Kästen sollen an Walter Posers Lebenswerk erinnern

Einbeck. Eine Erinnerung an Walter Poser und die von ihm in Einbeck gegründete Globus-Teppich-Fabrik möchte Dietmar Kolletzki (Zweiter von rechts) mit der Patenschaft von gleich zwei neu beklebten Stromkästen an der Hannoverschen Straße/Poser-Kreisel schaffen: mit einem Portrait des Firmengründers und einer Luftaufnahme des Werksgeländes an der Hullerser Landstraße – dort, wo heute der Poser-Park mit verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten steht.

Er hat sie jetzt gemeinsam mit dem Verantwortlichen der Bürgerinitiative »Sch(l)aufenster« für die Verschönerung der Kästen, Manfred Thiele, und mit Frauke Steinhoff vom Druck-Kurier-Service vorgestellt, zuständig für die technische Ausführung. Walter Poser, geboren im November 1900, hatte nach dem Zweiten Weltkrieg in Einbeck einen neuen Standort für seine in der Sowjetischen Besatzungszone enteignete Fabrik gefunden. Als Flüchtling wagte er 1947 einen Neubeginn in Einbeck.

Mit alten und neuen Mitarbeitern und unter anderem mit Unterstützung des damaligen Stadtdirektors Heinrich Keim hatte er schnell Erfolg: Mit in der Spitze rund 850 Mitarbeitern wurde er zu einem großen Arbeitgeber in Einbeck. Neben Gerhard Feierabend und Hans Feierabend hat er damit wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung Einbecks beigetragen als Unternehmerpersönlichkeit, die respektvoll »der Chef« genannt wurde. Für ihn stand der Mensch im Mittelpunkt jeglicher Arbeit.

In der Breslauer, Königsberger und Patschkauer Straße wurden in den 1950er Jahren Eigenheime für viele Belegschaftsmitglieder gebaut, und auch Dietmar Kolletzkis Familie hat da gewohnt, zunächst in der Breslauer Straße, später in einem Zweifamilienhaus in der Patschkauer Straße. Seine Eltern haben Mitte der 50er Jahre Arbeit »bei Poser« gefunden, der Vater zunächst im Versand, die Mutter in der werkseigenen Küche, wo für die Belegschaft täglich frisch gekocht wurde.

Zum Werksgelände gehört ein großes Casino, in dem bis zu 400 Menschen Platz fanden: Es war der Speisesaal für die Mitarbeiter, konnte aber auch für andere Aktivitäten genutzt werden, etwa für Arbeitgeber- und Gewerkschaftsversammlung, Betriebsfeste und Tanzvergnügen und später als Einbecker Festsaal für Verwaltung, Sport und Kultur.

Hier fanden Karnevalsfeiern statt, der Prinzenball der Gesellschaft der Karnevalsfreunde, das katholische Gemeindefest. Auch Kabarettist Dieter Hildebrandt war zu Gast, und die Werkschöre von Globus und Arusto traten auf. Dietmar Kolletzki erinnert sich gern an die persönlichen Eindrücke, die er mit seinem besten Freund Hubert Löhnhardt bei Rundgängen übers Werksgelände gewinnen konnte. Dessen Vater war in den 1960er Jahren als Pförtner beschäftigt, und bei einigen Sonntagsdiensten durften ihn die Zehnjährigen auf den Kontrollgängen begleiten – zwar nicht offiziell abgesegnet, aber sehr spannend, »cool« würde man heute sagen.

Poser belieferte unter anderem Warenhäuser wie Karstadt, Kaufhof und Horten, und die hochwertige Auslegeware fand sich in großen Hotels in Deutschland und im angrenzenden europäischen Ausland. Ehemalige Mitarbeiter hatten sich selbstständig gemacht und verlegten die Ware vor Ort. Direkt auf die beiden Kästen zu läuft die Walter-Poser-Straße – Dietmar Kolletzki möchte mit der Patenschaft ebenso an den Unternehmer und sein Lebenswerk erinnern.ek