Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales

Kinder können Politik verstehen

Einbecks Jugendpfleger Henrik Probst berichtet über erfolgreiches Demokratieprojekt

Über das Anfang November für die Grundschulen durchgeführte Angebot »Demokratie erlebbar machen« (»EM« berichtete) hat Jugendpfleger Henrik Probst bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Jugend, Familie und Soziales berichtet. Der Ausschuss hatte sich im Frühjahr auf Antrag der SPD damit beschäftigt und das Projekt befürwortet.

Einbeck. Demokratie erlebbar machen, dieses Ziel hatte das Angebot für die vierten Grundschulklassen aller Einbecker Schulen. An zwei Vormittagen waren zunächst die Grundschulen aus den Ortschaften und anschließend die Kernstadtschulen für mehrere Stunden zu Gast im Alten Rathaus. Sie gingen dabei der Frage nach: »Wir funktioniert eigentlich Politik in Einbeck?« Damit wurde ein SPD-Antrag umgesetzt, Schülern Kommunalpolitik anschaulich zu vermitteln.

An beiden Tagen habe es ein gut besuchtes Podium mit Vertretern der Fraktionen und der Verwaltung gegeben, berichtete Henrik Probst. 120 Kinder waren aus den Ortschaften dabei, 135 aus den Kernstadt-Schulen. Birgit Redlich vom Göttinger Institut für Demokratieforschung hat die Vormittage moderiert und gut begleitet. Sie hat die Politiker vorgestellt und ihnen Fragen gestellt, etwa dazu, wie Jugendliche an Politik mitwirken können.

Dabei wurde beispielsweise zur direkten Ansprache der Ortsrats- oder Stadtratsmitglieder ermutigt, aber auch zur Teilnahme an Sitzungen, oder man kann sich Jugendorganisationen der Parteien anschließen. Eine »Wahl« brachte unterschiedliche Ergebnisse bei beiden Gruppen. Intensiv wurde in Kleingruppen diskutiert, und hier konnten die Schüler konkrete Wünsche an die Politik benennen. Um Spielplätze, Spielgeräte, Fußballtore, größere Klassenzimmer, bessere Toiletten, die Schulhofgestaltung, einen Schulgarten oder neue Möbel ging es dabei.

Sowohl Schule und die direkte Lebenswelt wurden berücksichtigt als auch gesellschaftliche Ansätze: schnelleres Internet, Tiergerechtigkeit, mehr Elektroautos. Besseres Essen in der Mensa, für das man nicht so lange anstehen muss, eine saubere Stadt, weniger Plastik, Schulbusse mit Plätzen für alle oder ein Fußballkäfig mit Kunstrasen: Die Schüler haben viele unterschiedliche Beiträge geliefert.

Die Frage, die im Vorfeld im Ausschuss beraten wurde, ob nämlich vierte Klassen schon soweit seien, Kommunalpolitik zu verstehen, könne man nach diesen beiden Veranstaltung eindeutig bejahen: »Das geht sehr gut.«

Die politische Wahrnehmung gehe über die alltägliche Lebenswelt hinaus, so Henrik Probsts Fazit. Die Methode sei geeignet, Schüler an Politik  heranzuführen. Sie seien interessiert an Personen und politischen Prozessen. Es wurden realitätsbezogene Wünsche und Anregungen geäußert. Die Politik ihrerseits war beeindruckt vom politischen Verständnis der Kinder, und die Ratsmitglieder haben versprochen, die Anregungen mitzunehmen. Deutlich wurden auch unterschiedliche Bedürfnisse der Ortschaften und der Kernstadt: Während für die Kernstadtschulen der Wunsch nach attraktiveren Freizeitangeboten im Vordergrund stand, haben die Ortschaften vor allem Anregungen für den Schulalltag geäußert.

Es wäre, so Probst weiter, durchaus denkbar, eine solche Veranstaltung als jährliches Angebot zu etablieren und eventuell auszubauen. Dann könnte man auch ältere Schüler einbeziehen, die im Rahmen des Programms unter anderem direkte Anträge an die Ausschüsse erarbeiten. Auch bei den Lehrern, berichtete er, seien die Vormittage gut angekommen.

Das bestätigte auch Gitta Kunzi, SPD, eine der Teilnehmerinnen von Seiten der Politik. Sie mahnte aber auch, die Wünsche der Kinder dürfe man jetzt nicht vergessen. »Wir haben Hausaufgaben bekommen«, bestätigte Dr. Marion Villmar-Doebeling, FDP, die die Diskussion ebenfalls mitgestaltet hat. Beatrix Tappe-Rostalski, die für die CDU dabei war, lobte die sehr motivierten Schüler, aber auch den Ausschusskollegen Martin Grund: »Das war ein sehr guter Antrag.« Man würde gern weitermachen, auch mit höheren Klassen.ek