»Je größer die Gemeinschaft, desto mehr kann sie bewegen«

Erster Neujahrsempfang der »Initiative Einbeck« in Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft findet starke Resonanz

Hand in Hand mit der Werbegemeinschaft, diesen Weg will die Initiative künftig stärker beschreiten, ohne dabei eigene Ziele aus dem Blick zu verlieren. Gemeinsam fand jetzt im Alten Rathaus der ersten Neujahrsempfang statt, und dieses erste Kooperationsprojekt ist auf große Resonanz gestoßen.

Einbeck. Zusammenkommen sei ein Anfang, bleiben ein Fortschritt, arbeiten ein Erfolg, stellte die Vorsitzende der »Initiative Einbeck«, Petra Reimann, in ihrer Begrüßung fest. Mit dieser gemeinsamen Veranstaltung sei man auf dem Weg in den Fortschritt, man habe das Ziel, die Branchen stärker zu vernetzen und Stärken kennenzulernen. Sie bat um Nachsicht, dass die Einladungen möglicherweise nicht jeden, der in diesen Kreis gepasst hätte, erreicht hätten. »Das war ein Versehen bei unserem ersten Anlauf. Sehen Sie uns den Fehler nach - und melden Sie sich fürs nächste Mal«, ermunterte sie, in Kontakt zu bleiben.

Ein gutes Netzwerk bedeute, dass man jedes Problem mit drei Telefonanrufen erledigen könne. Das wäre ein großer Erfolg und eine exzellente Basis für die Zukunft, wünschte sie sich. Gemeinsam Erfolge für die Stadt zu erzielen, das habe sich auch »Einbeck Marketing« auf die Fahne geschrieben. Mit guten Ideen werde daran gearbeitet. Sie freue sich, dass die Wirtschaftsförderung den Gedanken des Netzwerks Einbeck aufgegriffen habe. Eine neue Internetplattform www.meinezukunfteinbeck.de stehe in den Startlöchern. »Mit Ihrer Präsenz können Sie das Vorhaben unterstützen«, wandte sich die Vorsitzende an die Besucher. Kostenfrei und ohne Aufwand könne man so Erfolge erzielen, von denen alle profitierten.

Ein neues Jahr sei ein Anlass festzulegen, wohin man gehen und was man dafür tun wolle, sagte Christoph Bajohr, Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft. Gemeinsam mehr für Einbeck erreichen, Einbeck zu stärken und lebens- und liebenswert zu machen, sei das gemeinsame Vorhaben. »Wir sind wer«, dieses Denken müsse stärker betont werden. Man dürfe nicht nur die Defizite aufzählen, sondern sollte stolz auf Erreichtes sein. Stärken dürfe man zeigen, Schwächen müsse man bearbeiten und den Rest charmant verwalten. Mit der Innenstadt, sagte er aus Sicht des Handels, müsse man sensibel umgehen. Sie brauche günstige Rahmenbedingungen. »Ein Besuch lohnt sich immer«, das gelte für Einbecker und Besucher von außerhalb.

Erst jetzt, im 22. Jahr ihres Bestehens, auf die Idee des Neujahrsempfangs gekommen zu sein, sei das einzige, was man der »Initiative Einbeck« vorwerfen müsse, schmunzelte Bürgermeister Ulrich Minkner. Wenn man auf die Anfänge schaue und auf das Gutachten von Professor Bruno Tietz, dann sehe man, dass die Themen noch immer erstaunlich aktuell seien. Das damalige Gutachten würde man heute als Masterplan betiteln, die Analyse bleibe aber gleich: Man wolle etwas für Einbeck tun. Einbeck sei mit ihrer »Initiative« bundesweiter Vorreiter gewesen, sie wurde ein Erfolgsmodell, und seither sei man in Bewegung geblieben. Immer dann, wenn es Veränderungen gebe, gebe es auch Bedenkenträger, so Minkner weiter. Zum größten Einbecker Vorhaben der letzten Zeit müsse er eigentlich nichts sagen - aktuell sei es die im Alten Rathaus ansässige Großohrfledermaus, wegen der es Probleme mit einer möglichen Möncheplatz-Bebauung gebe. Der große Zuspruch zum Neujahrsempfang sei erfreulich, sagte der Bürgermeister: »Je größer die Gemeinschaft, desto mehr kann sich bewegen.«

