In schweren Zeiten einfach »zaubern«

17 Abiturienten haben eine Eins vor dem Komma | Henrik Peinemann und Gerrit Schlüter: 1,0

Diesmal mussten die 76 Abiturienten in den ersten Zuschauerreihen Platz nehmen.

Einbeck. 76 Schüler der Goetheschule, die die Allgemeine Hochschulreife beziehungsweise die Fachhochschulreife erlangt haben, wurden jetzt feierlich im Bendow-Theater mit vielen guten Ratschlägen entlassen. Alle könnten stolz sein auf das Erreichte, meinte Schulleiterin Elisabeth Kaiser. Mit einer 1,0 haben Henrik Peineman und Gerrit Schlüter den besten Abiturschnitt erzielt. Insgesamt haben 17 Schüler eine Eins vor dem Komma.

Schulleiterin Elisabeth Kaiser verabschiedete den letzten G8-Jahrgang. Nach den Abiturprüfungen blickt sie zurück in die Zeit, als der Jahrgang an die Schule kam.  Damals entführte Kaiser die neuen Schüler in die Welt Harry Potters: Besenflugstunde, Muggelkunde und Zauberkünste habe die Goetheschule aber nicht bieten können. Immer ein bisschen getrieben, immer ein bisschen unter Zeitdruck, wenig Muße, sich mit dem zu beschäftigen, was höhere Bildung ausmacht, sei der G8-Jahrgang gewesen, so Kaiser. Dennoch hätten die Abiturienten es verstanden, Druck in positive Energie zu verwandeln. Dass dabei die Entwicklung der Organisationsfähigkeit auf der Strecke blieb, sei aber eine Lücke, die noch zu schließen sei. Eins sei in Hogwarts und an der Goetheschule gleich – am Ende gebe es Prüfungen. In Potters Schule heißen die Prüflinge UTZ – unheimliche tolle Zauberer – dieser Titel könnte auch auf die Abiturienten zutreffen.

17 haben die Prüfung mit einer Eins vor dem Komma abgeschlossen – ein schöner Erfolg. Egal, ob eine Eins, eine Zwei, eine Drei oder der schulische Teil der Fachhochschule, sie alle hätten einen »tollen Schulabschluss« erlangt und könnten darauf stolz sein. Die Goetheschule sei das »schulische Nest« der Abiturienten gewesen, stellte die Schulleiterin fest. Ihnen wünschte sie viel Glück, die Fähigkeit, aus dem Gelernten das Beste zu machen, viel Erfolg auf dem weiteren Lebensweg und die Fähigkeit, in nicht so guten Zeiten zu »zaubern«, Mut und Zuversicht nicht  zu verlieren. Und so zitierte sie Dumbledore: »Man darf bloß nicht vergessen, ein Licht leuchten zu lassen.«

Der Erste Kreisrat Jörg Richert  gratulierte den Abiturienten. Er unterstrich, dass man das ganze Leben lang lerne. Es gebe  wenige Ereignisse im Leben, die einzigartig seien – so wie das Abitur. Nun beginne eine neue spannende Etappe, wichtig sei, dass die Abiturienten ihr Leben in die Hand nehmen und an sich glauben. Er hoffte, dass das Positive im Leben überwiegen werde, Angst vor Niederlagen brauche man nicht haben. »Weiter geht es immer.« In Anlehnung an ein  Zitat von Albert Einstein, hoffte er, dass die Abiturienten »leidenschaftlich neugierig« bleiben werden.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek stellte heraus, dass die Abiturienten stolz sein dürften. Sie überbrachte Glückwünsche von Rat und Verwaltung und dankte  Eltern und Lehrkräften. »Verwirklicht eure Träume, geht euren Weg, hinterfragt kritisch«, appellierte sie. »Habt Mut, euch zu verändern und verliert nie den Glauben an euch selbst, mischt euch ein und handelt dabei fair.«

Für den Schulelternrat wünschte Andrea Reschke den Abiturienten die Chance, ihr Leben so zu gestalten, dass sie glücklich sind.  Um das Etappenziel Abitur zu erreichen, brauche es Willen, stellte sie fest. Das Abitur sei nur eine Herausforderung, das Leben aber halte viele Prüfungen bereit. Sie hoffte, dass die Abiturienten alle Prüfungen meistern.

Im Namen des elften Jahrgangs verabschiedeten Julia Heitmüller und Johanna Scheider die Abiturienten: »Ihr habt nicht nur für die Lehrer gelernt, sondern fürs Leben.« Für den VEER überreichte Petra Besser das Jahrgangsbild, das seinen Platz in der Goetheschule finden wird. Humorvoll warb sie um neue Mitglieder.

