Geschichtsträchtiger Bau mit Alpenromantik

Führungen zum Tag des offenen Denkmals | Mehr als 60 Interessierte besichtigen »Schweizerei«

Alpenatmosphäre im Rotenkirchener Wald: Mehr als 60 Teilnehmer lernen bei einer Führung der Stadt Einbeck die »Schweizerei« kennen.

Rotenkirchen. Im Jahr 1836 erbaut und als privater Rückzugs- und Ausflugsort der Vize-Königin und Herzogin von Cambridge, Auguste Wilhelmine von Großbritannien, Irland und Hannover genutzt, beherbergt die »Schweizerei« in Rotenkirchen heute das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik. Krimhild Fricke von der Denkmalpflege der Stadt Einbeck führte am Tag des offenen Denkmals mehr als 60 Gäste durch die bewegte Geschichte des ehrwürdigen Gebäudes.

Nach einem etwa 20-minütigen Fußmarsch durch den Rotenkirchener Wald, konnten die Führungsteilnehmer die »Schweizerei« bereits durch die Baumreihen blitzen sehen. Den Namen bekam das Gebäude, dessen Eichengefache mit Holz vertäfelt wurde, durch ihr Aussehen – die Bauweise, die Veranden mit traumhaften Blick ins Tal, das Dach mit starken Überstand und der Anstrich in verschiedenen Brauntönen erinnert an die Sennerhütte in den Alpen.

»Als würde man auf der Alm stehen«, begann Fricke ihre Ausführungen. Das Gebäude gehöre nun dem Land Niedersachsen. Das Leibniz-Institut habe den Standort aufgrund der Störungsfreiheit bezogen – in größeren Städten wie Hannover gebe es zu viel Beeinträchtigung. Die Abgeschiedenheit der »Schweizerei« sei für die Arbeit des Instituts ideal.

In den ersten Jahren der »Schweizerei« nutzte unter anderem Adolph Friedrich, »1. Duke of Cambridge« das Gebäude als Jagdsitz und Sommerdomizil. Aus dieser Zeit stamme auch die Bezeichnung des Hauses als »fürstlicher Belustigungsort«, erklärte Fricke.

Das Dach sei seit dem?Bau mit Schindeln gedeckt, wie es in der Schweiz üblich war und ist. Eine Brücke, die vor kurzem saniert wurde, führt über einen Bachlauf in der Einfahrt, die zum Gebäude führt. Über diese Brücke seien einst Kutschen gefahren. »Sie brachten unter anderem Gäste, die im Festsaal im oberen Stock gefeiert haben«, weiß die Denkmalpflegerin.

Das untere Stockwerk ziert auch heute noch einfache Bleiverglasung. Der Boden der Veranda im Erdgeschoss ist mit Sandsteinplatten belegt, die, wie Fricke berichtet, in der Vergangenheit für Ärger gesorgt haben. »Sie wiesen leider ein Gefälle zum Haus auf, weshalb das Wasser nicht ablaufen konnte«.

Die obere Veranda war zum einen von den Räumen im ersten Stock zu erreichen, zum anderen gab es einen Zugang von der unteren Veranda. So konnten die Hausherren und ihre Gäste den Außenzugang benutzen, um nicht durch die Räume des »Gesindes« im unteren Stockwerk gehen zu müssen.

Das Herzstück der Schweizerei ist der Festsaal in dem die Herrschaften seinerzeit zu feiern pflegten. Die mit Holzschnitzereien verzierte Deckenvertäfelung, der prunkvolle Kamin und nicht zuletzt der Ausblick verleihen dem Saal auch heute noch eine festliche Atmosphäre. In Verbindung mit Bergkulisse, Bachlauf, und Fernsicht entspricht die Anlage dem Landschaftsideal der Romantik.kw