Im Jubiläumsjahr »Zurück« ins Kunsthaus

Neue Ausstellung erinnert ab Sonnabend an Mitwirkende in den vergangenen zehn Jahren

»Flieg, Vogel flieg«: Irene Pregizer, die schon zweimal im Kunsthaus Einbeck ausgestellt hat, ist auch bei der Jubiläumsausstellung »Zurück« dabei.

Einbeck. Seit 2011 führt das Kunsthaus Einbeck Ausstellungen im Herzen der Stadt durch, es hat in den zehn Jahren dazu beigetragen, Kunst vor Ort sichtbar zu machen. In über 75 Ausstellungen haben Künstlerinnen und Künstler aus der Region im Kunsthaus Bilder, Skulpturen, Fotografien, Holz- und Textilobjekte präsentieren können. Darunter waren im Lauf der Zeit auch Kunstschaffende, die selbst nicht Mitglied im Kunsthaus Einbeck sind.

17 von ihnen kommen jetzt zur Jubiläumsausstellung »Zurück«, um Neues oder Bewährtes zu zeigen. Das Kunsthaus möchte sich mit der Ausstellung bei Besuchern und Künstlern bedanken, Verbindungen auffrischen, an die Ausstellungen erinnern und einen neuen Blick auf ihre Kunst ermöglichen.

Der gebürtige Einbecker Professor Otto Almstadt war im Sommer 2015 mit »Eins und Eins« zu Gast. Der Bildhauer beteiligt sich an der Jubiläumsausstellung mit dem Objekt »Säge«, aus Karton und farbig gefasst. Er beschreibt es als Zwitterwesen zwischen Organischem und Technischem. Ausgangspunkt und Inspirationsquelle ist der Schädel einer Erdkröte.

Arash Garemani zeigte seine Fotografien und Cyanotypien im August 2013 unter dem Titel »The Other Side«. Bei seinem diesjährigen Beitrag »Beco em Porto« handelt es sich um eine Fotografie, die nachts in einer Gasse in Porto (Portugal) entstanden ist. Es zeigt eine besondere Seite der Stadt, abseits von Touristenattraktionen und Trubel, die Ruhe und Ästhetik einer nicht von der Masse beachteten Gasse.

Sabine Hartons Ausstellung »Hautveräußerung« im Frühsommer 2021 fiel noch in die Zeit der Einschränkungen. Deswegen freut sich das Kunsthaus, dass ihre Arbeit »Rabengold« jetzt zu sehen ist. Über die Entstehung der Arbeit schreibt sie: »Eines Tages besuchten mich Raben, und es wurde warm, und so entstanden viele Objekte, Bilder und eine Installation zum Thema.« Das Bild ist Teil einer Werkreihe.

Die fließenden organischen Formen des Holzkünstlers Ludwig Krückeberg aus Coppenbrügge gaben dem Kunsthaus im August 2018 ein neues Raumgefühl. Die Holzplastiken sind dreidimensionale Bearbeitungen grafischer Anlässe, die ihren Anfang in einer Zeichnung haben.

Im Mittelpunkt der Arbeiten von Dörte Lehnigk steht der Mensch mit seinen Empfindungen. Ihr Interesse gilt hauptsächlich der Motivation, warum Menschen so und nicht anders handeln, welche Motive sie leiten. Dieser kritische Blick auf die Gesellschaft initiiert in ihr Bilder. Nach fast fünf Jahren ist die Einbecker Künstlerin mit der Arbeit »Neugier« beteiligt.

In einer sehr gut besuchten Ausstellung, bereichert mit einem Abendvortrag über Kraniche, war im Juli und August 2014 Naturfotograf Carsten Linde im Kunsthaus. In »Zurück« zeigt er nun die Naturfotografie »Wischgruen«, die den Abendeinflug von Kranichen vor Gewitterwolken zeigt, aufgenommen im letzten Licht, in der Technik des Mitziehens, einem sogenannten Wischbild.

Folke Lindenblatt erzählte im März 2019 den Besuchern in ihren Bildern farbkräftige »Geschichten vom Meer und anderswo«. Auch die aktuelle Arbeit knüpft daran an, aufwendig gearbeitet als Holzschnitt auf Steinpapier, erstellt in 26 Druckschritten in Linoldruckfarbe auf Acryl.

Gerade zur Kunsthaustür hinaus ist Chris­tiane Mauthe, die im Sommer mit ihren großformatigen Portraitzeichnungen das Kunsthaus belebte. Über ihren Beitrag in der Jubiläumsausstellung sagt sie: »Dies ist das letzte Exemplar der letzten Serie meiner dox. Hier wird ein anderer als der bisher gezeigte Aspekt meines künstlerischen Schaffens sichtbar, verspielt und selbstironisch.«

Auch Hella Meyer-Albers Ausstellung »insideout« im Winter 2020/21 war von den Einschränkungen der Pandemie betroffen. Ihre Skulpturen belebten durch die beleuchteten Schaufenster die dunkle Jahreszeit. Umso schöner, dass »Behausung« noch einmal direkt anzuschauen ist. Dies sei, sagt sie, zuerst eine Spielerei aus Linien, Flächen und Volumen gewesen. Dabei habe sich ein Körper ergeben, der Modell für eine »Behausung« sein könnte.

