Geschichte der Frauen als dem Dunkeln holen

StadtMuseum Einbeck präsentiert Wanderausstellung »frauenORTE« | Weibliche Perspektive

Fast nur Frauen und einige wenige Männer besuchten die Ausstellungs­eröffnung im Ein­becker Stadt­Museum. Hier werden in einer Wanderausstel- lung Frauenper­sönlichkeiten aus Niedersachsen gewürdigt – ein Besuch lohnt sich.

Einbeck. Dorothea Schlözer, Helene Lange oder Elisabeth von Calenberg – die Ausstellung »frauenORTE« zeigt Frauengeschichte und Frauenkultur in einem Zeitraum von über 1.000 Jahren. Im StadtMuseum werden bis Anfang August 30 historische Frauenpersönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Bildung, Kunst und Religion, die mit ihren Leistungen gewürdigt werden, präsentiert. Die Bandbreite reicht dabei von der Landesherrin Maria von Jever über die Dichterin Roswitha von Gandersheim bis zur Ärztin Paula Tobias.

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf das 18. bis 20. Jahrhundert und präsentiert Pionierinnen im Bereich Beruf und Bildung, Schöpferinnen von Kunst und Kultur, Eroberinnen politischen Terrains und Akteurinnen zwischen den Konfessionen. Vorgestellt werden 30 außergewöhnliche Frauen, und dieses Zusammentreffen verbindet Städte und Regionen zu einem einzigartigen Netzwerk in weiblicher Perspektive. Die Darstellung wählt einen biografischen Bezug und ermöglicht einen vergleichenden Ansatz, der Blickwinkel erweitert. Die Ausstellung erschließt ergänzend die zeitgenössische Entwicklung weiblicher Teilhabe in der Gesellschaft und stellt aktuelle Bezüge her.

»Tatkräftige Frauen«, so Museumsleiterin Dr. Elke Heege, gibt es also derzeit im StadtMuseum zu entdecken. Einbecks Gleichstellungsbeauftragte Simone Engelhardt, griff bedeutende Frauen aus der Region heraus: Die Reformationsfürstin Elisabeth von Calenberg legte den Grundstein für die Entstehung der späteren hannoverschen Landeskirche. Zudem war sie eine der produktivsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit (1510-1558). Paula Tobias (1886-1970) leistete als erste praktizierende Ärztin im Braunschweiger Land während des 1. Weltkrieges die medizinische Versorgung der Region Kreiensen, führte ein Lazarett und bildete Pflegerinnen aus. Die von ihr eingerichtete Mütterberatung unterstützte Frauen bei der Säuglingspflege. Nicht zu vergessen ist auch die Dichterin Roswitha von Gandersheim.

Die Ausstellung, war Engelhardt sicher, mache deutlich, welchen Anteil Frauen an der geschichtlichen Entwicklung der Region hätten. Kern sei die Erinnerung für die Zukunft, denn wenn man nicht daran erinnere, könne man Frauen in der Gegenwart nicht wahrnehmen. Die Geschichte der Frauen gelte es, aus dem Dunkeln zu holen.

Mit der Ausstellung »frauenORTE Niedersachsen – Über 1000 Jahre Frauengeschichte« unterstreicht der Landesfrauenrat sein Anliegen, Frauengeschichte einem breiten Publikum näher zu bringen. Die Ausstellung wird stetig erweitert.

Wie Dr. Elke Heege erläuterte, seien die Anforderungskriterien des Landesfrauenrates allerdings hoch. Dennoch wolle man versuchen, Auguste Jünemann hier zu integrieren. Auguste Jünemann war eine starke Persönlichkeit, die von 1929 bis 1933 und von 1945 bis 1968 die Einbecker Kommunalpolitik wesentlich mitgestaltete. Vor ihrer Tätigkeit im Rat der Stadt, arbeitete sie mit am Aufbau der Arbeiterwohlfahrt.

Als Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt gelang es ihr, die Frauen aus der Arbeiterschaft für die ehrenamtliche Mitarbeit zu überzeugen und mit ihnen eine Vielzahl von Hilfsmaßnahmen zur Linderung der Not in vielen Familien. In den Nachkriegsjahren galt ihre Sorge der Versorgung der Bevölkerung mit ausreichendem Wohnraum. Unabhängig von ihrer Parteipolitik genoss die Einbecker Bürgermeisterin (SPD) in der Bevölkerung ein hohes Ansehen.

Ausstellungsbesucher Joachim Stünkel war angesichts der Vielfalt der Informationen angetan, er konnte feststellen: »Frauen brauchen sich nicht zu verstecken«.sts