Junge Unternehmen in Innenstadt locken

Neujahrsempfang von Einbeck Marketing richtet den Fokus auf die City | »Atmosphäre von Konsum«

Beim Neujahrsempfang mit mehr als 200 Gästen stand diesmal die Entwicklung der Innenstadt im Mittelpunkt.

»Chancen für die Innenstadt« war das bestimmende Thema des diesjährigen Neujahrsempfangs in der PS.Halle, zu dem die Einbeck Marketing Initiativ-Gemeinschaft und die Einbeck Marketing GmbH mehr als 200 Gäste willkommen heißen konnten. Neu war diesmal die Moderation des Abends, die Andreas Bosk vom WirtschaftsDienst Hannover übernahm. Von außen betrachtet bescheinigte er Einbeck viel Eigeninitiative und Bürgerengagement – »Einbeck ist eine Gewinnerstadt« mit viel Energie und Selbstbewusstsein. Für eine gemeinsam Strategie für die Zukunft warb Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Dass dabei besonders die Entwicklung der Innenstadt in den Fokus gerückt werden sollte, stellte Christoph Bajohr, Vorsitzender der Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft, heraus. Festredner Alexander Rudnick zeigte auf, wie man einen »neuen Typus Innenstadt« umsetzen kann.

Einbeck. Einbeck Marketing, stellte Bajohr fest, habe sich gut weiter entwickelt und Maßnahmen zur Stärkung des Standorts unternommen. Ziel sei ein besseres Image. Die Stadt soll als Marke etabliert werden. Einbeck werde oft in Verbindung mit dem Bier gebracht, mittlerweile aber auch mit dem
PS.Speicher oder KWS. Augenzwinkernd merkte er an, dass doch bitte der Schriftzug »Einbeck« mit in den Firmennamen integriert werden könnte – wie schon bei einigen Unternehmen geschehen.

Bajohr warb dafür, die guten Seiten der Stadt wahrzunehmen. Hier lebe man ohne Verkehrsstau, im Grünen, nicht anonym, das Leben sei günstiger, sicherer und bequemer. Und irgendwann werde es auch schnelles Internet geben, war er sicher. Die Bevölkerung betreibe Standortmarketing, und auch das Eulenfest werbe für die Stadt. Kritisch merkte er allerdings an, dass die Entwicklung der Innenstadt besser sein könne. Festredner Rudnick lieferte dafür im?Laufe des Abends noch Ideen.

Florian Geldmacher, Geschäftsführer von Einbeck Marketing erinnerte an die großen Veranstaltungen des vergangenen Jahres, die MusicNight, »Nabucco« auf dem Marktplatz, die »Rekord«-Eule, den wiedererstandenen Herbstmarkt und das Weihnachtsdorf. Zudem habe man einen Flyer entwickelt, der geholfen habe, neue Mitglieder zu finden. Er forderte die Zuhörer auf, auf die Homepage von Einbeck Marketing zu schauen.

Die nächste große Veranstaltung wird der Osterklöben sein, bei dem dann der »Einbecker 10er« eingeführt werden soll. Diese Einkaufswährung soll dazu dienen, Kaufkraft vor Ort zu binden. Zudem steht vom 6. bis 8. April die Einbecker Messe, verbunden mit Motorshow und Gartenzauber an. Vom 12. bis
14. Oktober wird wieder Eulenfest gefeiert, am 1. Dezember findet der Ball der Wirtschaft statt.

