»Ihr müsst nun unternehmerisch handeln und denken«

Café-Projekt der Löns-Realschule in nachhaltige Genossenschaft umgewandelt / Pädagogischer Aspekt soll im Vordergrund stehen

Gesunde und günstige Snacks – das ist die Geschäftsidee des »Löns-Cafés«, das 22 Schüler der Löns-Realschule Einbeck seit März 2011 im Rahmen eines Wahlpflichtkurses an zwei Tagen in der Woche anbieten. Um diese Einrichtung fest zu etablieren, wurde nun auf einer Versammlung mit beteiligten Lehrern, Eltern, Schülern sowie Fachkoordinatoren und einem Genossenschaftsprüfer die Gründung einer nachhaltigen Genossenschaft beschlossen. Trotz aller Unternehmungen soll aber stets der pädagogische Aspekt im Vordergrund stehen.

Einbeck. »Während der Pausen hat es keine Möglichkeit gegeben, einen Snack oder Getränke zu kaufen. Wir wollten mit dem Café unseren Mitschülern günstige und gesunde Nahrung anbieten«, erklärten Sina Fietze und Franziska Laabes ihre Geschäftsidee vor der Versammlung. Verkauft werden belegte Brötchen und Getränke, die sie von einem ortsansässigen Lieferanten beziehen. Mit Hilfe von Lehrer Tobias Fröhlich hatten sie eine Lieferfirma kontaktiert sowie ein Bankkonto eingerichtet.

Ferner gab es Belehrungen durch das Gesundheitsamt sowie zum Unfallschutz und Erster Hilfe. Die Aufgabenbereiche Einkauf, Planung und Buchführung seien untereinander aufgeteilt worden, dazu wurden Gruppenleiter und Vertreter gewählt. Wie bei einem richtigen Unternehmen habe man mittels Werbung auf die Dienstleistung hingewiesen. »Von insgesamt 570 Personen, konnten wir 60 bereits als Stammkunden gewinnen«, berichten Fietze und Laabes, die anschließend den Tagesablauf detailliert darstellten. »Bis auf die Abholung der Brötchen, liegt alles in den Händen der Schüler«, erklärte Fröhlich. Selbstverständlich habe er anfangs bei schwierigeren Sachen zur Seite gestanden, aber nun halte er sich aus den Geschäften heraus. »Ich bin sehr stolz, dass sie das ganz alleine machen. Es ist für jeden einzelnen ein wichtiger Aspekt in der Persönlichkeitsbildung«, unterstrich er den pädagogischen Aspekt dieses Projekts. So würden sich die Schüler durch anschließende Zertifikate einen Vorteil bei Bewerbungsverfahren ermöglichen.

Als Versammlungsleiter führte Fröhlich durch die Veranstaltung, die, ganz offiziell, Beschlüsse zur Errichtung der Genossenschaft sowie zur Satzung verfasste. Letztere stellte Fröhlich kurz vor. Er wies unter anderem darauf hin, dass ausschließlich mit Eigenkapital gearbeitet werde. Dieses werde durch Verkauf von Geschäftsanteilen mit einem Wert von je fünf Euro generiert. Ein  Prüfer des Genossenschaftsverbands wird jährlich die Buchführung überprüfen. Das Geschäftsjahr wurde vom 1. April bis zum 31. März festgelegt.

Die Posten im Vorstand übernehmen die Schüler Sina Fietze, Franziska Laabes und Nico Schlaak, sie wurden einstimmig gewählt. Auch der Aufsichtsrat, bestehend aus den Lehrern Tobias Fröhlich und Frank Krause-Waterböhr sowie Schüler Julien Heinrich, wurde einstimmig gewählt.

»Wir besiegeln das, was wir in den letzten Monaten gemeinsam entwickelt haben«, erklärte der Landesfachkoordinator für nachhaltige Schülergenossenschaften, Norbert Klüh. Er erinnerte die Schüler daran, dass eine Genossenschaft wie ein reales Unternehmen geführt werden müsse und sich jeder dabei einzubringen habe: »Ihr müsst unternehmerisch handeln, denken, gute Vorbereitungen treffen und mit verschiedenen Firmen verhandeln.« Seit 2007 werde das Konzept der Schülergenossenschaften in Niedersachsen entwickelt und betrieben, Einbeck sei mittlerweile die 47. Genossenschaftsgründung. Unterstützt wurde Klüh vom Regionalkoordinator für Südniedersachsen, Marcus Krohn.

»Ein Genossenschaftsverband ist ein verantwortungsvolles Geschäft«, erläuterte der Genossenschaftsberater Werner Hadeler den Schülern. Er hatte Schülern und Lehrern im Vorfeld Ratschläge und Tipps zur Gründung einer nachhaltigen Genossenschaft gegeben. »Ich denke, so ein Projekt hat sehr viele Vorteile, sie werden sich viele Kompetenzen erarbeiten. Nutzen Sie dieses Forum«, gab er den Schülern mit auf den Weg. Den ersten symbolischen Anteil erwarb Schulleiterin Claudia Miehe. »Das ist eine positive Idee, die euch persönlich viel bringen soll«, sagte sie. Allerdings stehe und falle so ein Projekt mit dem Freiwilligendienst, deshalb danke sie den Schülern für ihr Engagement.thp