Dreimal Lesch zu Religion, Literatur, Wissenschaft

St. Alexandri Stiftung lädt zu Vortragsreihe mit Jürgen-Peter Lesch, Harald Lesch und Hans-Wolfgang Lesch ein

Dr. Henning von der Ohe, Kerstin Fritze und Günter Dietzek (von links) vom Kuratorium der St. Alexandri Stiftung laden zu einer Vortragsreihe mit drei »Leschs« ein: Am 8., 10. und 11. März geht es um Religion, Wissenschaft und Literatur.

Einbeck. Drei »Leschs« sind im kommenden Monat zu Gast bei der St. Alexandri Stiftung. Sie referieren zu unterschiedlichen Themen, beleuchten Religion, Wissenschaft und Literatur. Die Brüder Jürgen-Peter Lesch und Professor Diplom-Pädagoge Hans-Wolfgang Lesch sind ehemalige Einbecker, der Dritte im Bunde, ZDF-Moderator Professor Dr. Harald Lesch, ist ihr Neffe zweiten Grades.

Die Lesch-Vortragsreihe läuft am 8., 10. und 11. März in Einbeck. Die Idee dazu kam von der St. Alexandri Stiftung, und durch persönliche Kontakte zu Hans-Wolfgang Lesch konnten Termine vereinbart werden, wobei es nicht einfach war, alle zeitnah unter einen Hut zu bekommen, wie die Organisatoren von »Dreimal Lesch in Einbeck«, Dr. Henning von der Ohe, Günter Dietzek und Kerstin Fritze, einräumen.

Es gehe in allen Veranstaltungen darum, gesellschaftliche Werte zu diskutieren. Besonders stolz sind die Mitglieder des Kuratoriums der St. Alexandri Stiftung, dass es ihnen gelungen ist, Professor Dr. Harald Lesch zu gewinnen: Er komme nur, wenn ihn ein Thema interessiere. Den Auftakt macht der Theologe Jürgen-Peter Lesch am Donnerstag, 8. März. Er ist ab 19 Uhr in der Marienkirche am Sülbecksweg zu Gast.

Sein Thema lautet »Bibelübersetzung damals und heute«. Aufgewachsen ist Jürgen-Peter Lesch in Einbeck. Nach dem Abitur 1970 hat er eine Ausbildung als Apothekerassistent absolviert und in dem Beruf gearbeitet. Ab 1974 studierte er evangelische Theologie in Göttingen. 

Nach dem Vikariat in Rehburg-Loccum wurde er 1982 Pastor in Dassensen/Rotenkirchen und Wellersen sowie an der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel. Viele werden sich vermutlich noch an ihn erinnern. 1989 wurde er Landespfarrer für Schülerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Von 2001 bis 2007 war er Geschäftsführer im Projekt Septuaginta Deutsch mit Arbeit an Hochschulen, danach war er Mitarbeiter im Projektbüro Reformprozess im Kirchenamt der EDK in Hannover und Geschäftsführer der Revision der Lutherbibel.

Er berichtet über diese Arbeit an der »Lutherbibel 2017« und seine aktuelle Beschäftigung an der Basisbibel. Er wird auf die Geschichte der Bibelübersetzungen von der Übersetzung der hebräischen Bibeltexte ins Griechische bis zur Übersetzung Martin Luthers eingehen. Zwei Übersetzungen sollen ausführlicher vorgestellt werden: die revidierte Lutherbibel und die Basisbibel.

Für die Ausbreitung der reformatorischen Gedanken hatte Luthers Bibel herausragende Bedeutung, er schuf einen besonderen »biblischen Sprachklang. Die Basisbibel ist für das Lesen im Buch und am Bildschirm konzipiert. Prägend sind die Nähe zum Urtext, die lesefreundliche Sprachstruktur und die crossmediale Vernetzung. »Wissenschaft & Religion - ein Missverständnis?«, dieser Frage widmet sich Professor Dr. Harald Lesch am Sonnabend, 10. März, ab 19 Uhr in der Einbecker Münsterkirche. Er blickt dabei auf Wissenschaft und Religion und ihre Bedeutung für das Menschsein.

Es geht beispielsweise um die Frage, an was man noch glaubt, wenn man anscheinend alles weiß. Wissenschaft allein reiche nicht aus, so Lesch, es blieben Fragen offen. Der Mensch brauche Werte und Normen und etwas, das ihn tragen und wonach er lebe und strebe. Er nutze dazu Gedanken- und Glaubenssysteme.

»Wir leben ja nicht von Messwerten, sondern von den Werten, die wir für grundlegend halten«, erläutert der Wissenschaftler. Wohin die Lebensreise führe und wie man mit anderen lebe, das sei Gegenstand der Religionen. Harald Lesch ist Professor für Theoretische Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie in München, ZDF-Moderator für Wissenschaftssendungen (»Frag den Lesch«, »Leschs Kosmos«, »Terra X«) und Mitglied des Klimarats der Bayrischen Staatsregierung.

Eine »literarische Predigt« hält Professor Diplom-Pädagoge Hans-Wolfgang Lesch am Sonntag, 11. März, ab 10 Uhr im Gottesdienst in der Münsterkirche. Er spürt der Frage nach, ob die Bibel Literatur ist: Ja, das sei sie, sie erzähle Geschichten und Geschichte, sie biete unterschiedliche Lyrik.

Und er zeigt auf, wie literarische Werke auf die Bibel Bezug nehmen, etwa in Thomas Manns Romanwerk »Joseph und seine Brüder«. Aber auch weitere Autoren schöpften aus der Bibel. Anhand von Beispielen wird er deutlich machen, wie viele Texte der neueren deutschsprachigen Literatur ohne die Bibel nicht entstanden wären und wie viele auf sie Bezug nehmen. Er möchte die Bibel wie die ausgewählten Texte in einem neuen Licht zeigen.

Geboren wurde Hans-Wolfgang Lesch 1940 in Marburg/Lahn. 1952 zog die Familie nach Einbeck, er besuchte die Goetheschule, wurde in der Münsterkirche konfirmiert und studierte nach dem Abitur ab 1960 Germanistik und Geschichte. Nach dem Referendariat in Uslar schloss sich ein Pädagogik-, Psychologie- und Soziologiestudium an. Von 1975 bis 1985 lebte Lesch mit seiner Familie in Salzderhelden.

Er war Akademischer Rat beziehungsweise Oberrat in Göttingen, danach Akademischer Direktor in Lüneburg, und er hatte mehrere Gastprofessuren in den USA. 2001 ging er in den Ruhestand, anschließend war er Lehrbeauftragter und Prüfer an der Leuphana-Universität. Seit 15 Jahren beschäftigt er sich in Forschung und Lehre mit der Literatur der DDR, seit 2011 hält er Vortrags- und Filmveranstaltungen zu Goethezeit, Romantik, »Das Junge Deutschland«, Geschichte seit 1789, Literatur und Filmgeschichte der DDR beziehungsweise zu Autoren der DDR.

Für die St. Alexandri Stiftung passe die Vortragsreihe genau in ihr Konzept, Inhalte darüber zu transportieren, was die Gesellschaft präge, stellen die Stiftungsvertreter fest. Alle Interessierten sind zur Reihe willkommen, der Eintritt ist frei. Die drei moderierten Veranstaltungen bieten nach den Vorträgen Gelegenheit zum persönlichen Gespräch, und es können Fragen gestellt werden, nach dem Gottesdienst im Rahmen des Kirch-Kaffees - übrigens auch der Tag der Kirchenvorstandswahl.ek