Goetheschule informiert über System an Gesamtschulen

Zweiter Fragebogen soll neue Erkenntnisse zur Gesamtschule bringen / Demographische Entwicklung sorgt für Schülerschwund

In der Goetheschule Einbeck fand kürzlich ein Informationsabend mit anschließender Diskussion zur Einrichtung einer Gesamtschule in Einbeck statt. Lehrer von KGS- und IGS-Schulen erläuterten die jeweiligen Konzepte. Zusätzlich wurde auf die Meinung der Bevölkerung eingegangen, die sich in einem Fragebogen bereits äußerte.

Einbeck. Der Schulelternratsvorsitzende Werner Sprecher hatte die Schulelternräte eingeladen, damit »die Wahlberechtigten richtig entscheiden« könnten. Er erläuterte zunächst, was unter einer guten Schule zu verstehen sei: Das Klima zwischen Lehrern und Schülern müsse stimmen, Talent und Begabung gefördert werden. Dies treffe neben vielen weiteren Punkten auf die Goetheschule zu.

Den Fragebogen zur Gesamtschule hält Sprecher für »nicht informativ genug«. Schulleiter Horst Bertram erläuterte daraufhin die aktuelle Situation und die Ergebnisse der ersten Befragung. »Der Fragebogen gab durch seine Formulierung bereits eine Tendenz zur Einrichtung einer Gesamtschule vor«, sagte Bertram. Drei Bereiche ständen für die Einrichtung einer Gesamtschule zur Auswahl: Northeim/Katlenburg-Lindau/Kalefeld, Einbeck/Dassel/Kreiensen und Bad Gandersheim/Kreiensen/Kalefeld. 60 Prozent Rückläufe habe es gegeben, davon sprachen sich 72 Prozent für eine Gesamtschule im erstgenannten Bereich aus. Die Region Einbeck erhielt lediglich 52 Prozent Zustimmung. Da der Betrieb einer Gesamtschule für 14 Jahre gesichert werden müsse, komme die demographische Entwicklung ins Spiel: Die Schülerzahlen nehmen durch den Bevölkerungsrückgang langfristig ab, so dass die Auslas-tung einer neuen Schule nicht gesichert werden könne, so Bertram.

Nun wurden die einzelnen Schulsysteme vorgestellt. Lothar Ohm-Schrader berichtete von der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Göttingen, einer kooperativen Gesamtschule. Bereits in den Klassen fünf und sechs werden dort integrative Aspekte gefördert, ab Klasse sieben wählen die Schüler ihre Leistungskurse. Gesonderte Klassen für Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten gibt es erst ab Klasse neun. Pflicht sei der Ganztagsunterricht, zudem verfüge die Schule über vielfältige Sport- und Freizeitmöglichkeiten und eine Mensa. Ein besonderes Augenmerk habe auf der Raumaufteilung gelegen, so Ohm-Schrader, hier sei ein bestimmtes Konzept nötig. Profilklassen und Sprachkurse erweitern das Angebot.

Sabrina König absolviert zur Zeit ihr Referendariat an der IGS Göttingen. Diese lehre nach dem Team-Kleingruppen-Modell, an Gruppentischen werden sechs Kinder auf unterschiedlichem Leistungsniveau unterrichtet. Dies fördere Zusammenhalt und Lerneffizienz, von Klasse fünf bis zehn bleiben die Gruppierungen gleich. Im Rahmen der inneren Differenzierung seien Arbeitsaufträge und Lernziele der Schüler unterschiedlich, wichtig sei kooperatives Lernen. Differenziert werde nach Interesse und Begabung, ab der siebten Klasse gibt es Wahlpflichtfächer. Die Mitarbeit der Eltern sei bei dieser Schul- und Lernform »unglaublich wichtig«, betonte König.

Auch sie erläuterte, wie unabdingbar die richtigen räumlichen Bedingungen für die Schulform seien. Die Räume sind nach einem bestimmten »Cluster« angeordnet, um größtmögliche Effizienz zu erzielen. »Klassenlehrer werden doppelt besetzt«, fügte sie an, auch sozialpädagogische Betreuung sei wichtig.

Durch die Einrichtung einer Gesamtschule in Einbeck würde die Goetheschule langfristig Schüler verlieren, erklärte Bertram. Dadurch würden die Ressourcen schwinden und das Kursangebot sich verringern. Eine verstärkte Kooperation mit den Dasseler und Northeimer Gymnasien sei wegen der Entfernungen nicht möglich. Auch mit der Oberstufe einer »eventuellen Gesamtschule« gestalte sich die Kooperation aufgrund unterschiedlicher Lernziele und Arbeitstechniken schwierig.

Nun diskutierten die Redner mit den Eltern. Fakt sei, dass »der demographische Wandel nicht wegzudenken ist«, die langfristigen Zahlen würden außerdem zu denken geben, da die Schülerzahlen sinken. Ein dreigegliedertes Schulsystem und eine Gesamtschule seien in Einbeck langfristig nicht vereinbar, da es zuwenig Schüler gebe, meinte der Schulleiter. Für Eltern stelle eine Gesamtschule jedoch eine zusätzliche Wahlmöglichkeit dar, dies dürfe nicht vernachlässigt werden.

Absehbar sei jedoch, dass die Hauptschulen in Einbeck »nicht langfristig zu halten« seien. Die Eltern sind einer Gesamtschule jedoch nicht abgeneigt, das Konzept sei »ausgezeichnet und wirkungsvoll«. Man müsse versuchen, für Einbeck eine konstruktive, positive Antwort zu finden. Noch habe man schließlich die Möglichkeit, aktiv zu reagieren. Sollte sich im Schulsystem in Zukunft nichts ändern, würden sich sowieso große Probleme ergeben.»Die Konzepte müssen vor der Abstimmung konkretisiert werden«, war die einhellige Meinung. Die Eltern und Lehrer hoffen nun, dass der zweite Fragebogen mehr Klarheit bringt.tc