Jemand, der gelitten hat, lächelt wieder – Dank ai

Yusak Pakage: Einbecker Gruppe von amnesty international freut sich über Freilassung eines von ihr betreuten indonesischen Gefangenen

»Das sind die Sternstunden der ai-Gruppenarbeit«, freut sich die Sprecherin der Einbecker Gruppe von amnesty international, Gudrun Voß, über positive Neuigkeiten. Sie hat von der Freilassung des gewaltlosen politischen Häftlings Yusak Pakage aus Indonesien erfahren. »Das ist eine gute Nachricht für uns, denn wir haben den Gefangenen in den vergangenen fünf Jahren betreut.« Das Augenmerk gilt jetzt Filep Karma aus Indonesien, der ebenfalls 2004 verhaftet und 2005 zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist.

Einbeck. Yusak Pakage, ein Student, war im Dezember 2004 verhaftet worden, als er gegen die Festnahme von Filep Karma friedlich protestiert hatte. Der hatte nämlich die in Indonesien verbotene Morgenstern-Flagge gezeigt, ein Symbol, das an die Deklaration der Unabhängigkeit Papuas im Jahr 1962 erinnert. Auf die Festnahme Pakages folgte im Mai 2005 die Verurteilung wegen Landesverrats zu zehn Jahren Haft. Filep Karma wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, ebenfalls wegen Landesverrats.

Die Einbecker ai-Gruppe hat beide gewaltlosen politischen Gefangenen seit ihrer Verurteilung betreut und den Fall auch öffentlich gemacht. So wurde beispielsweise in Gottesdiensten, die ai gestaltet hat, auf die Lage der beiden Häftlinge hingewiesen, und auch Petitionen wurden immer wieder ausgelegt. Zahlreiche Einbecker haben Anteil genommen an den Geschehnissen und durch ihre Unterschrift das Anliegen von ai unterstützt, etwa durch Schreiben an den indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono oder an den Minister für Justiz und Menschenrechte, Patrialis Akbar, verbunden mit der Forderung nach sofortiger und bedingungsloser Freilassung. Die Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind in den Artikeln 19 und 20 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt. Die Einbecker Gruppe hat wiederholt auch direkt an Yusak Pakage Postkarten und Päckchen geschickt, und er hat Wege gefunden, den Kontakt zu erwidern und Informationen über seine Situation mitzuteilen.

Nachdem jetzt der indonesische Justizminister den politischen Häftlingen einen Besuch abgestattet hat, erfolgte die Begnadigung von Yusak Pakage nach der Verbüßung der Hälfte seiner zehnjährigen Haftstrafe. »Vielen Dank an alle amnesty-international-Mitglieder weltweit«, heißt es in einem Dankschreiben Pakages nach seiner Freilassung. »Möge Gott Euch alle beschützen. Diese Botschaft ist von jemandem, der gelitten hat und nun wieder lächeln kann, Dank amnesty.« Weltweit haben sich verschiedene ai-Gruppen für den inzwischen 31-Jährigen eingesetzt. Dank sprach er auch an die Organisation Human Rights Watch aus, die sich ebenfalls für ihn engagiert hat.

Nach wie vor in Haft ist der 50-jährige Verwaltungsangestellte Karma. Hier will die Einbecker Gruppe nicht nachlassen, zumal man von ihm weiß, dass er schwer krank ist und in der Hauptstadt Jakarta medizinisch behandelt werden müsste. »Ärztliche Versorgung und Freilassung, das ist das, was für ihn fordern«, macht Gudrun Voß deutlich. Mit der Forderung nach Freilassung ist keine Stellungnahme zum politischen Status der indonesischen Provinz Papua verbunden, stellt ai fest. Die Region sei sehr reich, bei der Bevölkerung komme allerdings wenig davon an. Vielmehr würden die Bodenschätze Gold und Kupfer von einem amerikanischen Unternehmen ausgebeutet, und dieser Umgang sei umstritten und durchaus konfliktträchtig.

Der Erfolg reiht sich ein in mehrere Freilassungen, die die Einbecker Gruppe bereits begleiten konnte. Immer wieder ist dabei deutlich geworden, dass viele Menschen, die sich gemeinsam für andere stark machen, doch etwas erreichen können. Gerade die Einzelfallarbeit zeigt aber auch, welche zerstörerische Wirkung von Menschenrechtsverletzungen ausgehen. Hier besteht zugleich die Chance, die Betroffenen persönlich zu erreichen, ihnen Zuversicht zu geben und auch die Öffentlichkeit zur Mithilfe zu gewinnen.

»Das geht natürlich alles nur über die Zusammenarbeit in der Gruppe«, betont die Einbecker Sprecherin. Die Hoffnung, dass etwas passiere, dass man tatsächlich etwas bewirke und eine Freilassung der Inhaftierten erfolge, habe man bei jeder der Petitionen oder Postkarten-Aktionen, hebt sie hervor: »Wir wissen, dass es etwas nützt.«ek