Heldenburg-Rundgang in Buchform

17 Burg-Stelen, 17 erkenntnisreiche Buch-Kapitel | 15 weitere Burgen von Trögen bis Plesse auch vorgestellt

Stelen und Publikation zur Heldenburg auf der Burg selbst stellten vor: (von rechts) Kim Kappes, Dirk Heitmüller, Markus C. Blaich, Sonja Stadje, Arnd Hüneke, umrahmt von Marketenderin, Landsknecht und Korporal sowie einem Kaufmann von 1250 (Zweiter von rechts).

Salzderhelden. Eine Ruine erklärt sich nicht von selbst – Ausgangspunkt 2015 für den ­Gedanken einer Beschilderung auf der Heldenburg, erläuterte Sonja Stadje in der »Burgschänke« in Salzderhelden. 17 Stahlträger-Stelen in Hoch- und Querformaten stehen bereits seit dem Herbst 2018 und informieren mit Texten und Grafiken die Besucher zu Burg und Ort. Ein QR-Code führt zu ausführlicheren Langversionen auf der Homepage des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege. Diese erarbeiteten Informationen bildeten dann die Basis eines »Literarischen Rundgangs« in Buchform.

In Salzderhelden und abends nochmals in der gut besuchten Rathaushalle wurde ein neues Buch zur Burg vorgestellt: »Die Heldenburg bei Salzderhelden, Burg und Residenz im Fürstentum Grubenhagen«, in der Reihe »Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens Band 32«, herausgegeben vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) und der Archäologischen Kommission für Niedersachsen (ISBN 978-3-7308-1581-6, Isensee Verlag).

Bereits nachmittags konnte Fördervereins-Vorsitzender Dirk Heitmüller viele Interessierte in der Gaststätte begrüßen: Jene, die am Band mitgewirkt hatten wie Dr. Stefan Teuber, der ein ganzes Kapitel beisteuerte, Mitglieder des Fördervereins Heldenburg – »so etwas geht nur im Team« – dann Kreisarchäologin Dr. Petra Lönne und Stadtarchäologe Markus Wehmer, die ebenfalls, neben weiteren, Unterstützung leisteten sowie Vertreter aus Rat und Verwaltung und natürlich die Autoren: Markus C. Blaich, Sonja Stadje und Kim Kappes aus unterschiedlichen Bereichen des NLD. Weitere Mitarbeiter sind Anne-Kathrin Fricke-Hellberg und Arnd Hüneke.

Die Burg ist Eigentum des Landes, »Last und Lust zugleich mit der großen Pflicht, die Anlage weiter voranzubringen«, begrüßte Hüneke, stellvertretender Amtsleiter beim NLD, die Gäste.

Im Besitz des Landes, vergleichsweise gut erhalten, »Alleinstellungsmerkmal Schildmauer«, umfangreiche Ergebnisse durch archäologische Grabungen vorhanden, sehr gute schriftliche Überlieferung und einst von einer Burg zu einer Residenz, einem Herrschaftssitz umgebaut – all’ diese Aspekte aus unterschiedlichen Disziplinen wollte man in einer Veröffentlichung zusammenbringen, erläuterte Blaich. 1365 sei hier auch das erste Mal Artillerie bei einer Burgbelagerung eingesetzt worden, erklärte er Details, ebenso das Wappensymbol Herzog Albrechts I. – das erste Mal, dass ein Pferd auf dem Siegel eines Welfen zu sehen war.

17 Stelen sind es und 17 Themenkapitel auf 148 Seiten im Buch (mit weiterführenden Literaturhinweisen). Pläne, Fotos, Zeichnungen, Luftbildaufnahmen und schematische Darstellungen der Wirtschafts- und Wohnbereiche vertiefen die Texte zu Geschichte und Bedeutung und geben eine Vorstellung, wie das Ganze einst aussah und dort gelebt und gearbeitet wurde – einschließlich beheizbarer Stube, Farbgebung, Butzenscheiben sowie Personal vom Hofmarschall bis zum Viehhirt. Denn »die Heldenburg war zeitweise die Hauptresidenz der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen und damit mehr als nur der Wohnort einer adligen Familie. Das wird noch heute aufgrund der Größe der Anlage deutlich«, heißt es im Text. Am Residenzort wurde Politik gemacht, Gericht gehalten und – wie in Einbeck, Osterode und Andreasberg – das Münzprägerecht ausgeübt. Die Historie reicht von Heinrich Mirabilis über den letzten Bewohner 1686, den Oberforstmeister von Moltke, der übrigens beauftragt wurde die Saline Salzderhelden anzulegen, bis zum Verlauf des Verfalls seit dem 18. Jahrhundert.

Verständlich und umfangreich wird auch die Baugeschichte und Bauforschung in Verbindung mit der Archäologie erläutert – so etwa der Nachweis unterschiedlichen Mörtels. Umfangreich sind ebenso die Grabungsergebnisse Dr. Stefan Teubers. Ein Beispiel: Die Archäologie entdeckte innerhalb der Kapelle einen bisher unbekannten, durch Feuer zerstörten Vorgängerbau, der ein Untergeschoss hatte und hier Ofenkacheln, Nägel, Dreibeintöpfe und auch Glasgefäßreste. An anderer Stelle waren es Butzenscheiben-Scherben und Bekrönungskacheln-Fragmente. Ein Kapitel widmet sich der Bedeutung archivalischer Feststellungen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse gut lesbar und allgemeinverständlich aufbereitet für den historisch interessierten Leser, das ist es, was den Band besonders auszeichnet, dazu handlich im Format mit gutem Schriftgrad.

Da für die Zeit zwischen 1100 und 1500 fast jeder Steinburgentyp hier in der Region einmal vorhanden ist – »teilweise in ganz hervorragender Erhaltung« – entschloss man sich, noch 15 Burgen der Region auf weiteren 55 Seiten vorzustellen, »sozusagen der Reiseführer-Teil, samt Parkplätzen«, erläuterte Blaich.
Dank für einen Druckkostenzuschuss ging an das NLD, den Förderverein Heldenburg, die Sparkasse Einbeck und den Geschichtsverein. Das Buch gibt es in der Burgschänke, in »Annes Weinkontor«, der Tourist-Information, im Museum und im Buchhandel.des