In Anlehnung an Johann Wilhelm Wilms rief Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek dazu auf, aus der Vogelperspektive zu schauen und demütiger zu sein. Sie fühle in Einbeck eine Aufbruchstimmung und den Willen, die Stadt attraktiv zu machen. Das Augenmerk, forderte sie, müsse nun auf der historischen Altstadt liegen. 2018 sei das europäische Kultur-erbejahr, und mit dem »Leben im Denkmal« liege man im Trend. Deutsche würden Fachwerkhäuser lieben, Erhalt und Wertschätzung der historischen Bausubstanz soll Ziel bleiben. Mit Fördergeldern werde das Waisenhaus in der Baustraße saniert, der barrierefreie Zugang zum historischen Rathaus gebaut. Die Planungen für Neustädter Kirchplatz und die Magistrale der Baukultur werden in den nächsten Monaten vorgestellt. Die teilweise berechtigte Kritik, dass es lange dauere, bis Projekte starten, konnte sie nachvollziehen. Dennoch sei jede Planung ein Stück Wagnis. »Planung ist Zukunft«. Mit den Projekten würden Stadtbild und Gewohnheiten verändert, neue Akzente gesetzt. Es sei wichtig, Veränderungen anzunehmen und mutig anzugehen – damit die »Bagger rollen«. Erfolgreich, fuhr sie fort, sei man aber nur, wenn alle wie Rädchen eines Uhrwerks ineinandergriffen. »Die Entwicklung der Stadt kann nur Teamleistung sein«, und so lud sie alle – Bürgerschaft, Stadt, Politik – ein, an der Strategie mitzuarbeiten.

In den Fokus rückte Alexander Rudnick, Geschäftsführer der Alexander Rudnick Consultans, die »Chancen für Innenstädte durch neues Investment«. Anhand von Trends in Gesellschaft und Einzelhandel stellte er fest, dass das Kaufkraftvolumen in Einbeck zurückgehen werde. Bessere Bildungsabschlüsse sorgten dafür, das junge Menschen die Stadt verlassen, die höhere Frauenerwerbsquote (73 Prozent) habe das Stadtbild verändert. »Die Hausfrau gibt es nicht mehr«, Senioren und Arbeitslose prägten mittlerweile das Stadtbild. Das Kaufkraftvolumen lasse nach. Der Trend zum großflächigen Einzelhandel sei in Einbeck so nicht umsetzbar, zudem entwickelten sich Lebensmittelhändler zu Vollsortierern. Der Umsatz des stationären Einzelhandels nehme wegen zunehmender Bedeutung des online-Handels ab.

Für Frequenz sorgen Lebensmittelhändler und Drogeriemärkte, stellte Rudnick fest. Leider sei die Drogerie mit den zwei Buchstaben in Einbeck etwas außerhalb angesiedelt. Einbeck müsse einen »neuen Typus Innenstadt« denken. Die Innenstadt müsse kompakt und multifunktional aufgestellt sein. »Eine perforierte Stadt darf es nicht geben.« Vielmehr müsse es einen intakten Kern der Stadt geben. Leerstehende Ladenlokale, meinte er, werde man nicht mit Handel füllen können, deshalb sollte man aufs Wohnen setzen. Dazu gehörten aber auch die Bereiche Kultur/Freizeit, Gastronomie und Dienstleister. Es gelte, eine »Atmosphäre von Konsum« zu schaffen. Die öffentliche Hand könne das nicht leisten, denn 90 Prozent der Gebäude seien Privateigentum.
Am Beispiel Alfeld zeigte er auf, wie Hauseigentümer hohe Investments nicht gescheut hatten, um größere Verkaufsflächen entstehen zu lassen. Rudnick forderte Lokalpatriotismus: »Steuern zahlen reicht nicht.«

Ebenfalls in Alfeld entsteht in der Innenstadt eine Senioreneinrichtung, hier engagiert sich ein Geldinstitut. Rudnick riet, leer stehende Gewerbeeinheiten ein Jahr mietfrei anzubieten und per Staffelmietvertrag zu verpachten. Dann würden junge Unternehmen den Weg in die Stadt finden.
Am Ende legte Rudnick den Verantwortlichen und Engagierten der Stadt Einbeck nahe, Bebauungspläne aufzustellen. Die Wirtschaftsförderung müsse sich mehr auf die Innenstadt ausrichten und Privateigentümer müssten an die Hand genommen werden.

Für den musikalischen Rahmen sorgte die Bigband der Mendelssohn-Musikschule unter der Leitung von Felix Warnecke mit ihrem kompakten Sound, der die Zuhörer mitswingen ließ. Im Anschluss blieb noch Zeit für den Austausch.sts