Kriegsende in Einbeck

Am 8./9. April 1945: Zeit des Nationalsozialismus endet kampflos

Einbeck. Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich in diesem Jahr zum 70. Mal. Einbeck wurde den Amerikanern am 9. April 1945 übergeben. Damit war vor Ort die Zeit des Nationalsozialismus vorbei.

Am 8. April gegen Mittag verließ bereits NSDAP-Kreisleiter Brasche heimlich die Stadt. Aufregung, Durcheinander, fast nur noch Volkssturm mit Jungen und Alten im Einsatz, und sinnloser Tod, etwa jener der vier Hitlerjungen und des Leutnants Neupert in Lüthorst, bestimmten das Bild (Ilse Brinckmann in ihrer Dokumentation von 1987).Dass die Stadt kampflos übergeben werden konnte, ist vielen Umständen zu danken: Teile der Bevölkerung bestürmten den stellvertretenden Bürgermeister Karl Schrader, sich dafür einzusetzen. Dieser informierte Generalleutnant Walter Behschnitt, Einbecks Stadtkommandant. Die Zahl der weißen Fahnen sprach ebenfalls für sich.

Der damals 28-jährige Unteroffizier Heinrich Keim aus Hannover war ab dem 7. April zur Behandlung im Lazarett in der heutigen Goetheschule. Mit dem Lazarett-Hauptfeldwebel Werner Lüttge, Besitzer eines Motorrads, fuhr er am 8. April nachmittags in Eigeninitiative nach Wenzen. Sie wollten dort mit den Amerikanern verhandeln, sprachen mit Captain Ernest Kaufmann, Chef einer Reconnaissance-Einheit, und kehrten am 9. April zurück. Behschnitt schreibt 1948, (Einbecker Jahrbuch 33), dass er von der Keim-Lüttge-Aktion nichts wusste und bereits die Absicht der kampflosen Übergabe gehabt habe. Diesen Entschluss teilte er am 9. April vormittags den Offizieren mit. Captain Kaufmann traf gegen Mittag ein, forder te Behschnitt zur Übergabe auf. Und dieser übergab offiziell die »City of Einbeck« an die Amerikaner. In einer Rede, berichteten Schrader sowie Lüttge, habe Kaufmann den Anteil Keims und Lüttges an dieser Aktion hervorgehoben.

Die Zeit des Elends war noch lange nicht vorbei: Ge trauert wurde um Tote, Vermisste und Verfolgte. 1945 befanden sich in Lazarett-Einrichtungen in Einbeck und Umgebung 1.500 Verwundete, berichtete Stadtarchivarin Dr. Elke Heege. Flüchtlinge aus dem Rheinland und Hannover waren da, Ausgebombte, Zwangsarbeiter und Displaced Persons. Im Juni 1946 kamen 1.500 Patschkauer an. Behelfsquartiere, Flücht lingsbeauftragte, Nahrungsmittel- und Arbeitsplatzsuche – das waren Stichwörter vorrangiger Probleme, mit denen sich der als Bürgermeister eingesetzte Heinrich Keim, später Stadtdirektor bis 1981, und ab 1946 Bürgermeister Wilhelm Messerschmidt mitsamt ihren Mitarbeitern zunächst zu befassen hatten.

Jahrzehnte später, in seiner Rede vom 8. Mai 1985, stellte Richard von Weizsäcker, damals Bundespräsident, fest: »Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung… .«des