»Ihr Sternsinger helft anderen Kindern zu neuer Stärke«

Aussendungsgottesdienst und Empfang im Alten Rathaus / Segen an die Türen und Licht von Bethlehem für den Bürgermeister

Das Motto klingt kompliziert diesmal: «kmäng kmäng bong-hein kom-lahng«, das bedeutet: »Kinder zeigen Stärke«. Das Ziel ist jedoch einfach, denn Kinder wollen es möglich machen, dass es Kindern in anderen Ländern besser geht. Dazu ziehen sie bis in den Januar hinein wieder als Sternsinger durch die Stadt, besuchen Familien, Firmen und soziale Einrichtungen, bringen Segen und sammeln Geld. Die Aussendung hat gestern in St. Josef stattgefunden. Traditionell führte der erste Weg danach ins Alte Rathaus.

Einbeck. Das Partnerland dieser 53. Sternsingeraktion ist Kambodscha, ein Land in Asien, das Hilfe in vielerlei Hinsicht benötigt. »Gerade Kinder leiden noch immer unter den Folgen des blutigen Bürgerkrieges«, stellte Pfarrer Ewald Marschler zu Beginn des Gottesdienstes fest. »Kinder zeigen Stärke«, das sei ein gutes Motto, sie zeigten Stärke sowohl im Großen als auch im Kleinen, unscheinbar und deutlich. Sie machten sich auf den Weg, die Botschaft zu verkünden, und sie würden durch ihr Tun helfen, dass Kinder in aller Welt Gerechtigkeit und Frieden erleben könnten. Jesus schenke ihnen die Kraft dazu.

Das deutsche Mädchen Kyra und der kambodschanische Junge Kosal zeigten, wie unterschiedlich ihre Leben sind und welche Probleme sie bewältigen müssen: In der gespielten Predigt machte Kosal deutlich, dass die Menschen in seinem Land zu den ärmsten der Welt zählten. Symbolisch behängten sie ein Fahrrad, ein wichtiges Fortbewegungsmittel im Land, mit verschiedenen Dingen: mit einem Kochtopf, der oft leer bleiben muss, mit Früchten, die auf dem eintönigen (Reis-)Speiseplan vieler Menschen fehlen, mit einer Tasche mit Medikamenten, denn ärztliche Versorgung ist selten und teuer, und mit einer Krücke, denn viele Kinder sind aufgrund von Fehlernährung krank oder behindert, weil sie von Landminen verletzt wurden, etwa bei der Ernte oder beim Brennholzsammeln.

Da gehe vielen Familien schnell die Luft aus, sagte Kosal, als er die Luft aus einem Fahrradreifen ließ. Deshalb brauchten die Menschen dort besondere Hilfe und Stärke, um ihr Leben zu meisten. Eine wichtige Hilfsmöglichkeit sei ein Zentrum für behinderte Kinder in Battambang. »Ihr Sternsinger helft anderen Kindern zu neuer Luft und Stärke«, dankten die beiden. Jesus helfe dabei, Stärke zu zeigen. Der Aussendungsgottesdienst endete mit einem Segen der Sterne, der Sternsingerkronen und der Kreide, des Weihrauchs und der Gaben, die die Menschen ihnen anvertrauten.

Den ersten Segen »20*C+M+B+11« schrieb Pfarrer Marschler an die Tür von St. Josef, den zweiten im Rahmen des Empfangs durch die Stadt an die Tür des Sitzungssaals im Alten Rathaus. Damit verband er ausdrücklich mit Blick auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr den Wunsch, dass den Parteien die Einsicht gegeben werde, »dass man auch friedlich miteinander umgehen kann und dass man mehr auf die Bürger achten sollte.« Bei Tauwetter, ging Marschler auf ein drängendes Problem ein, werde es im Stiftsgarten wieder ein »öffentliches Schwimmbad« geben – eine Zumutung. Da wünsche er den Ratsmitgliedern Erleuchtung, um das zu ändern, sagte er, als Sternsinger Erik das Friedenslicht von Bethlehem an den Bürgermeister überreichte. Segenswünsche überbrachte Marschler ausdrücklich auch von Papst Benedikt XVI., mit dem er in Rom im Rahmen einer Audienz sprechen konnte.

Das diesjährige Sternsinger-Motto finde er sehr gut, betonte Bürgermeister Ulrich Minkner. Kambodscha sei eigentlich ein fremdes Land, umso schöner sei es, dass die Kinder trotzdem mit Begeisterung dabei seien: »Ich bin dankbar, dass Ihr das macht.« Zum »See« in Stiftsgarten erklärte er, das Problem sei erkannt, und es werde sich vermutlich auch etwas tun. Weiter dankte Minkner für die Ermahnungen zum Wahlkampf: »Wir hoffen, der Segen reicht dafür aus.« Einige Kommunalpolitiker hatten immerhin ihr Kommen ermöglichen können, vielleicht geben sie die Wünsche weiter.

Als Partnerprojekt haben die Einbecker Sternsinger die Erweiterung einer Schule in der Provinz Battambang übernommen. Dafür sind sie bis zum 7. Januar unterwegs: in den Familien, in Firmen und sozialen Einrichtungen. Das Sam-melergebnis wird beim Rückkehr-Gottesdienst am 8. Januar ab 18 Uhr bekanntgegeben.ek