Historische Ansichten faszinieren

50. Stromkasten in Bismarckstraße eingeweiht | Erinnerung an Neue Synagoge

Über den 50. Stromkasten mit historischen Motiven in der Bismarckstraße freuen sich (von links) Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Dr. Elke Heege, Manfred Thiele, Frauke Steinhoff und Hans-Jürgen Kettler.

Einbeck. Die aus oft unansehnlichen, teilweise auch mit Graffiti beschmierten Verteilerkästen ein Blickfang werden kann, diese Idee hatte 2016 Eunice Schenitzki, Ratsfrau und Ortsbürgermeisterin von Hullersen. Zahlreiche bunte, dekorative Ansichten entstanden. Die Bürgerinitiative (BI) Sch(l)aufenster um Manfred Thiele und Hans-Jürgen Kettler nahm die Idee auf und verwendete historische Bildmotive wie in Goslar auch in Einbeck. Das entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte.

Viele Menschen betrachten die neuen »Schmuckstücke« mit Interesse und kommen über die historischen Abbildungen ins Gespräch. Jetzt wurde der 50. Stromkasten an der Ecke Bismarckstraße/Gartenstraße eingeweiht. Die Realisierung übernahm Druckerei/­-Werbetechnik Steinhoff aus Wellersen mit Frauke Steinhoff.

Als er Dr. Elke Heege (Zweite von links), die scheidende Leiterin des Stadtmuseums fragte, ob sie Patin werden wollte, stimmte sie schnell zu, sagte Thiele. Ein großes Anliegen von ihr sei das jüdische Leben in Einbeck, sie engagiert sich im Geschichtsverein und im Förderverein Alte Synagoge. Dr. Heege wies auf eine neue Stadtführung hin. Unter dem Titel »Jüdisches Leben in Einbeck« kann man viel darüber erfahren. Teilnehmer besuchen unter anderem die Alte Synagoge in der Baustraße, ein Ort der Begegnung für Menschen aller Religionen und Kulturen, aber auch das Mahnmal in der Bismarckstraße.

Gegenüber – in der Nähe des Standorts der Neuen Synagoge – weist jetzt ein Stromkasten auf sie hin. Errichtet wurde sie 1896 im maurischen Stil. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 steckten die Nationalsozialisten mehr als 1.000 Synagogen in Brand. Auch die Einbecker fiel den Flammen in der Reichspogrommnacht zum Opfer.

Die Synagoge war ein städtebauliches Kleinod, sagte Dr. Heege, und wäre für Touristen in der heutigen Zeit ein touristischer Höhepunkt. Einbeck war mit solch einer schönen Synagoge etwas Besonderes. Es sei schade, dass sie nicht mehr existiere.

Das Engagement der BI und aller Beteiligter lobte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Bereichert werde mit den historischen Ansichten die Stadt und das Stadtbild. Oft sehe sie Bürger und Touristen, die sich die historischen Abbildungen anschauen und miteinander ins Gespräch kommen. Mit der Rückschau auf vergangene Zeiten bekomme man Einblicke in die Stadtgeschichte und zu teilweise vergessenen Ansichten. Immer wieder interessante Aspekte kann man entdecken. »Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft«, sagte Thiele, der sich über die große Unterstützung bei der Aktion freute.

Aus 50 grauen Stromkästen wurden schon außergewöhnliche Schmuckstücke. Sie gibt es neben der Kernstadt in Hullersen, Kuventhal und Kreiensen. Weitere sollen folgen; im kommenden Jahr stehen wieder einige Verschönerungen an. Den 100. Stromkasten mit historischen Anblicken will man bald erreichen. Paten und Sponsoren, die gern die Aktion unterstützen möchten, sind eingeladen, sich an Manfred Thiele, per E-Mai: m-w-thiele@t-online.de, oder Hans-Jürgen Kettler, E-Mail: hjk@bi-schlaufenster-einbeck.de, zu wenden.

Der Vorsitzende der BI Sch(l)aufenster bedankte sich bei allen, die bei der Verschönerung mithelfen. Dazu gehören die Stadtwerke Einbeck für den unbürokratischen Genehmigungsablauf, der Malerfachbetrieb Zieseniß für die Vorarbeiten, Print4you, die Firma Grass und Druckerei/Werbetechnik Steinhoff für die Umsetzung sowie Bernd Mollenhauer und Mandy Eickhoff, die die Homepage pflegen. Historische Motive stellen Stadtarchiv Einbeck, Wolfgang Kampa,

Werner Zänker und die Familie Rudloff zur Verfügung. Zudem hob er das Engagement aller Paten und Unterstützer hervor. Immer wieder entstehe etwas Außergewöhnliches, das die Stadt verschönere und geschichtliche Neugier wecke. Zum Betrachten lud er ein und kündigte weitere interessante »Schmuck­stücke« an.mru