»Handwerk - darauf sind wir stolz«

Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Northeim-Einbeck | mehr als 86 Prozent haben bestanden

Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe (links) gratulierte zusammen mit Innungs- und Prüfungsbesten. Es sind (von links) Moritz Schiller, Jannik Henne, Maria Haese, Dennis Randersen, Marie-Luise Droste, Gabriel Graser, Eric Bostelmannn sowie die verhinderte Franzsika Symnick.

Einbeck. Auf ihre Leistungen können die Auszubildenden stolz sein, betonte Katharina Finkenzeller, Referentin für Berufliche Bildung der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, 68 von 79 haben ihr Ziel erreicht. Sie haben die Gesellenprüfung bestanden. Bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Northeim-Einbeck im Einbecker BBS-Forum nahmen sie im feierlichen Rahmen ihre Zeugnisse entgegen.

Das bedeute aber nicht, dass das Lernen damit beendet sei, Finkenzeller rief dazu auf, sich ständig fortzubilden. Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe hieß neben den erfolgreichen Prüf­lingen auch Vertreter der Betriebe, der Handwerkerschaft, der Politik, der Verwaltung, von verbundenen Unternehmen sowie die Eltern willkommen: Mit dem Ende der Ausbildung vollende sich auch für sie ein Teil des eigenen Lebenswegs.

Der Prüfungserfolg sei ein großer Anlass zum Feiern. Der Kreishandwerksmeister brachte den Zuhörern »Einsteins Weisheit« mit einer praktischen Übung näher. Er füllte erst Golfbälle, dann Kies und danach Sand in ein großes Glas und goss alles mit Bier auf. Die Golfbälle seien die wichtigen Dinge wie Familie, Gesundheit, Kinder, Freunde, Leidenschaften, die das Leben erfüllten; die Kieselsteine Dinge von Bedeutung wie Arbeit, Haus, Auto und Hobby.

Der Sand stehe für den übrigen Kleinkram. Wenn man ihn aber zuerst ins Glas fülle, bleibe kein Platz mehr für Golfbälle und Steine, warnte er. Wenn man im Leben alle Zeit und Energie auf den Kleinkram verwende, werde man keinen Raum mehr für Wichtiges haben - man müsse Prioritäten setzen und auf die Dinge achten, die das Glück gefährden.

»Kümmern Sie sich zuerst um die Golfbälle. Der Rest ist nur Sand.«Und das Getränk, sagte er auf Nachfrage aus dem Publikum, zeige, dass immer noch Raum für ein Bierchen bleibe, egal, wie voll das Leben erscheinen möge. Jetzt heiße es, das Gelernte anzuwenden, so Hupe. Die erfolgreiche Ausbildung eröffne zahlreiche Möglichkeiten. Wer sich durch Fortbildung weiterqualifiziere, erhalte Aussicht auf mehr Abwechslung, mehr Gehalt und mehr Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt.

Je nach Schulung erreiche man einen Abschluss, der einem Bachelor oder sogar Master gleiche. Das erhöhe die Chancen auf einen gut bezahlten und verantwortungsvollen Job als Fach- oder Führungskraft. Karriere gehe auch ohne Studium, so Hupe. Angehende Aufsteiger müssen die Kosten für die Weiterqualifizierung nicht allein stemmen.

Das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz, auch »Aufstiegs-BAföG« genannt, unterstützt sie dabei mit Zuschüssen und günstigen Krediten. Hupe rief die neuen Gesellen dazu auf, mit Freude und Elan ihre nächsten Karriereschritte anzugehen. »Handwerk - darauf sind wir stolz«, so lautete der Titel des Festvortrags von Katharina Finkenzeller, Referentin für Berufliche Bildung der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, stolz können auch die neuen Gesellen sein. Zusammen mit Eltern, Ausbilder, Lehrern und Vertretern der Handwerkskammer haben sie gemeinsam etwas Großes geleistet.

Die Absolventen haben erfahren, was der Volksmund meine mit: »Lehrjahre sind keine Herrenjahre.« Bei jedem traten Phasen des Frustes und der Enttäuschung auf, wenn etwas nicht so lief, wie man es sich vorgestellt hatte. Aber es gab auch freudige Ergebnisse: Wenn etwas gelungen war und der Ausbilder ein Lob aussprach, wenn man in einem guten Arbeitsklima Anerkennung und Zugehörigkeit spürte oder wenn man der Gehaltszettel in der Hand hielt - sein eigenes Geld, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.

