»Kochtöpfe« mit Inhalten und Perspektiven füllen

Einbeck. Frühlingshafte Temperaturen herrschen mit viel Sonnenschein, doch der Marktplatz ist leer wie im Winter. Wo sonst zahlreiche Menschen ihn bevölkern, vor gastronomischen Betrieben sitzen und in Einzelhandelsgeschäften shoppen – ist während der Corona-Pandemie Leere. Die Küchen bleiben kalt, nichts wird verzehrt. Mit der Initiative »leere Kochtöpfe« weist der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Niedersachsen auf die dramatische und existenzgefährdende Situation im Hotel- und Gastgewerbe hin.

Niedersächsische Landtags- und Bundestagsabgeordnete bekamen jetzt einen leeren Kochtopf überreicht wie Christian Grascha von Alexander Pohl, DEHOGA-Vorsitzender im Landkreis Northeim. Dieser symbolisiert in eindring­licher Weise die katastrophalen Zustände im Hotel- und Gaststättengewerbe. Nach fast acht Monaten Lockdown seit November sind nicht nur die Töpfe leer, sondern auch Rücklagenkassen und die Herzen. Traditionsbetriebe und junge Unternehmen benötigen dringend eine Perspektive auf Unterstützung in Form einer Öffnungsstrategie und Beihilfe auf finanzieller Ebene wie zum Beispiel einen bisher vergeblich geforderten Unternehmerlohn. Keine Branche und kein Unternehmen könne über sieben Monate hinaus von Rücklagen und Überbrückungshilfen existieren, heißt es von DEHOGA.

Fast jeder vierte Betrieb steht vor der Geschäftsaufgabe, rund zwei Millionen Mitarbeiter haben Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Der DEHOGA bittet die Politik dringend um die Bereitstellung »neuer Rezepturen« für einen Weg aus der Krise. Eine »neue Normalität« darf nicht ohne Gastronomie stattfinden. Das deutsche Gastgewerbe bedeutet Lebensfreude, Genuss, soziales Leben und ein sicheres Vergnügen. Gehofft wird mit Blick auf die angeschriebenen Politiker: auf die Rücksendung der Töpfe gefüllt mit schnellen Lösungen, gezielten Ideen und einer großen Prise Empathie für eine vom Aussterben bedrohte Branche. Landtagsabgeordneter Christian Grascha war dem DEHOGA dankbar für die Aktion. Das Hotel- und Gaststättengewerbe leide momentan stark und brauche dringend wieder Perspektiven. Die Außengastronomie mit Hygienekonzepten zu öffnen, wäre eine Möglichkeit. Die Modellkommunen habe man auch versucht, auf den Weg zu bringen. Rückmeldungen dazu waren positiv. Nach insgesamt rund 14 Monaten Lockdown seit Anfang 2020 werden Perspektiven und Ziele dringend benötigt. Innenstädte leben von gastronomischen Betrieben, Einzelhandel und Kultur; sie sollten wieder öffnen können, so Grascha.

Dieses Jahr gebe es schon den zweiten April ohne Gastronomie in der Innenstadt, sie sei wie ausgestorben, erklärte Pohl. Mit den »leeren Kochtöpfen« weise man auf die Misere hin. Es müsse wieder ein anderes – ein belebtes – Stadtbild geben. Die Töpfe spiegeln Situation und Existenzängste der Betreiber wider. Aufgefordert sei die Politik, Rezepte zu kreieren, um sie wieder mit Inhalt und Leben zu füllen. Manches Mal fühle er sich wie beim UNO-Spiel, sagte Pohl. Er habe nur noch eine Karte auf der Hand und hoffe, zu gewinnen, doch bekomme er dann eine Strafkarte und müsse zwei Karten ziehen. So ähnlich sei es in der Pandemie in der Gastronomie. Immer wieder denken die Verantwortlichen, es gebe Möglichkeiten, um »das Spiel des Lockdowns« zu beenden, doch dann kommen Gegebenheiten und Dinge dazwischen, die das verhindern. Sobald es möglich ist, plant er, wieder Außengastronomie anzubieten.

Die Modellkommunen wären zur rechten Zeit gekommen. Um wieder starten zu können, müssen viele Ketten ineinandergreifen, dafür sollen sich alle einsetzen. Zahlreiche Betriebe arrangierten sich mit dem Außer-Haus-Geschäft, doch fehlen die Gäste, um die Innenstadt zu beleben. Mit innovativen Ideen werde versucht, die Krise zu meistern – teilweise erfinden sich gastronomische Unternehmen neu. 2020 konnte nach acht Wochen Mitte Mai wieder geöffnet werden – in diesem Jahr braucht man dringend einen Fahrplan für die »heiße Zeit«. Die Menschen wollen wieder rausgehen und die Innenstädte beleben. Aufgefordert werde, sich gemeinsam einzusetzen, die »leeren Kochtöpfe« mit Inhalten, Zielen und Ideen und vor allem guten Perspektiven zu füllen.mru