Krieg ist unsinnig

Gedenken und Erinnern machen Sinn | Zum Volkstrauertag

Monika und Günther Lillig aus Orxhausen sind auf der Suche nach Vater beziehungsweise Schwiegervater Albert Lillig, im Zweiten Weltkrieg vermisst. Vielleicht kann der Volksbund helfen.

Einbeck/Vogelbeck/Edemissen/Orxhausen. Es ist wieder November, dieser zumeist unfreundliche, düstere Monat mit seinen kürzer erscheinenden Tagen, bevor endlich wieder die Adventszeit Häuser und Straßen in hellem Licht erstrahlen lässt.

Der November ist aber auch ein stiller Monat der Besinnung, der Erinnerung an liebe Verstorbene, und man gedenkt am Volkstrauertag der unzähligen Opfer von Krieg und Gewalt. Es fällt nicht leicht, die richtigen Worte zum Volkstrauertag zu finden, zumal viele Menschen meinen, er passe nicht mehr in die Zeit, die Kriege lägen doch schon so lange zurück.

Dass dem nicht so ist, weiß der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der auch in diesem Jahr wieder tausende Gefallene geborgen hat. In Brandenburg fanden beispielsweise erst im vorigen Monat Einbettungen auf den Kriegsgräberstätten in Halbe und Lietzen statt. In Halbe befindet sich die größte Kriegsgräberstätte Deutschlands mit knapp 29.000 Kriegstoten.

Wer kennt nicht die Erzählungen von Eltern und Großeltern, die den vergangenen Krieg noch miterlebten? Schaut man zurück, so war fast jede Familie von mindestens einem Verlust betroffen. Enkel und Urenkel interessieren sich in besonderem Maß für die Lücken in ihren ­Familien und nutzen immer wieder die Gräbersuche online des Volksbundes für ihre Recherchen (www.volksbund.de/graebersuche.html).

Aufmerksam geworden durch einen Artikel zum Volkstrauertag im vergangenen Jahr in der Einbecker Morgenpost »Kompakt«, meldete sich Familie Lillig aus Orxhausen und berichtete Elfie Haupt aus Vogelbeck über das ungeklärte Schicksal ihres seit den letzten Kriegstagen vermissten Vaters Albert Lillig, geboren am 28. März 1909 in Orxhausen. Albert war verheiratet mit Marie, geborene Schmidt, einer gebürtigen Vogelbeckerin.Sie bekamen zwei Kinder, Sieglinde (1937) und Günther (1940). Beschäftigt war Albert als Büchsenmacher bei der Firma Burgsmüller in Kreiensen, er wurde aus diesem Grund erst gegen Ende des Krieges einberufen.

Sohn Günther erinnert sich, dass er seinen Vater stets schmerzlich vermisst und andere Kinder um ihre Väter beneidet habe. Niemals konnte er seinen Vater um Rat fragen. Erst nach dem Tod der Mutter fand die Familie im Nachlass ungefähr 50 in Sütterlin verfasste Feldpostbriefe, die nun transkribiert werden sollen. Darunter ist auch eine Ansichtskarte vom Truppenübungsplatz in Altengrabow bei Magdeburg. Von dort kamen die letzten Lebenszeichen Alberts.
Es liegt der Familie zwar ein Gutachten des DRK vor, das die Mutter seinerzeit noch in Auftrag gegeben hatte, jedoch ohne Ergebnis. Leider hielt sie alle Unterlagen bis zu ihrem Tod unter Verschluss, so wie es damals in den meisten Familien gehandhabt wurde. Der Volksbund hat inzwischen alle Unterlagen eingesehen und die Grabnachforschung eingeleitet.

Wie wichtig die Arbeit des Volksbundes einzuschätzen ist, zeigt auch die Geschichte der Familie Ernst-August Halbfaß aus Edemissen: Der gefallene Onkel August Halbfaß ruht auf der Kriegsgräberstätte Fort de Malmaison in Frankreich, etwa 20 Kilometer südlich der Stadt Laon gelegen. Noch zu Lebzeiten konnte Vater Henry Halbfaß das Grab seines Bruders besuchen, was ihm sicher viel bedeutet hat. Auch Großsohn Bernd begleitete seinen Opa auf der Fahrt zum Soldatenfriedhof. Nun möchte auch Ernst-August Halbfaß das Grab seines Onkels besuchen, er wartet bereits auf den am Jahresende erscheinenden neuen Reiseprospekt des Volksbundes.

Trauer braucht einen Ort – Familie Halbfaß hat die Gewissheit, die der Familie Lillig noch zu wünschen ist.oh