Junge Politiker im Dialog mit Schülern der Goetheschule

Thema: »Wer gestaltet unsere Zukunft?« / Atompolitik und Wehrpflicht / Übereinstimmung politischer Argumentation

Wer gestaltet unsere Zukunft? Dieser Frage widmete sich die diesjährige Podiumsdiskussion, die die Fachgruppe Politik-Wirtschaft an der Goetheschule mit dem »Ring politischer Jugend« organisierte. Der »Ring politischer Jugend« ist ein Zusammenschluss der politischen Jugendorganisationen im Landkreis Northeim. Fünf dieser Organisationen waren auf dem Podium in der Aula der Goetheschule vertreten: Für die Jungsozialisten (Jusos) sprach Adrian Schlinsog, für die Junge Union (JU) Helmar Breuker, die Jungen Liberalen (JuLis) wurden vertreten von Thomas Möhle und die Jungen Grünen (JG) von Max Noll.

Einbeck. Sie alle wurden in der Aula von der gesamten Oberstufe begrüßt. Die Schülerinnen und Schüler des 11., 12. und 13. Jahrgangs interessierten sich vor allem für die Themenblöcke »Atompolitik« und »Wehrpflicht«, zu denen die Politiker Stellung bezogen.

Vor dem Hintergrund des jüngst beschlossenen Zeitfahrplans für den Einstieg in den Ausstieg aus der Atomenergie war der erste Themenblock von hoher Aktualität. An das Gewissen als Verbraucher appellierte Helmar Breuker (JU), der auf die tragende Rolle erneuerbarer Energien verwies. In den Augen von Max Noll (JG) erweist sich Atomenergie als überflüssig; ihre nun auch längerfristige Existenz verdanke sie nicht zuletzt dezenter Lobbyarbeit. Auf das Problem der Endlagerung von Atommüll gingen Adrian Schlinsog (Jusos) und Thomas Möhle (JuLis) ein, wobei die besondere Rolle Niedersachsens als »Atomklo« fokussiert wurde. Als Gegengewicht für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken soll die Förderung regenerativer Energien stehen, aber wer wird den Anstoß zu dieser Förderung geben? Auf diese Frage des Moderators Johannes Coenen, Schüler der Goetheschule, antworteten die Jungpolitiker mit dem Hinweis auf die Macht der Atomkonzerne, die mitnichten förderlich sei für die energiepolitische Wende.

Auch der zweite Themenkomplex »Wehrpflicht« zeichnete sich durch Aktualität aus. Übereinstimmend sprachen sich die Vertreter der unterschiedlichen Parteien für die Aussetzung der Wehrpflicht aus, die im Prinzip beschlossen sei. Die Wehrpflicht habe sich angesichts asymmetrischer Kriegsführung überholt. Die Sicherheit stelle neue Anforderungen. Als strittig erwies sich die Frage nach einem möglichen Einsatz der Bundeswehr bei Terrorbedrohung im Inneren. Untrennbar verbunden mit der Frage nach der Wehrpflicht ist die Frage nach dem Zivildienst. Hier verwies der Vertreter der Jungen Union auf eine notwendige Attraktivitätssteigerung des Freiwilligen Sozialen Jahres, und dies nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern durch ein mögliches Bonussystem für das Studium. Max Noll von den Jungen Grünen hob die Relevanz für den medizinischen Bereich hervor, der teilweise ohne derartige Unterstützung zusammenzubrechen drohe. Auch die Altenpflege sei betroffen.

Die gesamte Diskussion zeichnete sich durch ein hohes Maß an Übereinstimmung politischer Argumentation und Zielrichtung aus. Der Umgangston war freundlich-freundschaftlich und bezeugte die Jungpolitiker verbindende Motivation, zuzuhören und zu lernen. Aber nicht nur diese Fähigkeiten wurden genannt als Antwort auf die Frage, warum sie sich parteipolitisch engagieren. Auch das Mitgestalten vor Ort, im Moment an der möglichen Einführung einer Gesamtschule sichtbar, sei reizvoll. Ebenso attraktiv sei das Mitgestalten der Bundespolitik, auf die die Basis durchaus zugreifen könne, wie das Beispiel der Zusatzverdienstmöglichkeiten für Kinder aus Hartz IV-Familien im Rahmen von Ferienjobs zeige. Zu sehen, dass man etwas bewegen kann, sagen kann: »Es geht!«, das ist der Lockruf in die Politik.

Wer gestaltet die Zukunft? Diese Frage beantworteten die Politiker mit dem Blick auf die Schülerinnen und Schüler, die die Gestalter der Zukunft seien. Dass sie die Gestalter sein können, zeigte die Diskussion, in der aus den Schülerreihen direkt Fragen an die Politiker formuliert wurden. Als Gestalter der Diskussion überzeugte das Moderatorentrio Manon Bertram, Alexander Carsten und Johannes Coenen, das souverän und stringent die Veranstaltung leitete. Für eine angemessene Akkustik sorgte das bewährte Team um Eike Sprecher. oh