Geschichte(n) auf der Spur

Tag des offenen Denkmals | Hube-Chaussee, Alte Synagoge, Kornhaus und weitere Orte erkundet

Die 25 Teilnehmer der ersten »Hubeerkundung« konnten sich von der Funktionsfähigkeit der alten Kegelbahn überzeugen.

Einbeck. Beim Tag des offenen Denkmals konnten Interessierte geschichtsträchtige Gebäude und Orte in Einbeck kennenlernen. Dass in der Bier- und Fachwerkstadt einige Schätze der Vergangenheit in die Gegenwart gerettet werden konnten, bescherte den einzelnen Führungen und Besichtigungstouren eine rege Teilnahme.

Krimhild Fricke von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Einbeck gestaltete eine Führung über die Hube, die ein Thema des Tages, »Vom Karren zur Schiene – Die alten Handelswege erleben«, aufgriff. Startpunkt war die »Junge Linde«, deren Werdegang Martin Keil und Patricia Kenar beschrieben. Das ehemalige Gasthaus »Zur Linde«, das August Stukenbrok in den Jahren 1909/1910 erbauen ließ, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. »Wir versuchen den Jugendstilcharakter wieder aus dem Gebäude zu kitzeln«, erklärte Keil. Bevor aus dem Haus die »Junge Linde« wurde, war es ein chinesisches Restaurant. Einzelne Merkmale wie Fresken an Pfeilern, Deckenpartien und Raumteile wurden »versteckt«, die nun behutsam »reanimiert« werden.

Mit einem Bus des PS.SPEICHERs fuhren die 25 Tourteilnehmer dann zur Hube, um mehr über die alten Handelswege und die Kegelbahn zu erfahren. Bruno Morak, ehrenamtlicher Mitarbeiter des PS.SPEICHERs und Kegelfreund berichtete vorab über die Kegelszene vergangener Tage und die Geschichte der Kegelbahn. »Der Club wurde 1876 gegründet«, berichtete Morak, »die Mitgliedschaft war damals jedoch ausschließlich Honoratioren der Stadt vorbehalten.« Ärzte, Rechtsanwälte, Unternehmer, Politiker und weitere Herren »von Stand« trafen sich zu illustren Männerrunden auf der Hube. Das kleine Fachwerkhaus, dass die Bahn säumt, ist mit filigranen Schnitzereien versehen und detailverliebt gestaltet. »Angeblich stand dieses Haus 1900 auf der Weltausstellung in Paris«, sagte Morak, »das kann jedoch wegen widerstreitender Informationen bezweifelt werden.«

»Im 12. Jahrhundert, als es noch keine Hubequerung gab, mussten Händler noch die Ilmefurt bei Greene überqueren, oder bei Erzhausen entlang«, wusste Fricke zu berichten. Mitunter habe es 35-prozentige Steigungen gegeben, die für Händler und Fuhrwerk unzumutbare Strapazen bedeuteten. 1774 profitierten dann die Geschäftsleute von der Hube-Chaussee, der wichtigsten Handelsstraße vom Süden/Südwesten zu den Hansestädten und Seehäfen im Norden. »Hier war richtig was los«, erläuterte die Denkmalschützerin. Der Bau einer Raststätte mit Turm, bei dem auch der Wegezoll gezahlt wurde, sei gut besucht gewesen, bis schließlich, um 1830, die Kuventhaler Wilhelmsbrücke gebaut wurde. Dann habe es eine Alternative zur Hubeüberquerung gegeben, die dank weniger Steigungen, den Zustrom schwinden ließ. Das alte Pflaster aus der damaligen Zeit ist im Wegeverlauf immer noch teilweise erhalten.

Die Führung am Kornhaus wurde ebenfalls von Bruno Morak begleitet, der als Agraringenieur einiges über das Gebäude zu berichten wusste. »Das Haupthaus des Kornspeichers wurde 1898 von der Firma Schramm erbaut«, erklärte er.

Das nebenstehende Gebäude sei 1914 dazugekommen. Bis zu 1.000 Tonnen Getreide konnte im Speicher gelagert werden. Auch die Randlage in Einbeck sei entscheidend gewesen, da die Anlieferung des Korns zügig vonstatten gehen konnte. An einem Tag im Jahr 1933 geschah ein Unglück, das einige Einbecker für einen Sabotageakt hielten – das Nebengebäude stürzte ein und wurde dabei vollständig zerstört.

Bei der Alten Synagoge stand sogar ein NDR-Fernsehteam vor der Tür, das laut Reporter Wieland Gabcke »ein besonderes Interesse an dem Gebäude« an der Baustraße hat. »Wir wollen die Synagoge in den Urzustand versetzten«, erklärte Frank Bertram, Vorsitzender der Förderfreunde der Alten Synagoge, vor laufender Kamera. Am heutigen Tag gebe man einen Einblick in den aktuellen Stand der Sanierung und gibt Ausblick auf weitere Maßnahmen und Planungen, wie den Wiederaufbau der Empore, den Einzug einer Brandschutzdecke und die Konservierung historischer Farbbefunde. Perspektivisch werde man das Haus zu festen Zeiten öffnen und es solle in absehbarer Zeit Teil der Stadtführungen werden. »Die Planungen sind eigentlich so gut wie fertig«, verriet Bertram, »Förderanträge sind gestellt.«

Auch in Salzderhelden auf der Heldenburg und bei der Saline, in der Einbecker Münsterkirche St. Alexandri und der Marktkirche St. Jacobi, bei der Saline in Sülbeck, in Dassel bei der Blankschmiede und der KZ-Gedenkstätte in Moringen haben zahlreiche Besucher den Tag des Denkmals begleitet. Die Geschichte der Denkmäler in und um Einbeck hat durch den Aktionstag eine Menge weiterer Freunde gefunden.kw