Hörprobleme müssen kein Schicksal sein

»Taub – und mit Hilfsmittel hören«: 28. Mai Info-Stand der Cochlear-Gruppe Einbeck

»Taub und trotzdem hören«, so lautet das Motto des bundesweiten Aktionstages zum Leben mit Cochlear-Implantat. Der Aktionstag wird am Sonnabend, 28. Mai, in ganz Deutschland begangen, und auch in Einbeck wird sich die Selbsthilfegruppe mit einem Informationsstand präsentieren.

Einbeck. Deutschlandweit sind 60 Selbsthilfegruppe daran beteiligt, und die Vorsitzende der Einbecker Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte, Angelika-Lina Hübner (Foto), freut sich, dass das Thema auch hier vor Ort aufgegriffen wird. »Taub – und mit Hilfsmittel hören«, das ist das Schwerpunktthema beim Info-Stand am Sonnabend, 28. Mai, auf der Südseite der Einbecker Marktkirche. Von 10 bis 13 Uhr geben die Mitglieder der Selbsthilfegruppe hier gemeinsam mit Fachleuten Auskunft zu allen Bereichen rund ums Hören. Es wird unter anderem um Hörgeräte und Rehabilitation gehen, eine Akustikerin und ein Logopäde werden dabei sein.

Mit einem Cochlear-Implantat kann man den Hörsinn zurückerlangen. Das Implantat ist eine Innenohrprothese, durch die gehörlos geborene Kinder hören und sprechen lernen sowie ertaubte Jugendliche und Erwachsene wieder hören und verstehen können. Zurzeit leben in Deutschland rund 30.000 Menschen, die mit Hilfe von Cochlear-Implantaten hören. Auch Kinder würden inzwischen entsprechend behandelt, berichtet Angelika-Lina Hübner, gerade bei ihnen sei es wichtig, so schnell wie möglich tätig zu werden – je früher, desto besser, damit die Hörbeeinträchtigung rasch ausgeglichen werden kann: Wenn schwerhörige Kinder im ersten Lebensjahr mit Cochlear-Implant versorgt werden, erwerben die meisten von ihnen eine normale Lautsprachfähigkeit und differenzierte Hörfähigkeit. Dadurch können viele von ihnen eine Regelschule besuchen. Solange der Hörnerv in Ordnung sei, könne mit dem Implantat geholfen werden, so die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe. »Gut, dass ich das habe«, stellt sie fest. Dahinter steckt aber auch intensives logopädisches Training: »Man muss lernen, am Ball zu bleiben«, so Hübner. Die Einbecker Gruppe hat etwa zwölf bis 15 Mitglieder, sie wurde vor fünf Jahren gegründet.

Sie trifft sich einmal im Monat in der Logopädischen Praxis Tesmar zum Gedanken- und Meinungsaustausch, aber auch gemeinsame gesellige Aktionen stehen regelmäßig auf dem Programm »Viele Hörgeschädigte sind unterversorgt«, weiß Angelika-Lina Hübner. Nicht jeder, der schlecht hört, muss sich aber mit diesem Schicksal abfinden. »Es gibt immer Möglichkeiten«, berichtet die Vorsitzende aus eigener Erfahrung. Auch das Potenzial für die Gruppe in Einbeck sei eigentlich größer. Deshalb wünscht sie sich, dass sich mehr Betroffene und Interessierte trauen und hier die Erfahrung machen: »Ich bin nicht allein mit meinem Problem, in der Gruppe gibt es Informationen und Hilfe.«

Das Hörzentrum der Medizinischen Hochschule Hannover ist eine wichtige Anlaufstelle für Patienten. Hier erhalten mehr als 400 Patienten pro Jahr ein Cochlear-Implantat. Die CI-Technik gibt es seit den 80er Jahren, in Deutschland wurde sie ab den 90er Jahren eingeführt. »Der CI-Tag ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass Menschen mit einer Hörschädigung unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten. Indem sie offen über ihre Behinderung sprechen, anderen Betroffenen Mut machen, ihnen in Selbsthilfegruppen mit Rat und Tat zur Seite stehen und ein Forum zum Austausch bieten. Der Tag zeigt auch, dass Taubheit und Gehörlosigkeit kein auswegloses Schicksal sein müssen«, stellt Franz Hermann, Präsident der Deutschen Cochlear Implant Gesellschaft, fest.ek