Geschmeidig von der Oper über Operette zur Popmusik

»The 12 Tenors« mit vielseitigem Programm im Wilhelm-Bendow-Theater / Breites Spektrum, gelungene Interpretationen

Oper, Operette, Pop, gemixt quer durch die Zeit: Richtig Spaß gemacht hat das Konzert am Freitagabend im Wilhelm-Bendow-Theater. Zu Gast waren »The 12 Tenors«, zwölf Sänger aus verschiedenen Ländern. Engländer, Waliser, Australier, Amerikaner und Deutsche haben eine einmalige Show zusammengestellt, mit der sie weltweit größte Erfolge feiern konnten. Vielseitig und stimmgewaltig bewegten sie sich zwischen Lehár und Lennon, zwischen italienischen Schlagern und Beach-Boys-Oldies. Das Einbecker Publikum im ausverkauften Haus war rundweg begeistert.

Einbeck. Trommelwirbel, Lichteffekte, ein bisschen Kunstnebel, dazu zwölf Herren, zusammengewürfelt aus der ganzen Welt, wie Johannes Beetz (»Einer der drei Deutschen, Servus«) berichtete. Mit der spaßigen Bitte, jeder aus dem Publikum möge sich auf drei mit seinem Vornamen vorstellen, nahmen sie die Besucher schnell mit. Ob das italienische Volkslied »Funiculi, funicula«, ob »Veronika, der Lenz ist da« von den »Comedian Harmonists«, der ersten deutschen Boygroup, oder Zuccheros »My love«, immer gelang es den Sängern, klangliche Vielfalt aus den Titel herauszukitzeln. »Kalinka« animierte zum Mitklatschen, das vielfach interpretierte »You raise me up« erfuhr eine weitere stimmige Darbietung, und das temperamentvolle »Volare« schien wie maßgeschneidert für die Sänger, die sowohl als Solisten als auch in verschiedene Duetten sowie im großen Chor auftraten.

In Bernsteins »Maria« aus der »West Side Story« echoten die Tenöre auf besonders eindrucksvolle Weise den Namen der Angehimmelten, und bei »Do it again« von den Beach Boys gelang ein ziemlich guter Treffer hinsichtlich der Stimmlage der legendären Westküsten-Surfer. Beim dramatisch angelegten »Music« von John Miles übernahmen die Stimmen einen Teil der Orchestrierung. Bei einem Michael-Jackson-Medley stimmte nicht nur die musikalische Darbietung, sondern man wagte auch Anklänge an die Choreographie des »Thriller«-Videos. Und was Bowie und Jagger können, können die »Tenors« vielfach verstärkt: Mit »Dancing in the street« schickten sie die Besucher in die Pause.

Ein walzerseliger Auftakt mit furiosem Finale bei »Libiamo«, dem Trinklied aus Verdis »La Traviata«, bot der zweite Teil. Von der Oper zur Filmmusik, der Sprung gelang mit »Now we are free« aus »Gladiator« spielend und beeindruckend: Während ein Solist glänzte, ließen sich die Kollegen »dirigieren«. Noch einmal die »Beach Boys« mit einer tollen Show zu »Good vibrations«, ein mit a-capella-Sequenzen bestücktes »Only you« und ein ganz getragenes »Imagine«: Johns Lennons Stück, der beliebteste Song aller Zeit, wurde gleich von mehreren Solisten getragen.

Lehárs »Dein ist mein ganzes Herz« bildete das Kontrastprogramm zur »Bohemian Rhapsody«: Bei den Tenören klang sie zwar anders als bei Freddy Mercury und Queen, ausdrucksvoll war die dramatische Geschichte aber allemal, zumal auch szenisch unterstützt. Bei »O Sole Mio« konnten sich Deutschland und England ein stimmliches Match liefern, das mit einem Unentschieden auf hohem Niveau endete. Begeistert wurde »Nessun dorma« aus »Turandot« aufgenommen, das Stück, das Paul Pots auf einen Schlag berühmt machte. Mit Unterstützung der Zuschauer - zweimal stampfen, einmal klatschen - gewann »We will rock you« an Fahrt, eigentlich der letzte Titel des Abends. Die Zuschauer im Bendow-Theater waren begeistert, und mit stehenden Ovationen erklatschten sie sich zwei Zugaben: »You can leave your hat on«, garniert mit einem kleinen Strip, und das zarte Wiegenlied von Brahms: »Guten Abend, gute Nacht« – ein stimmungsvolles Konzertende.

Begleitet wurden Fraser Findlay, Joshua Smith, Richard Munday, Karl Davies, John Ellis, Gavin Alex, Bradley Jaden, Gary David, Craig Whiteley, Johannes Beetz, Karl Grunewald und Alexander Herzog von Ciara Josephine Lavers am Schlagzeug, Sarah-Ann O’Brien am Keyboard und Adam Dobson am Klavier.ek