Konrad Bestes heitere Romane über Wenzen

»Das vergnügliche Leben der Doktorin Löhnefink« | »Die drei Esel« | »Löhnefinks leben noch«

Der Konrad-Beste-Gedenkstein steht südlich von Wenzen in Blickrichtung Eimen. Von 1913 bis zu seinem Tod 1958 schrieb Beste 31 Romane, Drehbücher, Märchen und Bühnenstücke.

Wenzen. Vor etwa 100 Jahren spielt der erste der drei heiteren Romanen über das Dorf Wenzen. Assistenzarzt Wilhelm Löhnefink war im Ersten Weltkrieg in Hamburg stationiert und hatte dort die junge Grete kennengelernt. Um 1920 übernimmt Wilhelm eine verwaiste Arztpraxis im Dorf Hunzen bei Einbeck. Im Roman sind viele Namen verändert. Einige aber sind real, wie der Blick in ein Adressbuch aus dieser Zeit zeigt. Bei Hunzen handelt es sich um das Dorf Wenzen.

Wilhelm wohnt zur Untermiete beim eher als garstig beschriebenen Ehepaar Busse. Grete will mit ihrer Tante Hunzen besuchen. Und als sie bei strömendem Regen oben am Bahnhof ankommen, nimmt sie Pastor Fänger in einer abenteuerlichen Fahrt mit seiner Pferdekutsche in den Ort. Wilhelm bringt sie zur Gastwirtschaft August Bietendübel. Auf dem Nachhauseweg muss Wilhelm feststellen, dass die boshaften Busses die Türen verrammelt haben. Über zwei Misthaufen muss er sich den Weg zu seiner Wohnung bahnen.

Als Arzt macht Wilhelm seine Erfahrungen mit den Dorfbewohnern: Die Leute aus Bohnsen sind schmerzunempfindlich, die aus Eitzum gewalttätig, die Bewohner von Flöthe sind sympathisch und leichtlebig, aber die aus Himstedt reich und geizig. Auch einige Hunzener legen seltsames Gebaren an den Tag: Frau Schökel hat einen Putzfimmel und hortet Lebensmittel. Vikar Kreybohm leidet unter Verfolgungswahn und ist immer bewaffnet. Manchmal geht sein Taschenhund von alleine los.

Als Wilhelm und Grete ihre Hochzeit planen, kommt Jugendfreund Konrad zu Besuch. Natürlich handelt es sich dabei um den Autor Konrad Beste persönlich. Konrad ist ein Lebenskünstler: »Reklameberater in einer Schuhfabrik, Annoncenaquisiteur, Versicherungsagent, Steuerberater, Begleitredner in Berlinern Kinotheatern und in der Provinz, Spezialist für Kaltobstkonservierung und Hygiene der Ehe – zum 1. Juli gekündigt«. Konrad sprüht vor Ideen, ist aber immer klamm und hofft auf neue Geldgeber.

In Hunzen bekommt Konrad ein Pferd geschenkt, allerdings sind die Stallkosten enorm. Als Bauer Kumlehn ihm eine Rechnung über 1.500 Mark präsentiert, gibt Konrad das Pferd wieder zurück; Kumlehn ist älteren Voldagsern noch bekannt, er hatte als erster im Dorf einen Fernseher, und die Kinder durften bei ihm zum Beispiel »Daktari« sehen. Später kommt Konrads Mäzen, Generaldirektor Dieckmann, mit Frau und Luxuskarosse nach Hunzen, um den Dichter mit in den Urlaub nach Oberbayern mitzunehmen. Eines Tages bekommt Wilhelm ein altes, unzuverlässiges Motorrad geschenkt. Als er eine längere Fortbildung besucht, überschlagen sich die Ereignisse. Sein Praxis-Vertreter bleibt mit dem Motorrad mehrfach liegen und reist empört wieder ab. Dessen Nachfolger beginnt im Ort mit politischer Agitation und wird dann krank. Erst der dritte Stellvertreter macht seine Sache gut.

