IG Metall: Die Ampel steht auf Gelb

Juliusmühle. »Alles steht, Fabrik, Villa und Versand sind leer« - der Betriebsratsvorsitzende der Firma Renold, Achim Wenzig, freute sich, dass sich nicht nur die Belegschaft des Ketten-Herstellers, sondern auch weitere Beschäftigte anderer Metall-Betriebe aus dem Bereich Südharz dem eintägigen Warnstreik angeschlossen hatten.

Für 24 Stunden legten gestern Metaller die Arbeit nieder - der Vorstand der IG Metall hatte beschlossen, die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie zu ganztägigen Warnstreiks aufzurufen. Zuvor war die fünfte Tarifverhandlung ergebnislos beendet worden. »Die Arbeitgeber legen es auf eine Eskalation an und hatten offenbar nie die Absicht zur Einigung, denn sie haben sich weder beim Geld noch bei der Arbeitszeit ausreichend bewegt.

So haben sie einen Kompromiss unmöglich gemacht«, sagt Manfred Zaffke, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz. Mit den ganztägigen Warnstreiks will die IG Metall den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, sich in der Tarifauseinandersetzung einem tragfähigen Kompromiss zu nähern.

Die Durchführung der ganztägigen Warnstreiks setzt positive Mitgliedervoten in den ausgewählten Betrieben voraus. Am Dienstag hatten sich die Beschäftigten von Renold in Juliusmühle - nur einer der 185 Gewerkschaftsmitglieder hatte sich gegen die Arbeitskampfmaßnahme ausgesprochen - und  in weiteren Betrieben in Uslar und Hann Münden mit Mehrheit dafür entschieden, ihren Forderungen mit einem ganztägigen Warnstreik Ausdruck zu verleihen.

IG Metall-Mitglieder erhalten in diesem Fall - anders als bei den kurzen Warnstreiks - eine finanzielle Unterstützungsleistung von ihrer Gewerkschaft. In der IG Metall Südniedersachsen und im Harz haben in dieser Tarifrunde bisher rund 6.500 Beschäftigte die Forderungen der IG Metall nach sechs Prozent mehr Geld, einem Anspruch auf kurze Vollzeit und Zuschüssen für Beschäftigte in bestimmten Lebenssituationen unterstützt.

Bundesweit waren es 960.000 Beschäftigte. Bei der Kundgebung  - diesmal im beheizten Zelt - schlossen Wenzig und auch Gewerkschaftssekretär Ulf Halbauer eine Urabstimmung und unbefristete Streiks nicht mehr aus. »Wir schalten jetzt die Ampel auf Gelb«, kündigte Halbauer an.

Er bekräftigte die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn und besseren Arbeitszeiten. »Wir brauchen für alle das Recht, mal eine Weile kürzer treten zu können.«  Das Angebot der Arbeitgeber zeigte für Halbauer, dass sie keinen Respekt vor harter Arbeit hätten. Und wenn die Arbeitgeber weiter blockierten, dann schalte die IG Metall die Ampel auf Rot, kündigte er an.sts