Historische Fachwerkzeile der Tiedexer Straße in Einbeck im Wandel der Zeit

Einbeck. Ungefähr 60 Jahre liegen zwischen diesen beiden Aufnahmen. Das farbige Bild rechts zeigt die Häuser Tiedexer Straße 18 bis 22 Sonntagmittag – die Schwarz-Weiß-Aufnahme links entstand Anfang der 1950er Jahre. Das großformatige Foto (Höhe zirka ein Meter) hing in den 1990er Jahren im Stadtmuseum und sollte später entsorgt werden. Ein damaliger Bauhofmitarbeiter, der den »Müll« zur Deponie bringen sollte, fand das schade und dachte dabei an das Archiv des Autors; so hängt das Bild heute im Haus Nummer 18. Auf den ersten Blick fallen die fehlenden Torbögen auf. Nur die Tordurchfahrt von Nummer 20 a, der heutigen »Passage«, ist unverändert vorhanden. Die meisten der historischen Häuser in Einbeck sind im Lauf der Jahrhunderte durch verschiedene Umbaumaßnahmen im Erdgeschossbereich stark verändert worden, bis man sich ihrer geschichtlichen Einzig­artigkeit wieder besann.

Die Häuser in der Tiedexer Straße sind in den letzten Jahrzehnten nach und nach dem ursprünglichen Zustand wieder an­ge­nähert worden. Nur das aufwändige, so genannte Rähm-Fachwerk wurde nicht wieder aufgeführt. Heute sieht man drei Torbögen, und das Haus Nummer 18 hat jetzt eine Tür, wo früher keine war. Der Eingang befand sich damals im Hinterhof und an der Innenseite von Haus Nummer 20. Haus Nr. 18 ist durch die Brandmauern rechts und links schmaler geworden, die Fenster sind auf der rechten Seite halbiert – das Haus ist gerade mal etwas mehr als vier Meter breit. Das Haus Nummer 22 (ganz links) hatte damals ein Stockwerk mehr. Die Dachgeschoss­fenster sind heute nicht mehr vorhanden. Die Laterne ganz rechts war lange Zeit durch ein nicht ganz so schönes Modell ersetzt worden. Heute hängt hier optisch fast die gleiche Laterne wie damals.

Wenn man genau hinsieht, er­kennt man an zwei Torbögen Jahreszahlen. Die waren in den 1950er Jahren nicht vorhanden. Man hat das Alter des Holzes dendrochronologisch ermittelt und die Tafeln mit den Jahreszahlen nachträglich angebracht. Von den ehemals fünf Schornsteinen ist nur noch einer vorhanden – mit Holz und Kohle wird hier schon lange nicht mehr geheizt.wk