Gute Schulen und mehr: Hilfe für Uganda

St. Alexandri Stiftung möchte Entwicklungsprojekt in Afrika unterstützen | Kontakte zwischen Schülern | Matinee

Karsten und Sabine Wolpers vom »Freundeskreis christliche Sozialarbeit in Uganda«berichteten auf Einladung der St. Alexandri Stiftung vor Schülern über ein Hilfsprojekt in dem afrikanischen Land. Die Stiftung möchte das unterstützen und auch Kontakte von Jugendlichen in beiden Ländern ermöglichen.

Einbeck. Der afrikanische Kontinent mit seinen Problemen ist aktuell etwas aus dem Blick geraten angesichts anderer Themen, die das Weltgeschehen brennend bestimmen. Das möchte die St. Alexandri Stiftung anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens ändern. Kontakte zwischen Einbecker Schülern und Gleichaltrigen in Uganda sollen ermöglicht werden. Es gebe, ist die Stiftung überzeugt, viele Parallelen zwischen den Jugendlichen, die gelte es zu fördern, denn die Vermittlung von Werten sei auch ein Stiftungszweck. Konkret dazu berichtet haben jetzt Karsten Wolpers, Vorsitzender des »Freundeskreises christliche Sozialarbeit in Uganda« aus Hankensbüttel, und seine Frau Sabine. Sie betreuen seit vielen Jahren ein privat organisiertes Entwicklungsprojekt in Uganda. Zu dessen Unterstützung findet am 19. Juni eine Benefiz-Matinee statt.

An den Lebensumständen in einem anderen Land seien die Schüler sehr interessiert, sagte Dörte Kirst-Bode, die stellvertretende Schulleiterin der Berufsbildenden Schulen Einbeck und das gelte auch für die weiteren Schulen, die dabei seien: Paul-Gerhardt- und Rainald-von-Dassel-Schule aus Dassel sowie die Einbecker Goetheschule. Für die St. Alexandri Stiftung vermutete Dr. Henning von der Ohe, Vorsitzender des Kuratoriums, dass viele bisher kaum etwas über Uganda im Osten Afrikas gehört hätten – hinter Krieg, Klimakrise und Corona stehe das zurück. Aber auch die Jugendlichen dort hätten Sorgen wie die nächste Mathearbeit, die Berufsausbildung oder die Frage, warum sich ein Freund so lange nicht gemeldet habe. So könne man einen Draht zueinander finden. Zu den Problemen, die das Land ohnehin habe, kämen die Auswirkungen des Krieges in besonderem Maße, etwa durch Hunger, und auch der Klimawandel mache sich bemerkbar. Wie man vor Ort helfen könne, das würden Karsten und Sabine Wolpers anhand des Beispiels Butiru im westlichen Landesteil vorstellen.
Uganda ist flächenmäßig kleiner als Deutschland und hat 35 Millionen Einwohner. Es liegt hoch, die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt gut 22 Grad Celsius. Auffällig ist der Altersdurchschnitt der Bevölkerung von 15 Jahren – in Deutschland sind es 44,2 Jahre. Eine Frau bekommt statistisch 6,4 Kinder. 85 Prozent der Einwohner sind Christen, 14 Prozent Muslime. Auf 100.000 Ärzte kommen 0,08 Ärzte; in Deutschland ist es 42-Fache, und das Bruttosozialprodukt ist hier um das 70-Fache höher als dort. Zu den Problemen gehören laut Wolters Korruption, Vetternwirtschaft, eine hohe HIV-Infektionsrate, Polygamie und das schlechte Schulsystem.

Der Verein wurde 1993 von Elisabeth Mwaka, geborene Schulze, in ihrer heimischen Kirchengemeinde in Hankensbüttel gegründet. Sie war als Krankenschwester 1990 nach Uganda gegangen, hat dort von 1997 bis 2000 ein Hospital aufgebaut, ist wieder nach Deutschland zurückgekehrt und erneut nach Uganda gegangen. Sie hat im Land eine Familie gegründet und ein zweites Krankenhaus gebaut. Und sie hat sich um Schulbau gekümmert, insgesamt sind es schon mehr als 50 um das Zentrum Butiru. Aber auch Waisen- und Schwesternausbildung sind wichtige Anliegen des Vereins. Unterstützt wird er durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Stiftungen, Lions Club, Rotarier und viele private – auch prominente – Spender. Das Tempo, das dabei vorgelegt werde, sei unvorstellbar: Auf den Wunsch, eine Schule zu bauen, folgte der sofortige Baubeginn, das habe er selbst erlebt, so der Referent. Die Schulen seien aber auch besonders wichtig: Es gebe zwar eine Schulpflicht, doch die Lehrer würden schlecht bezahlt, und sie seien nicht immer anwesend; dann blieben auch die Schüler aus, zumal sie zuhause gebraucht würden. Außerdem biete eine staatliche Schule kein Mittagessen.

