Kindern einmal wöchentlich Zeit schenken

Verein »Deutsch für Alle« sucht Leselernpaten, die Kindern beim Lesen lernen helfen

Für die Mentoren werden auch Fortbildungen angeboten – in der Geschwister-Scholl-Schule standen diesmal Märchen im Vordergrund.

Einbeck. Lesekompetenz wird überall benötigt. Schon in der Grundschule werden nicht nur Wörter und Sätze laut vorgelesen, sondern auch beim stillen Lesen wird gelernt, den tieferen Sinn und die Zusammenhänge von Informationen und Geschichten zu verstehen. Die Fähigkeit, Texte zu lesen und zu verstehen, beeinflusst alle Be-reiche des Lebens und ist auch in der Schule wichtig und notwendig für das Lernen in allen Unterrichtsfächern. Je früher und umfassender Leselernprozesse dem individuellen Lernstand eines Kindes entsprechend gefördert werden, desto nachhaltiger wirken sich diese Maßnahmen auf die gesamte Lernentwicklung aus.

Das weiß der Verein »Deutsch für alle«, der seit 2011 in Northeim und 2012 in Einbeck Leselernhelfer organisiert, die in den Grundschulen sich um diejenigen Kinder kümmern, die Probleme mit dem Lesen haben. Kinder, die von Leselernhelfern profitieren, werden von der Schulleitung dem Verein genannt. Mittlerweile gibt es an den 20 Schulen im Landkreis 180 Mentoren. Weitere werden aber noch gesucht, pädagogische Erfahrung wird nicht vorausgesetzt.

Die Leselernhelfer setzen sich einmal wöchentlich nach Schulschluss in der Schule mit »ihrem« Kind zusammen. Der Lesetreff ist aber keine Nachhilfestunde, es gibt keinen Leistungsdruck. Vielmehr soll Vertrauen aufgebaut werden. Der Mentor kann vorlesen oder gemeinsam mit dem Kind lesen – alles in einer ruhigen Atmosphäre. Lesematerialien finden sich in der Schulbibliothek. Kinder im Grundschulalter brauchen Abwechslung, es kann auch mal gesungen, gespielt oder gebastelt werden.

Mindestens sechs Monate lang sollte ein Erwachsener ein Kind begleiten können, am besten ein ganzes Jahr. Mentor und Schüler treffen sich regelmäßig, ausgenommen ist die Ferienzeit. An jeder Schule gibt es einen Ansprechpartner für die Mentoren.
Ausgangspunkt des gemeinsamen Lese-, Schreib- beziehungsweise Sprechtrainings sind immer die Interessen sowie die individuellen Fähigkeiten des Kindes. Die Mentoren holen die Mädchen und Jungen dort ab, wo sie aktuell stehen. Die Lesepaten kümmern sich um Zweit- bis Viertklässler.
Zu etwa 80 Prozent kommen die Lesekinder aus Familien mit Migrationshintergrund. Sie haben oft keine Möglichkeit, mit einem Erwachsenen deutsche Texte zu lesen. Die Lesepaten finden in der Begegnung mit einem Lese-kind eine sinnvolle, erfüllende Aufgabe. Sie schenken Kindern Zeit und Aufmerksamkeit.

Dass das Konzept funktioniert, unterstreicht der Vorsitzende des Vereins »Deutsch für Alle«, Jochen Lehmann. Er hofft, dass sich weitere Mentoren finden, die bereit sind, sich um Kinder zu kümmern. Kontakt kann aufgenommen werden unter der Nummer 0152/01045856 oder dfa.sekretariat@web.de.sts