In Hunzen sucht sich der erfolglose Kunstmaler Raphael Schmolarski einen neuen Wirkungskreis. Er inseriert im Kreisblatt das volle Programm: »Naturheilkunde, amerikanische Methode, Magnetopathie! Biochemie! Homöopathie! Chiropraktik! Strahlentherapie! Kaltwasserkuren! Diätkuren! Rohkost! Augendiagnostik!«

Später kommt der mittellose Konrad in bedauernswertem Zustand nach 300 Kilometern zu Fuß an. Er kann den Hafer nicht zahlen, denn sein Theater hatte nach Uraufführung Pleite gemacht.

Konrad macht sich bei den Löhnefinks nützlich und kümmert sich um die offenen Arztrechnungen. Das führt dazu, dass einige Patienten zu Schmolarski überlaufen. Oberhalb des Dorfes hausen sie in dünnen Leibchen in offenen Holzhütten ohne Heizung. Karge Rohkost, Dauerläufe, kalte Duschen und Streiche mit der Birkenrute sollen sie wieder fit machen. Bald aber soll die Hunzener Wundertherapie lebensbedrohliche Folgen für einige der »Kurgäste« haben. Nur das Eingreifen von Doktor Löhnefink und seiner Frau verhindert Schlimmeres. Ein genesener Fabrikbesitzer schenkt Wilhelm zum Dank sein Auto. Kurpfuscher Schmolarski ergreift die Flucht und Konrad die Gelegenheit, das Grundstück zu kaufen. Dort will er eine Hütte bauen, kommt aber über das Gerüst nicht hinaus.

Im zweiten Band, »Die drei Esel der Doktorin Löhnefink«, verschlägt es die liebeskranke Maren Ellerkamp nach Hunzen. Als Wilhelm vorschlägt, Konrad einzuladen, reagiert Grete unwirsch: »Lass mich mit dem Dichter in Ruhe! ... Der plündert nur wieder meine Tagebücher aus, und … lügt das Blaue vom Himmel herunter. Das Ganze soll ich dann als «Das vergnügliche Leben der Doktorin Löhnefink” erzählt haben! Ich war sehr peinlich überrascht, als ein Buch unter diesem Titel erschien … . Wochenlang habe ich mich damals weder in Hunzen noch in Einbeck auf der Straße zeigen mögen.«

Aber natürlich geht die Geschichte weiter, Konrad erzählt von einer verhängnisvollen Verwechslung, der Pastor schafft sich irre Hobbies an, und der groteske Kutscher Jürges nahm vor Fahrtantritt eine Flasche Cognac zu sich, Flasche leer, Kutscher voll. Es kam, wie es kommen musste: Auf dem steilen Weg zum Bahnhof kippt die Kutsche um.

Konrad Beste studierte seine Umgebung genau. Als Wilhelm eines Tages die junge Maren im Auto mitnimmt, fahren sie an der uralten Eibe vorbei. Die steht zwar nicht am Straßenrand, sondern im Wald, aber das ist eben schriftstellerische Freiheit.

Maren kauft bei den Zentral-Garagen von Auto-Büchner einen wundervollen Vorführwagen für 7.000 Mark. Es folgen malerische Ausflüge ins Weserbergland. Konrad kann sich plötzlich sogar einen Neuwagen leisten, allerdings bringt er knapp 120 Kilo auf die Waage.

Erwähnung findet auch das Gasthaus zur Wilhelmsbrücke von Oskar Panitz. Als dort ein Autobus mit einer Schulklasse Rast macht, spendiert der anwesende Generaldirektor Gerding, der im ersten Band noch Dieckmann hieß, eine Runde aus dem Schokoladenautomaten. Der dritte Band »Löhnefinks leben noch« erzählt die Erlebnisse aus der Nachkriegszeit.wk