Die privaten Schulen des Vereins bezahlen ihre Lehrer besser, und die Schüler bekommen ein Mittagessen. Es ist ein – für deutsche Maßstäbe geringes – Schulgeld in Höhe von etwa zwölf Euro für drei Monate zu zahlen, was für viele Familien allerdings schwierig ist. Die Fotos, die das Ehepaar präsentierte, zeigten sehr viel fröhliche Kinder. Häufig wird mit bis 60 Schülern in einer Klasse im Freien unterrichtet. Anstelle von Büchern oder Laptop wird vorgelesen. Vereinsmitglieder und viele weitere Spender haben für 30 Euro im Monat Patenschaften für Waisenkinder übernommen, für die ein Schulbesuch sonst gar nicht möglich wäre. Damit bekommen die Kinder dann in einem Internet ein Bett und eine Metallkiste für ihre gesamte Habe. Sie erhalten drei Mahlzeiten täglich und medizinische Versorgung. Zweimal pro Jahr melden sie sich mit einem Brief bei ihren Paten und berichten, wie es ihnen geht. Bisher hat der Verein 3.000 Patenschaften vermittelt. 40.000 Kinder haben eine der Schulen besucht, viele mit einem Abschluss bis zum Abitur, sie konnten studieren oder haben eine Berufsausbildung absolviert.

Mit Freude, berichteten die Vereinsvertreter, könne man miterleben, was aus den Kindern werde. Häufig könnten sie mit ein bisschen Unterstützung sehr gut im Leben zurechtkommen.

Wo es erforderlich und möglich ist, werden sie in der Berufsausbildung unterstützt; dafür wurden auch besondere Arbeitsplätze geschaffen, etwa als Tischler, Maurer oder Schneider.

Ein weiteres wichtiges Projekt des Vereins ist die Unterstützung von Witwen und deren Kindern. Nach dem Tod der Männer durch HIV seien sie auf sich gestellt. Mit Mikrokrediten ist es häufig möglich, dass sie sich durch Gemüseverkauf oder einen Laden mit Nähmaschine eine Existenz aufbauen können, und es werden kleine Häuser für sie gebaut - mit 500 Euro lässt sich da eine Menge erreichen.

Butiru sei eine vergessene Region gewesen, so das Ehepaar, ein Dorf und ein Bezirk mit etwa 17.000 Einwohnern, die in vielen kleinen verstreuten Orten leben, im ländlichen, bergigen Osten Ugandas, etwa 1.100 Meter hoch. Durch die Schulen und die damit zusammenhängende Infrastruktur sei etwas Wohlstand gekommen. Es wurde eine Genossenschaft gegründet, die Überschüsse in neues Saatgut investiert, durch eine Initiative kann ein Hospital mit Solarenergie versorgt werden, und Wasserfilter sorgen für mehr Gesundheit. Ziegenhaltung verbessert die Lebensmittelversorgung der Menschen schon enorm, und eine Kuh steht für Reichtum. Über eine Biogasanlage wird Energie zum Kochen gewonnen. Gesundheitliche Versorgung geschieht unter anderem durch Barfußdoktoren. 2018 ereignete sich ein Erdrutsch während der Regenzeit. Die anschließenden Aufbauarbeiten wurden vom Freundeskreis unterstützt. Durch eine große Spende war es möglich, eine neue Schule zu bauen: Gespendet wurde zu Weihnachten, Ostern war die Schule fertiggestellt.

Corona hat das Land in einen der weltweit härtesten Lockdowns versetzt, der mit Gewalt vollstreckt wurde. Der Freundeskreis konnte aber die Gelegenheit nutzen, Girls Clubs zu gründen - ansonsten wären die Mädchen möglicherweise im Lockdown verheiratet worden. Und auch die Lehrer sind in dieser Zeit unterstützt worden.

Die Einbecker und Dasseler Schulen, das wurde in der anschließenden Diskussion deutlich, können sich einen Kontakt nach Uganda gut vorstellen – von dortiger Seite idealerweise per Brief, was zwar lange dauert, aber die einfachste Möglichkeit wäre; denn den Schülern stehen zwar gebrauchte Laptops zur Verfügung, aber die Stromversorgung ist ein Problem. Wären Einladungen nach Deutschland möglich? »Das erschlägt die Gäste«, so die Erfahrung. Das Leben in Uganda sei komplett anders als in Deutschland; darauf müssten sich dann im Gegenzug auch deutsche Besucher einstellen, die beispielsweise für ein mehrwöchiges Praktikum dorthin gehen wollten, was durchaus möglich wäre.

»Sie leisten besondere Arbeit«, würdigte Dr. Henning von der Ohe den Einsatz des Vereins. Der Vortrag habe einen guten Einblick in die beeindruckende Tätigkeit vor Ort vermitteln können. Es seien, das werde klar, bei dieser Hilfe Geduld und langer Atem gefragt.ek