinau ist alles andere als eine gute Adresse. Doch hier zwischen den Ruinen stillgelegter Fabriken erblüht in einem Don Bosco-Zentrum eine solche Insel der Zuversicht. Straßenkinder finden hier seit Anfang 2009 ein liebevolles Zuhause. Jugendliche ohne Chance auf einen Ausbildungsplatz können sich als Elektriker, Klempner oder Computerfachmann qualifizieren. Renovabis unterstützt die Berufsausbildung junger Menschen und hat beim Ausbau und bei der Ausstattung des Kinderheims der Salesianer geholfen. Ebenso wie beim Betrieb des »Casa Providentei«, dem »Haus der Fürsorge«. sts