Innovatives Familienunternehmen ist fest in Einbeck verwurzelt

SPD-Projektsommer zu Gast in der Bandweberei Oppermann / Selbstständigkeit als wichtiges Prinzip / Miteinander internationale Standorte

Applaus für ein Unternehmen, das international tätig und dennoch in Einbeck bewusst fest verwurzelt ist: Im Rahmen des SPD-Projektsommers haben die Einbecker Sozialdemokraten die Bandweberei Oppermann in der Hullerser Landstraße besucht. Nachdem Firmenchef Andreas Oppermann, Geschäftsführer und Gesellschafter, einen Blick in die Firmengeschichte und auf die aktuelle Lage geworfen hatte, führten er und sein Leitungsteam – Beate Oppermann, Gerhard Specht und Stephan Preus – die Besucher durch die Produktionshallen.

Einbeck. Sozusagen rund um die Welt ist die Firma Oppermann vertreten: Es gibt Niederlassungen in den USA, in Deutschland, in der Slowakei, in Russland und in China, dort sogar zwei Tochterunternehmen. Demnächst kommt ein Auslieferungslager in Großbritannien dazu. 1848 wurde das Unternehmen als »Mechanische Gurt- und Bandweberei« in Einbeck gegründet, und bis 1989 wurde es als Familienbetrieb geführt. Dann folgte die Übernahme durch die englische Gesellschaft Marling beziehungsweise eine Investorengruppe. Im Rahmen eines Management Buy Outs wechselte 1994 erneut der Besitzer: Mit Gottvertrauen wagte Andreas Oppermann einen Neustart des Familienbetriebes, und es ist ihm geglückt – das Unternehmen war wieder selbstständig. Gerade der Exportanteil ist über die Jahre extrem gewachsen, so dass kurz darauf internationale Standorte gegründet wurden: in China und den USA. Geschadet habe das dem Stammhaus nicht, im Gegenteil:

Die Belegschaft in Einbeck habe sich in der Folge um 50 Prozent erhöht, führte er aus. 2006 kam der Wiedereinstieg in den Automotive-Bereich, weiterhin mit kontinuierlich wachsenden Zahlen. 2009, räumte Oppermann ein, habe die Wirtschaftskrise auch das Unternehmen schwer erwischt, inzwischen bewegten sich die Zahlen aber wieder auf dem Niveau von 2008. Im vergangenen Jahr waren es fast 50 Millionen Euro.

»In unserer Nische zählen wir inzwischen zu den großen Fünf der Welt« – da staunten die Zuhörer nicht schlecht, solche Wirtschaftskraft in Einbeck vorzufinden. Weltweit laufen pro Jahr 305 Millionen Meter Gurt von den Webstühlen. Der Standort Einbeck zählt aktuell 85 Mitarbeiter. »China war für uns lebensrettend«, führte der Geschäftsführer aus: Von dort sei fleißig Rendite überwiesen worden.

Besonders wichtig sind ihm Eigenständigkeit und schlanke Strukturen: »Wir haben keine ›Heuschrecken‹ hier,« schmunzelte er, und das vierköpfige Management-Team – neben ihm seine Frau Beate sowie die Mitarbeiter Gerhard Specht und Stephan Preuß – könne selbstständig entscheiden. Wichtig sei dem Unternehmen stets der regionale Bezug, und in der Gruppe liege die Stärke. Die Standorte seien keine Wettbewerber untereinander, sondern man sehe das Miteinander. Oppermann sei ein Familienunternehmen. Gewinnmaximierung sei ein kurzfristiges Ziel. Langfristig müsse es um den Erhalt des Unternehmens gehen. »Ich will als Senior noch das 200-jährige Jubiläum erleben«, sagte er.

Produziert werden in Einbeck beispielsweise Sicherheitsgeschirrgurte und -schläuche – Band in einer Breite von 25 bis 300 Millimetern. Konfektioniert wird nicht. Für die Automobilbranche werden Sicherheitsgurte für Pkw hergestellt, etwa für Volkswagen und Ford. BMW- oder Porsche-Gurte kommen aus dem Standort Alfdorf. Interessantes Detail: Während in Einbeck gewebte Gurte zunächst weiß sind, die dann schwarz eingefärbt werden, kommen in Alfdorf ausschließlich schwarze Garne zum Einsatz. Gurte für die Luftfahrt oder zur Kindersicherung zählen ebenfalls zum Produktumfang in Einbeck.

Das Unternehmen ist zertifiziert, und das gilt auch für die internationalen Standorte. »Da arbeiten wir auf gleichem Qualitätsniveau«, so Oppermann. Die Arbeit sei forschungsintensiv, das werde beispielsweise in China sehr unterstützt. Absetzen könne man sich über die Produktionprozesse, und ganz wichtig sei auch, dass die Kunden auf Verlässlichkeit bauen könnten.

Die Sicherheit des Standorts Einbeck sei na-türlich wichtig, betonte der Geschäftsführer. Dennoch wisse man nicht, was die Zukunft bringe. Zunächst rechne er aber mit einem weiteren Ausbau des Automotive-Bereichs innerhalb der nächsten Jahre. Wichtigen Einfluss schreibt er der EU-Gesetzgebung zu: Anti-Dumping-Zölle beispielsweise könnten einen Standort zerstören oder aufbauen.

Grundsätzlich entscheidend sei zudem die moralische Aufstellung der Eigentümer: »Wir sind Einbecker. Gewinn ist uns wichtig, aber er ist nicht das einzige, was zählt.« Für diese klare Ansage gab es spontanen Applaus. Der Besuch gab zudem Gelegenheit, Wünsche an die Politik zu äußern. Enttäuscht sei er gewesen, so Andreas Oppermann, von vielen bürokratischen Hürden, die es gegeben habe, als man eine Halle auf dem benachbarten Globus-Gelände mieten wollte. »In der Slowakei hat man uns den roten Teppich ausgerollt«, hielt er dagegen. Er wisse natürlich, dass gerade die Kommunalpolitik vor Ort wenig verändern könne, fehle es doch am Geld. Wichtig sei es aber, Kontakte zu pflegen - und die hätten sich auf Landes-, Bundes- oder Europa-Ebene mit den entsprechenden Abgeordneten schon bewährt.

In der Textilbranche bleibt der SPD-Projektsommer auch bei seiner nächsten Besichtigung: Am kommenden Dienstag, 26. Juli, geht es zur Firma Reichenbach, Köppenweg 8. Treffen ist um 18 Uhr vor Ort.ek