Jede Menge kreatives Potenzial beim »marie«-Tanzprojekt

»Einmahl aufgetischt« - eine vielseitige Geschichte, die heute oder vor 2.000 Jahren spielen könnte / Einfach »alles auf Anfang« stellen

Menschen bewegen und eine Geschichte erzählen, das haben sich die Mitwirkenden des aktuellen Tanzprojekts der Jugendkirche »marie« vorgenommen, und mit »Einmahl aufgetischt« ist ihnen das eindrucksvoll gelungen. Am Sonnabend feierte die Aufführung Premiere, und für den Abend, der von Musik umrahmt wurde, gab es begeisterten Beifall in der zur Bühne umgebauten Neustädter Kirche.

Einbeck. Eine normale Clique präsentiert sich dem Zuschauer, 16 Männer und Frauen, jung und empfänglich für Emotionen wie Freundschaft und Liebe, aber auch für Machtkämpfe und Hass. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen wolle man erzählen, so die Ankündigung, eine zeitlose Geschichte, die heute, aber auch vor 2.000 Jahren spielen könne.

So heißen die einzelnen Szenen zwar, auf biblische Inhalte Bezug nehmend, »Himmelfahrt«, »Adam und Eva«, »Drei Schlangen und ein Apfel«, »Sodom und Gomorrha«, »Kain vs. Abel« oder »Judas Projekt«. Die Inhalte lassen sich aber problemlos in die Gegenwart übertragen: Liebe, Leiden, Sünde, Trauer und Freude sind auch heute allgegenwärtig.

Zu moderner, mitreißender Musik werden 15 unterschiedliche Szenen gespielt, sowohl in kompletter Besetzung als auch in kleineren Gruppen oder als Duett. Sie handeln von Liebe und Verfügung, von Ausgrenzung und dem Umgang mit Außenseitern, von Friede, Freude, Eierkuchen, die nicht ewig währen, und von der Erkenntnis, viele Perlen vor die Säue geworfen zu haben. Die Tänzer zeigen, wie es ist, sich am Feuer der Begierde zu verbrennen, und sie machen deutlich, dass das Biest im Innern im Zaum gehalten werden muss - bricht es aus, wird es gefährlich: »Einer wird sterben. Einer wird Opfer sein, einer Täter.« Tatsächlich kommt es zu einem Todesfall und zu großer Trauer. Schließlich bewegen sich die Lebenswege voneinander fort. Aber »alles auf Anfang«  zu stellen, das wäre schön. Beim letzten gemeinsamen Treffen sitzt die Gruppe zusammen am Tisch. Die Szene »Zu Tisch - der letzte Abend« erinnerte in Choreographie und Lichttechnik an das letzte Abendmahl Jesu, und die hier entdeckte Gemeinschaft ermöglicht es tatsächlich, »alles auf Anfang« zu setzen.

»Zwischen ›Nichts wird wieder gut‹ und ›Alles wird gut‹ spielt sich das echte Leben ab«, sagte Kreisjugendwart Holger von Oesen in seinem Dank für die hervorragend geglückte Premiere. Das Tanzprojekt wolle zeigen, dass es neue Chancen gebe, dass ein Neuanfang möglich sei.

Nicht nur mit Tanz haben die Darsteller ihre Ideen umgesetzt, sondern sie haben auch gesungen, gerappt und Klavier gespielt und damit jede Menge kreatives Potenzial gezeigt. Intensiv haben sie sich »Einmahl aufgetischt« erwarbeitet als ein Stück, das viele unterschiedliche und auch gegensätzliche Facetten aufweist: Es ist romantisch und frech, laut und zart, aggressiv und versöhnend. Der Zuschauer hat der Abend begeistert.

Getanzt haben Franziska Gabriel, Magdalena Kampa, Harm Bremeyer, Sascha Behrens, Birte Schoppe, Christian Krause, Pia Hoffmann, Melissa Meyer, Jan-Patric Ziegler, Jendrik Bühring, Celina Aurin, Anne Arndt, Nina Stahlmann, Ella Fiebig, Sarina Flemnitz und Rieke Hundertmark. Die Idee zum Stück haben Birte Schoppe und Christian Krause entwickelt, die auch die Intendanz übernommen haben. Für die Technik waren Daniel Krümmel und sein Team zuständig, für die Maske Dorit Illemann und Lea-Kirin Körber. ek