Größter Saal am Platz

Einbeck. Im Februar 1907 ging diese Postkarte mit des Ansicht des Hotels »Zur Traube« von Einbeck an das »Fräulein Hermine Harms« nach Jever: »Von der Liedertafel fidele Grüße sendet Dir Deine Marie«. Die Freundin beklagt sich, dass Hermine und eine weitere Freundin nicht dabei sein können. Unterschrieben ist die Karte von weiteren sieben Personen: Wilhelm S., Anna Jessen, »Gruß und Kuß von Levi«, H. Cordes, Frieda Rulfs, Adolf Merkel und einem kryptischen Namenskürzel.

Das Hotel »Zur Traube«, Altendorfer Straße 13, warb auf der Ansichtskarte damit, ein Haus ersten Ranges zu sein. Auf dem Foto sieht man links den hoteleigenen »Omnibus«, dessen Kutscher die Gäste entweder in die Sommerfrische oder zum Bahnhof bringen konnte. Ob es sich bei den Personen im Eingang um Inhaber und Personal, oder um Gäste handelt, ist unbekannt.

Die Traube hatte ihren wirtschaftlichen Aufschwung schon ab 1831. In jenem Jahr änderte sich die Einbecker Verkehrsführung dramatisch. Führte die Hauptstraße vorher über den Neuen Markt und die Tiedexer Straße, entstanden jetzt auf der Achse Hullerser- und Altendorferstraße neue Wirtshäuser, wie »In der Traube« bei »Cammerer« und dem »König von Preußen« bei Eicke. Ursprünglich war der »Kronprinz« auf dem Marktplatz das erste Haus in Einbeck gewesen, aber durch die neue Verkehrsführung trat der »Goldene Löwe« aufgrund seiner besseren Lage an der neuen Hauptstraße in den Vordergrund.

Die oben erwähnte Liedertafel fand offensichtlich in der Traube statt, immerhin verfügte das Hotel über mehrere Säle: »Table d´hôte 12 ¾ Uhr. Weinzwang. Restauration nach der Karte zu jeder Tageszeit. Kleine Diners ohne Weinzwang im Restaurant. Gute Küche- Weine erster Häuser. Festsaal vom Hotel getrennt.

Omnibus zu jedem Zuge am Bahnhof. Korridor-Heizung. Telephon No. 9«. Bereits Inhaber A. Paulmann warb für sein altrenommiertes Haus ersten Ranges mit einem vom Hotel getrennten Festsaal. Der nachfolgende Besitzer, Chr. Rolf, steigerte die Werbung auf »grösster Concertsaal am Platze«. Die Abbildung links oben zeigt den zwei Stockwerke hohen Saal des Hotels zur Traube mit großen Fenstern, und einer von Säulen flankierten und mit einem Fresko ausgestatten Bühne. wk