Als Redner hatten die Abiturienten sich diesmal Lehrer Dr. Henning Vogt ausgesucht. Er verglich die Schulzeit mit der Reise der Apollo zum Mond. Nach der Startphase folgten bei manchen Routine, der eine oder andere unternahm eine weitere Umrundung, bevor das Ziel erreicht wurde. Nun beginne eine neue Phase, und vielleicht sei auch manchmal der Abbruch der Mission nötig. »Machen Sie, was Ihnen Spaß macht, was Sie interessiert, was Sie sinnvoll finden«, gab er den Abiturienten mit auf den Weg. Die Abiturienten sollten sich Optimismus bewahren. »Umwege bereichern«, erweiterten die Perspektive und verbesserten die kritische Distanz. »Brechen Sie neugierig in die Zukunft auf, aber blicken Sie auch auf das zurück, was Sie an der Goetheschule gelernt haben.«

Im Namen des Abiturjahrgangs sprachen Annika Freitag und Justus Cortnum. Sie erinnerten an das, was sie lernen mussten. Dass sie aber auch gelernt haben, »die gute alte VHS-Kassette einzulegen«, sorgte für Heiterkeit. In Erinnerung bleiben wird ihnen die Studienfahrt nach London, die sicherlich auch zum guten Gemeinschaftsgefühl beigetragen hat.  Dank sendeten sie an die »notorischen Zuspätkommer« und die »Lästerschwestern« sowie an alle anderen. Bei den Tutoren Martin Schwarz,  Ilka Beyer-Pohl, Dr. Henning Vogt. Arne Burhenne und Schulleiterin Elisabeth Kaiser bedankten sie sich.

Für sehr gute Leistungen in der Qualiphase und im Abitur ausgezeichnet wurden in Physik Gerrit Schlüter, in Mathe Fynn Raddatz, Mathe-Urkunden durch die Uni Göttingen gab es für Jule Katinka Nennmann und Larik Wille, in Chemie ausgezeichnet wurde Sebastian Marten Gaycken, in Bio ging der Karl-von-Frisch-Preis an Felix-Jan Villmar. Für Politik/­Wirtschaft wurden durch die PFH Göttingen Amelie Ehmann, Henrik Peinemann und Joris Leander Ben Schwarzer geehrt, in evangelischer Religion Emma Kaufmann und Anastasia Riesling, für 14 beziehungsweise 15 Punkte im Abi ging im Sport der Pierre de Coubertin-Preis an Dorothea Lodder.

Ein E-fellows-online-Stipendiun (für Abi besser beziehungsweise 1,5) bekamen Gerrit Schlüter, Henrik Peinemann, Joris Leander Ben Schwarzer, Emma Kaufmann, Sören Lukas Schirmer, Malte Schilling, Amelie Ehmann, Sebastian Marten Gaycken, Hinrich Georg Borchardt, Jule Katinka Nennmann, Anastasia Riesling und Felix-Jan Villmar.

Die Moderation der Feier übernahmen Philipp Breuker und Dorothea Lodder, für den musikalischen Rahmen sorgte das Orchester der Goetheschule, Larissa Desirée Meyer (Klavier) Henrik Peinemann (Klavier) und Annika Freitag (Gesang).

Vorangegangen war der Entlassungsfeier ein Gottesdienst in der Münsterkirche, der unter der Prämisse »Ein Teil des Ganzen« stand. Dabei wurde das Motto des 2019er Jahrgangs »Abilymp – die Götter verlassen den Tempel« aufgegriffen. Der Jahrgang unterstrich, dass er über den Schulabschluss hinaus eine Gemeinschaft bleiben wolle. Zur  Erinnerung bekam jeder Abiturient ein Puzzle-Teil des Jahrgangsfotos. Pastor Daniel Konnerth wollte den Abiturienten Götter zuordnen: Wer ist Zeus, Hera oder Aphrodite? Er bekräftigte, dass jeder Einzelne, aber auch die Gemeinschaft gleich bedeutsam seien. Und er wünschte sich, dass die Abiturienten beides ins richtige Verhältnis setzen. Nun sollten sie ihre »göttlichen Aufgaben« wie Verwantwortungsbewusstsein erfüllen, den Wert der Solidarität hochhalten und die ökologischen Grundlagen wertschätzen.

Die Kollekte sammelten die Abiturienten für einen Kindergarten in Tansania. Mit den Abiturzeugnissen in der Hand brechen die Goetheschüler nun auf in ihr neues Leben.sts