Nach Aneignung von viel Wissen - nicht nur für die Abschlussprüfungen - können die Absolventen jetzt stolz auf das Erreichte sein. Finkenzeller appellierte, im Alltag zu zeigen, welch gute Ausbildung jeder genossen hat. »Zeigen Sie, dass Sie sich handwerkliche Kompetenzen erworben haben, zu denen Wissen, Können und Streben nach Qualität zählen, dies sind in der heutigen globalisierten Zeit Grundlagen für den sprichwörtlichen ‘goldenen Boden des Handwerks’«, so die Referentin. Nicht immer sei das Abitur der Weg zum Glück.

Intelligenz zu besitzen, dürfe man nicht nur Studierenden bescheinigen, ein Azubi habe sie ebenfalls. Bewusst entschied er sich, eine zukunftsträchtigen und gesellschaftsstützenden Beruf zu wählen. Die Referentin zitierte Horst Reiner Menzel, der sagte: »Manuelle Fähigkeiten schlagen sich nicht in Sprachgewandtheit oder Schulzeugnissen nieder, Handwerker tragen die Intelligenz in ihren ‘goldenen Händen’.«

Viele orientierungslose Abiturienten und eine explodierende Anzahl von Studienabbrechern gebe es, aber auch einen Mangel an Fachkräften im Handwerk. Gut ausgebildet können die Absolventen dem entgegentreten. Gemeinsam sollen alle sich einsetzen, dass das Handwerk wieder mehr in den Vordergrund gestellt werde.

»Zeig uns, was in Dir steckt«, dazu rief sie die Gesellen auf. Mit der Freisprechung sei der Ausbildungsweg noch längst nicht zu Ende. Auch wegen der Globalisierung, die vor Niedersachsen nicht haltmache, gelte es, lebenslang zu lernen und sich fortzubilden. Ein Anreiz: Die Landesregierung habe gemerkt, dass die Meisterprüfung mindestens so wichtig wie ein Studium sei, zukünftig belohne sie den erfolgreichen Abschluss der Meisterprüfung mit einer Prämie von 4.000 Euro. Die Freizusprechenden haben Grund, stolz zu sein.

Mit handwerklichen Gesellenstück und bestandenen Prüfungen haben sie zu etwas gebracht. Im Sinn der deutschen Malerin Paula Modersohn-Becker sagte Finkenzeller: »Jetzt, mit dem Gesellenbrief in der Hand, da sind Sie wer.« Zum Abschluss sagte sie: »Seien Sie stolz, seinen wir selbstbewusst, seien wir stolz auf unser Handwerk.« Er freue sich, so Kreishandwerksmeister Hupe, dass immer wieder herausragende Ergebnisse bei den Prüfungen erreicht werden.

Das eröffne die Möglichkeit, am praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend auch auf höheren Ebenen teilzunehmen. In der Bäcker-Innung Northeim-Einbeck, Ausbildungsberuf Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei, wurde Innungsbeste Franziska Symnick, Uslar, Ausbildungsbetrieb Bäcker- und Konditormeister Marcus Friedhelm Beckmann, Uslar, in der Dachdecker-Innung Northeim-Einbeck, Ausbildungsberuf Dachdecker, Moritz Schiller, Einbeck, Ausbildungsbetrieb Dachdeckermeister Manfred Nienstedt, Opperhausen, in der Elektro-Innung Northeim-Einbeck, Ausbildungsberuf Elektroniker, Jannik Henne, Dassel, Ausbildungsbetrieb Elektroinstallationsmeister Wolfgang Johann, Salzderhelden.

Innungsbeste sind in der Fleischerei-Innung Northeim-Einbeck, Ausbildungsberuf Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Fleischerei, Maria Hesse, Bovenden, Ausbildungsbetrieb Heike Korengel, Hardegsen, in der Kraftfahrzeug-Innung Northeim-Einbeck-Duder- stadt, Ausbidlungsberuf Automobilkaufmann, Dennis Randersen, Barterode, Ausbildungsbetrieb Autohaus Bethel, in der Tischler-Innung Northeim-Einbeck, Ausbildungsberuf Tischler, Marie-Luise Droste, Detmold, Ausbildungsbetrieb Maßregelvollzugszentrumd Niedersachsen, Moringen, und in der Zimmerer-Innung, Northeim, Ausbildungsberuf Zimmerer, Eric Boselmann, Northeim, Ausbildungsbetrieb Langheim Holzbau, Kreiensen, sowie Prüfungsbester, in der Zimmerer-Innung, Northeim, Ausbildungsberuf Zimmerer, Gabriel Graser, Katlenburg-Lindau, Ausbildungsbetrieb Zimmermeister Holger Isermann, Katlenburg-Lindau.mru