Stefan Müllers Fotografien sind nur in Tonwerten bearbeitet. Fotografien sind für ihn besonders wirksam, wenn sie Platz für Fantasie lassen. Nach seiner Ausstellung »Spektiven« im Sommer 2018 ist er nun mit einer großformatigen Fotografie auf Aludibond mit dabei.

Susanne Otte aus Halle bei Bodenwerder führte die Besucher im Herbst 2014 in die Welt der Düfte ein: Bilder mit Duftproben im sinnlichen Dialog, ergänzt um einen Vortrag. Ihr aktueller Beitrag bezieht sich auf das Leben mit dem Coronavirus 2021. Ihre Bilder, die meist politische oder gesellschaftliche aktuelle Themen ansprechen und umsetzen, entstehen in Enkaustik-Collage Technik.

Dietlind Petzolds Arbeiten waren im April/Mai 2017 in »cosmo immaginario« im Kunsthaus zu sehen. Die Bildhauerin und Malerin aus Heckenbeck zeigt dieses Mal aus ihrer gleichnamigen Serie die Skulptur »k+k2«, aus Holz, Eisen, Messingschrauben und Fäden.

Zweimal war Irene Pregizer zu Gast im Kunsthaus; bereits in der siebten Ausstellung im Februar 2012 mit »Winterreise« und im April 2018 mit »Übermalungen«. Zur aktuellen Beteiligung schreibt sie: »Die Werkserie «Flieg, Vogel flieg" ist eingebettet in eine Arbeit, die mehr als ein Jahrzehnt umfasst, von der Wasser-Landschaft mit Spiegelungen und das Unterwegssein bis zu den Übermalungen vergangener Arbeiten. In fast expressiver Farbstimmung wird ›Flieg, Vogel flieg‹ zu einem Sehnsuchtsort des modernen Menschen, gearbeitet in lasierender und verfließender Malweise.«

»Spuren« hat Wolfgang Raddatz im Spätsommer 2019 mit der gleichnamigen Ausstellung in Einbeck hinterlassen. »Spuren« heißt auch seine 2021 entstandene Arbeit aus Marmormehl und Acryl auf Leinwand.

Im Mai/Juni 2017 präsentierte Angela Skorka in ihrer Ausstellung »menschlich« im Kunsthaus Einbeck ihre Arbeiten. 2021 ist sie mit dem großformatigen Bild »Zaungast«, beteiligt, das in Acryl auf Nessel gearbeitet ist.

An ihre Ausstellung schloss sich im Juli/August 2017 die Ausstellung »Scans« mit photographischen Arbeiten von Tamara Wahby an. Aufnahmemedium dieser photographischen Arbeiten ist ein Flachbettscanner. Extreme Ver­größerung, Herausfiltern von Details, die Wahl ungewohnter Ausschnitte sollen bei ihren Arbeiten gängige Betrachtungsmöglichkeiten verändern und erweitern. Auch die diesjährige Beteiligung »Tulpenblüten« ist in dieser Technik entstanden.
»EINblicke« mit Bildern von Anke Dilé Wissing aus Quedlinburg war im Februar 2020 die letzte Ausstellung vor der pandemiebedingten Schließung. Über »Kaffeeklatsch«, das jetzt zu sehen ist, heißt es: »Der Wunsch, sich endlich wieder ohne Einschränkungen zu einem ganz normalen Kaffeeklatsch in der Stadt verabreden zu können, hat mich bewogen, diese Arbeit aus Vor-Coronazeiten für die Gemeinschaftsausstellung einzureichen.«

Coronabedingt muss das Jubiläum etwas anders ausfallen als geplant. Eine Vernissage wie in früheren Zeiten, kann es zurzeit leider nicht geben. Das Kunsthaus freut sich aber auf ein »soft-opening« am Sonnabend, 2. Oktober, ab 11 Uhr, bei dem sich die Kunstfreunde zeitlich und räumlich verteilen. Als nächste Veranstaltung im Jubiläumszyklus steht Ende November eine besondere Ausstellung der Mitglieder auf dem Programm.

»Zurück« ist bis 14. November in der ­Knochenhauerstraße 7 zu sehen, sonnabends von 11 bis 13 Uhr, sonntags von 15 bis 17 Uhr. Die aktuell geltenden Corona-Bedingungen werden umgesetzt.oh