Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Frauen, Familie und soziales

Gesundes Aufwachsen der Kinder fördern

73 Prozent haben nicht behandlungsbedürftige Gebisse | Hohe Akzeptanz der Untersuchungen

Einbeck. Bei der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Frauen, Familie und Senioren des Landkreises Northeim im BBS-Forum in Einbeck ging es unter anderem um die Kindergesundheit. Den Bericht über das Jahr 2019 präsentierte Dr. Sigrun Kraus, Ärztin der Gesundheitsdienste im Bereich Kinderuntersuchungen, zusammen mit Gitte Schwarzer, Dr. Ute Scheiber und Claudia Zimmer-Mildner. Dabei ging es um Auswertung der Ergebnisse der Kindergartenuntersuchungen (KinDU) des Geburtsjahrgangs 2013/2014, der Schuleingangsuntersuchungen des Einschulungsjahres 2019 sowie der zahnärztlichen Untersuchungen des Schuljahres 2018/2019.

Auch wenn es im Vergleich zu den Vorjahren keine signifikanten Veränderungen gab, verdeutlichen die Resultate erneut die Notwendigkeit vorschulischer Förderung – insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund und aus Familien mit niedrigem Bildungsgrad - sowie die der erfolgreichen Präventionsarbeit des Arbeitskreises Zahngesundheit, so Dr. Kraus.

Das gesunde Aufwachsen von Kindern, das frühzeitige Erkennen auftretender Entwicklungsverzögerungen sowie der Schutz vor Gefährdungen stellen eine zentrale Verpflichtung des öffentlichen Gesundheitswesens dar. Ein förderliches Gesundheitsverhalten wird bereits in der Kindheit angelegt und erlernt. Körperliche und seelische Gesundheit sind wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und Arbeiten in Schule und Berufsleben. Förderung und Prävention sollen bereits im frühen Kindesalter beginnen.

Im Landkreis Northeim wurde 2007 ein Konzept zur Verbesserung der Kindergesundheit beschlossen. In den vergangenen Jahren hat sich die flächendeckende Präventionsarbeit bewährt mit frühem, verlässlichem und wiederkehrendem Kontakt zur Überprüfung der Zahngesundheit, flächendeckendem jugendzahnärztlichen Dienst, Beobachtungen der bis dreijährigen (überregional als »Northeimer Modell« seit 1984 bekannt), freiwilligen Untersuchungen aller Kinder vor der Einschulung sowie Schuleingangsunterbeobachtungen.

Bei 93,5 Prozent liegt die Akzeptanz der KinDU, in elf Jahren wurden 9.686 Jungen und Mädchen untersucht. Aus dem Jahrgang 2013/14 gab es Meldungen für 1008 Kinder aus Regeleinrichtungen, davon nahmen 942 teil. Die Anzahl der nicht untersuchten Jungen und Mädchen sank im Vergleich zum Vorjahr. Einen Sprachheilkindergarten besuchten sieben Mädchen und ein Junge.

Der allgemeine körperliche Untersuchungsbefund und der Ernährungszustand der Kinder des Jahrgangs waren gut. Bei einem Fünftel ist auf das Körpergewicht zu achten. Der tägliche Fernsehkonsum blieb konstant, die meisten schauten zwischen 30 Minuten und zwei Stunden täglich. Vorgelesen wird rund 73 Prozent der Kinder, der Großteil nutzt keine neuen Medien.

Ein wichtiges Ziel der Präventionskonzepte im Kindesalter ist, Jungen und Mädchen bei Eintritt der Schulpflicht in eine Regelschule einzuschulen und sie zur Erfüllung der schulischen Leistungsanforderungen zu befähigen. Dieses gilt auch für diejenigen, die durch Migration mit den dazugehörigen Lebenserfahrungen geprägt sind.

Die schulärztliche Untersuchung beinhaltet eine umfassende Beratung zu Entwicklung und Gesundheitszustand jedes Kindes sowie eine Impfberatung. Durch die Schulärztin wird ein Empfehlungsschreiben an die Schule erstellt und es mit Eltern besprochen. Die Entscheidung, ob ein Junge oder Mädchen eingeschult wird, trifft die Schulleitung.

2019 kamen 1.213 zur Untersuchung. 1050 Sechsjährige wurden schulpflichtig, 143 waren schon sieben Jahre alt. 20 am Stichtag 5-Jährige (Kann-Kinder) wurden vorgestellt. 26 Prozent der Jungen und Mädchen hatten einen Migrationshintergrund. Zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung oder früher erhielten 378 Kinder (31 Prozent) Fördermaßnahmen.

Die angestrebte Impfquote von 95 Prozent, die zur zuverlässigen Verhinderung der Ausbreitung ansteckender Erkrankungen erforderlich ist, wird im Landkreis in keinem der empfohlenen Bereiche erreicht. Als Ursache vermutet man Impfmüdigkeit, Angst vor Nebenwirkungen sowie Unterschätzen des Risikos von Folgeerkrankungen. Der Landkreis mit der flächendeckend angebotenen Reihenuntersuchung geht über die gesetzlichen Vorgaben hinaus und engagiert sich für verbesserte Prävention und Bildungsgerechtigkeit in Familien.

Die Basisarbeit in der Kleinkindersprechstunde ist weiter ein Erfolg. Um 19 Prozent reduziert hat sich die Zahl der Zahn- und Kieferfehlstellungen der Kinder bis zu drei Jahren im Lauf der vergangenen sechs Jahre. Das Grundprinzip der frühen Aufklärung will man im kommenden Schuljahr weiter ausbauen.
Das Ergebnis bei den Grundschulen zeigt, dass 73 Prozent der Schüler gesunde, nicht behandlungsbedürftige Gebisse besitzen. Der Anteil liegt um fünf Prozent höher als im Vorjahr. Die Gruppe der Risikokinder hält sich konstant bei sechs Prozent und entspricht den
Ergebnissen der Vorjahre.

Gewünscht wird die Schaffung von ausreichend wohnortnahen Kindergarten- und Krippenplätzen, insbesondere für Jungen und Mädchen aus bildungsfernen Familien oder mit Migrationshintergrund, die Fortsetzung bewährter niedrigschwelliger Präventionskonzepte wie KinDU, zahnärztliche Kleinkindersprechstunde oder Frühe Hilfen sowie die Sprachförderung für Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund zur Integration der Familien.

Ausgewirkt hat sich die Corona-Pandemie auf die Arbeit der Gesundheitsdienste. Von den 1262 geplanten Schuleingangsuntersuchungen für die Einschulung 2020 konnten bis zum »Lockdown« im März nur 769 (61 Prozent) erfolgen. Nach telefonischer Rücksprache mit Schulen wurden ab Mai weitere 64 Schulanfänger vorgestellt, so dass insgesamt 833 Schulanfänger (66 Prozent) untersucht wurden.

Die Schuleingangsuntersuchungen für das Schuljahr 2021 haben begonnen. Da momentan bei den Gesundheitsdiensten das Corona-Management oberste Priorität hat und die Gesundheitsdienste dabei eingebunden sind, kann die Planung nur eingeschränkt erfolgen. Bei Ansteigen der Infektionszahlen sind Absagen geplanter Termine möglich. Dennoch wird angestrebt, den Einschulungsjahrgang 2021 trotz personeller Engpässe komplett zu untersuchen.
Der Ausschuss befasst sich zudem mit Anträgen der SPD zum Corona-Zukunftsprogramm und von Bündnis 90/Die Grünen zur Erklärung des Landkreises als »Sicheren Hafen«. Damit befasst sich unter anderem der Kreisausschuss Ende Oktober weiter.mru