Einer der größten Spieler auf dem Saatgutmarkt weltweit ist zweifelsohne die KWS SAAT AG  mit dem Sitz in Einbeck. Vorstandssprecher Philip von dem Bussche ging in seinem Vortrag zum Thema »Aus Einbeck in die ganze Welt - Hochleistungs-Saatgut für die Landwirtschaft von morgen« zunächst auf seinen persönlichen und den Werdegang des international tätigen und familiengeprägten Unternehmens ein. 1856 in Klein Wanzleben gegründet, sei der Kern der KWS die Zuckerrübe gewesen. Die Weltkriege brachten tiefe Zäsuren, aber schon kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelang der Neuanfang in Einbeck - eine zufällige Wahl, weil es hier Anbauflächen des Betriebs gab. »Aber natürlich ist das der beste Standort überhaupt«, versicherte er lächelnd. Seither habe KWS eine stürmische Weiterentwicklung genommen. Wichtig sei nach wie vor die Rübe, aber auch der Mais habe enormes Wachstum erlebt. Zu 56,3 Prozent seien die Aktien noch immer im Besitz der Gründerfamilien beziehungsweise von Arend Oetker. 11,5 Prozent gehören der Tessner Beteiligungsgesellschaft, und 32,2 Prozent seien im Streubesitz. Das sei, so von dem Bussche, eine fantastische Konstruktion, zumal die Eigentümer nur wenig Gewinn entnehmen würden. Vielmehr bleibe das Geld im Unternehmen, denn in der Saatzucht müsse man langfristig planen. Globalisierung habe KWS Wachstumschancen eröffnet, davon profitiere das Unternehmen ebenso wie der Standort Einbeck. Der Umsatz habe sich von 600 Millionen auf 750 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren gesteigert. Die Mitarbeiterzahl wuchs weltweit von 2.856 auf 3.492, am Standort Einbeck von 873 auf 963, sie kommen aus 20 Nationen. Großen Wert lege KWS dabei auf das Umfeld und darauf, die Stadt aufzuwerten.

Überproportional wurde in Forschung und Entwicklung investiert. Bei der Zuckerrübe sei KWS Weltmarktführer beim Saatgut. Mais sei der Hauptwachstumsträger. Der Umsatz werde zu 25 Prozent in Deutschland und zu 39 Prozent im restlichen Europa erwirtschaftet, zu 31 Prozent in Amerika, dort zu 90 Prozent über gentechnisch verändertes Saatgut. Weltweit rangiere KWS auf Platz 4 der Saatguthersteller, wobei die Einbecker die größten spezialisierten Züchter seien.

Ausreichend Nahrung für eine wachsende Weltbevölkerung und die Bereitstellung erneuerbarer Energien seien die Herausforderungen der Zukunft. Der zur Verfügung stehende Hektar-Anteil pro Kopf nehme ab. Deshalb müsse die Produktion vergrößert werden, und das funktioniere nicht mit Ökolandbau, sondern nur mit modernster Technik. »Nicht wir drücken die Produkte in den Markt, sondern der Landwirt verlangt sie«, machte er zur Technik deutlich. Würde man diese Märkte nicht bedienen, bräche ein Drittel des Umsatzes weg.

Bei den Energiepflanzen habe es in den letzten Jahren einen enormen Sprung gegeben: Mais, Hirse, Roggen, Sonnenblumen oder Rüben. KWS habe den CO2-Ausstoß auf seinem Gelände über die Nutzung von Bioerdgas deutlich senken können.

Möglich wurden die Fortschritte durch Investitionen in Millionenhöhe, beispielsweise in neue Forschungs- und Bürogebäude sowie Gewächshäuser. »Wir setzen auf Nähe und Vertrauen, auf Teamgeist, Unabhängigkeit und Weitblick«, machte er deutlich. Das Unternehmensmotto »Zukunft säen seit 1856« zeige, wie sich Tradition und Innovation erfolgreich zusammenführen ließen. ek