Rat der Stadt Einbeck

Gleichstellungsarbeit gelingt besser im Team

Gleichstellungsbericht für 2016 bis 2019 vorgelegt | Mit vielen Beteiligten auf einem guten Weg

Einbeck. »Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.« Artikel 3 des Grundgesetzes ist an den Anfang des Berichts gesetzt. Die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Geschlechter sei eine dauerhafte Aufgabe der Kommunen, das sei auch in der Niedersächsischen Verfassung festgeschrieben. Neben anderen Schwerpunkten bedeute Gleichberechtigung auch, der Frage nachzugehen, wie man künftig miteinander arbeiten und umgehen wolle. In Zeiten des demografischen Wandels müsse man sich Gedanken machen, wie Beschäftigte möglichst lange an die Stadtverwaltung als Arbeitgeberin zu binden seien und wie sie dort Unterstützung erhalten könnten, eine Balance zwischen beruflichen und familiären Anforderungen zu finden.

Der Anteil der weiblichen Bediensteten bei der Stadt Einbeck lag im Berichtszeitraum bei 63,5 Prozent. Der Anteil der Frauen in höheren Entgeltgruppen ist 2019 nach einem Absinken 2018 wieder angestiegen, was seinen Grund in neuen Stellenbewertungen hatte. Eine annähernd paritätische Besetzung bei Beamtinnen sowie weiblichen Beschäftigten werde bislang in keinem Bereich erreicht, hieß es.

Zu den Maßnahmen der Verwaltung für die Bediensteten zählen unter anderem die Verwendung einer gendergerechten Sprache, die Bevorzugung der jeweils unterrepräsentierten Geschlechter bei Stellenausschreibungen, die Möglichkeit zu Telearbeit, individuelle Absprachen zur Arbeitszeitgestaltung, die Umgestaltung des Sozialraums, damit er in Notfällen auch zur Kinderbetreuung genutzt werden kann, die Teilnahme der Stadtverwaltung am Audit berufundfamilie, im laufenden Jahr Planungen zu einer überarbeiteten Dienstvereinbarung zur gleichenden Arbeitszeit, Regelungen zum Zeitmanagement und zur Elternzeit. Als Maßnahmen der Verwaltung für die Einwohner wurden genannt die Einführung von Servicezeiten und die Aufhebung der Mittagsschließung, der Zukunftstag, Schnuppertage, die Präsentation bei der Ausbildungsmesse, die Installation eines Wickeltisches in der Unisex-Behindertentoilette im Neuen Rathaus, zugänglich während der Öffnungszeiten, Ganztagsschulbetrieb und die Umgestaltung von Parkanlagen.

Nach einer Vakanz wurde die Position der Gleichstellungsbeauftragten im Zuge der Novellierung des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes 2016 im Februar 2017 mit Simone Engelhardt neu besetzt. Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern mussten eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte mit mindestens der Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit beschäftigen. Ein Anknüpfen an die vorher geleistete Arbeit war durch die lange Vakanz nicht möglich, die gewünschte Kontinuität in der Arbeit und in den Angeboten ging verloren. Gleichwohl blieben Gleichstellungsthemen relevant. Die Pause war zugleich die Möglichkeit, neue Schwerpunkte zu setzen. Seit 2018 gibt es einen Haushaltsansatz, mit dem eigene Projekte geplant und umgesetzt und sinnvolle Ideen von Kooperationspartnern unterstützt werden können. »Die Ausstattung des Gleichstellungsbüros kann im aktuellen Berichtszeitraum als gut betrachtet werden«, so der Bericht.
Gleichstellungsarbeit in der Kommunalverwaltung bedeutet, bei allen Vorhaben und Entscheidungen die unterschiedlichen Lebenssituationen von Frauen und Männern im Blick zu haben. Ziel ist die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung und die Beseitigung bestehender Nachteile. Innerhalb der Verwaltung müssen Frauen und Männer gleiche Beschäftigungschancen und Aufstiegsmöglichkeiten bekommen. Die Kommune hat nach außen in allen Zuständigkeiten die Aufgabe wahrzunehmen, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern umzusetzen, und die Gleichstellungsbeauftragte gibt dafür Impulse, und sie begleitet die Umsetzung.

Geregelt ist ihre Tätigkeit innerhalb der Stadtverwaltung über die Mitwirkung in unterschiedlichen Bereichen, bei Fortbildungen und bei der Teilnahme an Ausschuss- und Ratssitzungen. Außenwirkung erzielt sie durch die Gründung und Tätigkeit des Frauenforums mit Bürgermeisterin und Einbecker Ratsfrauen sowie durch Themensetzungen zum Internationalen Gedenktag gegen Gewalt an Frauen am 25. November und zum Weltfrauentag am 8. März. Dazu gab es 2018 eine Autorenlesung mit Dirk Kurbjuweit und 2019 die Theatervorstellung »Kassandra«. Der Weltmännertag im November, eingeführt, um vor allem die Gesundheit von Jungen und Männern in den Blickpunkt zu rücken, wurde 2017 und 2018 mit verschiedenen Themen begangen.
Unterstützt wurden Projekte mit unterschiedlichen Kooperationspartnern, sowie externe Angebote, unter anderem eine Projektwoche der IGS. In Kreiensen wurde eine Nebenstelle des Frauenortes Paula Tobias eingerichtet, auch hier gab es Unterstützung.

Vernetzungen in der Region und darüber hinaus sind für die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten wichtig. Das gilt ebenso für Beratungen und die Beschäftigung mit Anfragen sowie die Teilnahme am Literaturfest Niedersachsen im vergangenen Spätsommer und schließlich der Besuch externer Veranstaltungen, die sich mit diversen Aspekten von Gleichberechtigung befassten.

»Als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Einbeck liegen meine Handlungsfelder wie beschrieben sowohl innerhalb der Verwaltung als auch außerhalb«, stellt Simone Engelhardt in ihrem Fazit beziehungsweise Ausblick fest. Die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern sei konstruktiv und ermögliche die Durchführung von interessanten und wichtigen Aktionen. In der Stadtverwaltung werde Gleichstellung inzwischen mehr als übergreifendes Thema für alle Bereiche gesehen. Geschlechterthemen würden in sehr unterschiedlichem Umfang beachtet. Einige Maßnahmen, die aktiv zur Gleichstellung von Frauen und Männern beitragen würden, hätten einzelne Bereiche schon seit Jahren umgesetzt – Standards würden selbstverständlich eingehalten.

Es sei aber nicht immer leicht, geschlechtergerechte Inhalte zu erkennen und entsprechend zu planen. »Benachteiligungen zu erkennen, fällt oft auch deshalb schwer, weil der eigene Erfahrungsschatz nicht damit in Einklang zu bringen ist«, berichtet sie weiter. Zu verinnerlichen, dass Entscheidungen am Arbeitsplatz im Alltag ganz unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer haben könnten, sei eine gute Voraussetzung, um an der Verwirklichung der Gleichberechtigung zu arbeiten. Dieser Ansatz sei eine gemeinsame Herausforderung der Verwaltung und der Gleichstellungsbeauftragten, die regelmäßig und rechtzeitig zu beteiligen sei. »Gemeinsam sind wir hier auf einem guten Weg für Frauen und Männer, Führungskräfte und Beschäftigte, Bürgerinnen und Bürger und für einen guten Umgang miteinander«, stellt sie fest. Gleichstellungsarbeit gelinge besser im Team. Deshalb sollte man auch künftig gemeinsam daran arbeiten, dass Frauen und Männer in gleichem Maß an Berufs- und Familienleben, in der Politik und an Führungspositionen teilnehmen könnten.ek/oh