In der Vielfalt und der Systematik einmalig

Münsterflohmarkt startet nach Winterpause wieder am 9. Februar | Ehrenamtliche Helfer haben viel zu tun

Das Stöbern lohnt sich, sowohl in den Abteilungen im Erdgeschoss als auch im Keller, wo man besondere Schnäppchen machen kann.

Einbeck. Sie sind mit Elan und Erfahrung bei der Sache, denn jeden Mittwoch ab 9 Uhr – mit Ausnahme einer kurzen Winterpause – ist ordentlich was los: Bücherkisten werden angeliefert, Kristallvasen, Geschirr, ein Vogelkäfig, leider auch ein schmutziges, unansehnliches Spielzeug, und mit geschultem Auge wissen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Einbecker Münsterflohmarkts gleich, wo was seinen Platz finden wird. Wird’s im Eingangsbereich zuviel, kommt Hilfe aus den Abteilungen. Das sind die wichtigen Vorbereitungen für den Flohmarkt, der in diesem Jahr gleich an sieben Terminen stattfindet. »Wir sind da einmalig«, ist Achim Hinz sicher, seit gut zehn Jahren dabei und der Kopf der Ehrenamtlichen: »Wir sind eigentlich wie ein Warenhaus.«

Nach der Pause über Weihnachten und den Jahreswechsel ist die Arbeit im Seitenflügel des Hotels »Panorama« in der Mozartstraße wieder angelaufen. Im inzwischen sechsten Jahr ist der Münsterflohmarkt hier zuhause, hat zwei Etagen, an denen an den Flohmarkttagen ab 9.30 Uhr für kleines Geld verkauft wird, was gespendet wurde. Bücher und Schmuck, Schallplatten, Spielzeug, Haushaltswaren, Kleinmöbel, Bekleidung – es gibt fast nichts, was es nicht gibt.

Einiges ist noch tiptop im Originalzustand, anderes hat Gebrauchsspuren und ist nostalgisch, dennoch finden sich Käufer, Liebhaber, Kunden, die genau danach gesucht haben. So werden beispielsweise die alten Vinyl-Schallplatten wieder mehr gekauft, um sie zuhause zu digitalisieren. Ein Renner sind auch die Bücher. Vier Mitarbeiterinnen betreuen verschiedene Schwerpunkte: Krimis und Kinderbücher gibt es, gehobene Literatur und Sachbücher, Biographien und Antiquarisches. Da ist nicht nur bei der Annahme und beim Sortieren viel zu tun, sondern auch beim Flohmarkt ist das Gedränge enorm, und die meisten Besucher gehen mit nicht nur einem Buch unterm Arm wieder nach Hause.

»Wie geschmiert« läuft’s auch für die Damen beim Schmuck und bei den Antiquitäten. Kleine, feine und gediegene Sachen gibt es, aus unterschiedlichen Epochen und von verschiedenem Wert. Die Mitarbeiterinnen haben einen guten Blick dafür, was wertvoll ist und auch entsprechend gut verkauft werden kann. Kostbares altes Leinen und Tischwäsche findet man ebenso wie das eine oder andere Teil an Silbergeschirr. Die »Schmuck-Ladies« stehen auch für Beratung bereit, und vor den Spiegeln lässt sich die neue Kette schon mal probetragen.

Sehr viele Haushaltswaren werden regelmäßig gebracht, beispielsweise nach Umzügen, wenn jemand zuhause mal umfassend aufgeräumt hat oder bei einer Haushaltsauflösung nach einem Todesfall. Unter anderem für Bierkrüge, Bilder und Blumentöpfe wird der Flur genutzt. Edle Porzellanmarken wie Fürstenberg findet man ebenso wie günstige Alltagsgegenstände - ein Riesensortiment. Nahezu einen ganzen Raum nehmen Gläser ein. Gut sortiert ist die Fundgrube, in der es unter anderem Bettwäsche gibt. Was dabei nicht verkauft werden kann, geht in die Bethel-Sammlung. Einen, zwei oder drei Euro: Auch hier hilft die langjährige Erfahrung der Mitarbeiterinnen, den richtigen Preis zu finden. So viel zu tun, aber nicht so viele Einnahmen - das ist häufig der Eindruck am Ende eines langen Tages, aber gerade dabei gilt der Spruch vom »Kleinvieh«.

