»Ich mache etwas nur für mich«

»Bilder gegen die Angst«: Verein »Horizonte« mit Angebot für brustkrebskranke Frauen

Seit dem Frühjahr gibt es ein neues Angebot des Vereins »Horizonte« in Einbeck: Im Einbecker Kinder- und Familien-Servicebüro trifft sich eine Malgruppe von Frauen, die an Brustkrebs er­krankt sind. »Bilder gegen die Angst« heißt der Kurs. Er ist, so freut sich Maria Doelfs, die regelmäßig in Einbeck Beratungen für Betroffene anbietet, gut angelaufen.

Einbeck. Die Zahl der Teilnehmerinnen sei mit bis zu fünf zwar nicht so groß, »wir haben hier aber auch ein sehr spezielles Thema«, stellt Maria Doelfs fest. Es gehe vor allem darum, untereinander Kontakt aufzunehmen, sich Hilfestellung zu geben, sich gegenseitig zu stützen. Das sei schon erreicht, die Frauen hätten einen Draht zueinander gefunden. »Beim Malen wird nicht über die Krankheit gesprochen«, dieser Satz gilt. »Aber beim Malen kommt doch viel heraus, was mit der Erkrankung zu tun hat, und das ist auch unser Ziel«, so Maria Doelfs. Ganz wichtig ist ihr, dass die Teilnehmerinnen eine ruhige Atmosphäre vorfinden, ohne Druck – auch ohne den Druck, etwas für die Gesundheit tun zu müssen. »Sie sollen hier abschalten und das Gefühl haben: Ich mache etwas nur für mich.« Ein entspannter Umgang mit der Krankheit sei wichtig und trage auch zur Genesung bei, ebenso wie das Gefühl, etwas Gutes für sich zu tun.

»Malen kann ich nicht«, damit sind die Frauen in den Kurs gekommen. Trotzdem gingen sie ganz unbefangen ans Thema heran, und so sind bereits schöne und eindrucksvolle Arbeiten entstanden, erst mit der so genannten Encaustic-Technik, bei der Wachs und ein Bügeleisen zum Einsatz kommen, anschließend mit Kreide. Ob Motive gewählt werden oder nur die Farbe wirken soll, bleibt jeder Frau selbst überlassen. Einen künstlerischen Anspruch gibt es nicht, sondern es soll einfach probiert werden.

Maria Doelfs wünscht sich, noch mehr Teilnehmerinnen für das Angebot zu gewinnen, wie überhaupt mehr Ehrenamtliche wichtig wären, um Betroffene zu unterstützen: »Begleitung beim Klinik- oder Arzttermin, Hilfe zuhause nach der Therapie, sich mal um die Familie kümmern, das wären Ansatzpunkte, an denen sich viele Frauen ein besseres Netzwerk wünschen«, weiß sie aus der Beratung. Vielleicht lässt sich das ja aus dem Malkurs entwickeln. Nach wie vor besteht eine große Scheu, über Brustkrebs zu sprechen. Dabei, berichtet Maria Doelfs, gebe es immer mehr Patientinnen, immer jüngere Frauen seien betroffen, und häufig sei die Erkrankung auch besonders bösartig. Indes: Rechtzeitig erkannt, könne Brustkrebs als absolut heilbar gelten. Als positiv empfindet sie es, wenn das Thema beispielsweise durch prominente Erkrankte aus dem Tabu-Bereich geholt werde: »Da bewegt sich dann doch etwas.«

»Horizonte« ist ein Verein für brustkrebserkrankte Frauen. Er wurde in Göttingen von einer Betroffenen gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die ambulante Betreuung brustkrebskranker Frauen nach dem Klinikaufenthalt zu verbessern. Auch die Familien sollen beraten und begleitet werden, und schließlich soll die Prävention gefördert werden. »Wir bieten einen Horizont zur Bewältigung einer großen psychischen und körperliche Belastung«, heißt es in der Vereinsbroschüre.

Beratungen finden im Kinder- und Familienservicebüro in Einbeck, Hallenplan 9, jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat von 15.30 bis 17.30 Uhr statt. Termine können unter Telefon 0176/62453060 oder per Mail unter horizonte.einbeck@web.de vereinbart werden. Die Malgruppe trifft sich jeden vierten Donnerstag im Monat dort ab 16 Uhr.ek