Nur gebrauchsfähige Artikel anzubieten, das hat sich die Elektroabteilung auf die Fahnen geschrieben. Haushaltskleingeräte, Radios oder Lautsprecherboxen, Tonbänder und Uhren stapeln sich die Wände hoch.

Ein Klassiker sind Spiele, die seien immer gefragt. Jedes Spiel gibt es für zwei Euro, und zur Auswahl ist etwas für jedes Alter. Ebenfalls gut laufen Puzzles. Besondere Stücke wie eine Carrerabahn oder eine Puppenwiege finden sich neben zahlreichen Puppen. Sandspielzeug, ganz viel Playmobil in unterschiedlichen Ausführungen, ein Extra-Regal mit Spardosen, Kartenspiele, Fahrradhelme, kleinere Sportgeräte, Tennis- und Tischtennisschläger: Bei einem Bummel kann man viel entdecken, und wer nicht weiter weiß, bekommt Auskunft bei allen Ehrenamtlichen in den roten Westen.

Auf »echte Schmuckstücke« stößt, wer die Treppe ins Tiefgeschoss hinabsteigt: Taschen aller Art, Koffer und Rucksäcke stapeln sich hier, vieles neuwertig. Wer etwas sucht: »Ein bisschen kramen, dann findet sich bestimmt was«, sind die Mitarbeiter sicher. »Für alles ist ein Interessent da, er muss nur kommen.«

Lampen, Frischhalteboxen, Kleinmöbel, Stühle, Bekleidung, dazu nochmal Bücher, die gleich tütenweise abgegeben werden: Auch im weiteren »Keller« lohnt sich das Stöbern.

Vieles wird angeliefert, etliches auf Nachfrage auch abgeholt, berichten Achim Hinz und Winfried Karius, der als Ehrenamtlicher unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit des Flohmarktteams zuständig ist. Ein kleiner Lieferwagen, der »Münsterfloh«, steht für sperrige, größere oder schwere Spenden bereit, und ein dreiköpfiges Team packt dabei an. Nicht alles, was angeliefert wird, ist noch für den Verkauf tauglich: Für solche Fälle steht dem Flohmarkt-Team ein Container zur Entsorgung zur Verfügung. Und besonders zerfledderte oder andere untaugliche Lektüre bringt als Altpapier noch ein bisschen Geld.

Mittwochs sind in der Regel 20 bis 22 Personen da. Am Verkaufstag sind etwa 35 Mitarbeiter präsent – alle ehrenamtlich. »Wir freuen uns immer auf den Mittwoch«, heißt es, es herrsche ein gutes Klima, wie in einer großen Familie. Selbst einige, die bereits über 80 sind, machen gern mit: Sie schätzen diese Aufgabe. »Wer mitmacht, der will das auch.« Vor dem Verkaufsstart um 9.30 Uhr wird eine gemeinsame Andacht mit Pastorin Schrader gehalten. Wenn sich danach die Türen öffnen, drängen sofort Dutzende Interessierter in die Räume. Stammkunden sind ebenso dabei wie neue Gäste. Längst kommen sie nicht nur aus Einbeck, sondern auch aus Holzminden, Alfeld oder Bad Gandersheim. Ein paar hundert Besucher sind es dann bis zum Ende um 15 Uhr.

Die Café-Lounge wird während der Annahmetage zum gemeinsamen Frühstück genutzt. Beim Flohmarkt wird gespendeter Kuchen verkauft, der eine wichtige Einnahmequelle ist. Auf dem Freigelände können sich die Besucher mit Bratwurst oder, je nach Jahreszeit, auch mit Glühwein stärken. »Das Geld bleibt mit Sicherheit in Einbeck«, betont Winfried Karius, es kommt der vielfältigen Arbeit der Diakonie der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde zugute.

In diesem Jahr gibt es sieben Termine, stets in Absprache mit Wulf Janshen vom »Panorama«. Der Jahresauftakt ist am kommenden Sonnabend, 9. Februar. Am Mittwoch davor ist dann ausnahmsweise keine Annahme. Zweiter Verkaufstag ist am 6. April.ek