KWS-Umsatz erreicht die 750-Millionen-Euro-Marke

Bisher erfolgreichstes Jahr der Unternehmensgeschichte / Wichtigster Wachstumsmotor war der Mais / Rübe ebenfalls stark

Das bisher erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte hat die KWS abgeschlossen. Bei der Hauptversammlung konnten sich die Aktionäre nach Berichten und Abstimmung nicht nur an Kartoffelsuppe, Berlinern und Glühwein freuen, sondern vor allem an einer um zehn Cent auf 1,90 Euro erhöhten Rendite pro Aktie.

Einbeck. »Draußen wurden Sie mit Musik empfangen, aber auch im Abschluss ist Musik drin«, hieß der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Andreas J. Büchting, die Aktionäre willkommen. Büchting sprach vom »besten Jahr der Geschichte« des Unternehmens.

Das untermauerten die vier Firmenvorstände in ihren Ausführungen zu den Unternehmenssparten. Vorstandssprecher Philipp von dem Bussche betonte, das abgelaufene Geschäftsjahr sei von der nach wie vor nicht ausgestandenen Wirtschafts- und Finanzkrise geprägt.

Es habe der KWS-Gruppe weiter stabiles Wachstum gebracht: Der Umsatz stieg um gut fünf Prozent auf 754 Millionen Euro, das Betriebsergebnis vor Steuer um sechs Prozent auf 82 Millionen Euro.

Die Belegschaft wurde weltweit um mehr als acht Prozent auf jetzt rund 3.500 Beschäftigte erweitert. Wer den Einsatz moderner Technologien wie Bio- und Gentechnik in Züchtung und Landwirtschaft ablehne, müsse sich fragen lassen, welche Folgen die Unterlassung von Fortschritt haben werde – auch dafür brauche man eine moralische Legitimation. Dabei gebe es bisher keine ernsthaft geprüfte wissenschaftliche Untersuchung, die ein Risiko der Grünen Gentechnik für Gesundheit und Umwelt belege. Von dem Bussche zitierte aus einer Veröffentlichung der EU-Kommission. In 25 Jahren hätten mehr als 500 unabhängige Forschergruppen mit hohem Aufwand die Sicherheit gentechnisch veränderte Organismen untersucht.

»Die EU-Kommission stellt fest, dass es keine wissenschaftlichen Hinweise darauf gibt, dass sie eine größere Gefahr für die Umwelt oder die Lebens- und Futtermittelsicherheit darstellen als herkömmliche Pflanzen und Organismen.« Man wolle gentechnisch veränderte Technologien nicht gegen den Willen der Verbraucher, der Kunden und der Bevölkerung durchsetzen, sagte er. Die Kennzeichnung »ohne Gentechnik« sei ein klarer Fall von Verbrauchertäuschung. 70 bis 80 Prozent der Lebensmittel seien längst mit Gentechnik in Berührung gekommen. Forschung und Entwicklung führe KWS weitgehend in Deutschland durch. Jede andere Strategie würde den Fortschritt verlangsamen, zumal KWS fast 30 Prozent des Umsatzes mit gentechnisch veränderten Pflanzen erziele. Um Wachstum weltweit abzusichern, habe KWS ein umfangreiches Programm aufgelegt: »Fit for Growth«. Organisationsänderungen, etwa zur Gründung von vier Dienstleistungszentren, müsse man nicht vornehmen, weil es dem Unternehmen schlecht, sondern weil es besonders gut dastehe.

Wachstum stehe über der letztjährigen Entwicklung bei der Zuckerrübe, führte von dem Bussche aus. Mit 247 Millionen Euro Umsatz wurde ein Spitzenergebnis erzielt – trotz des Flächenrückgangs in Europa. Zum Wachstum habe wesentlich der Markterfolg der Roundup-Ready-Zuckerrübe in den USA beigetragen. 95 Prozent der Fläche dort würden mit RR-Zuckerrüben bebaut, KWS habe einen Anteil von 60 Prozent. Die derzeit ausgesetzte Zulassung beruhe auf einem Formfehler. KWS halte, wie auch die Landwirte, am weiteren Anbau fest: »Wir rechnen mit einer Freigabe Mitte Januar.«. Nach einer zweijährigen Umweltprüfung werde die RR-Rübe endgültig zugelassen. Gefahr, betonte er, sei nicht gegeben, andernfalls hätten die Richter alle Aktivitäten sofort unterbunden.

Der Mais war im vergangenen Jahr Wachstumsmotor Nummer 1, erläuterte der für dieses Segment zuständige Vorstand Dr. Christoph Amberger, der Umsatz stieg um acht Prozent auf 413 Millionen Euro. Hier wurde zugleich kräftig investiert. KWS sei der Biogaspezialist unter allen Maiszüchtern. Der Umsatz mit gentechnisch veränderten Mais- und Sojasorten stieg auf 140 Millionen Euro an. »Ohne Gentechnik wären wir heute nicht mehr auf dem Markt in Nordamerika und morgen auch nicht mehr in Argentinien.« Dabei entschieden allein die Kunden, ob sie ökologisches, konventionelles oder gentechnisch produziertes Saatgut haben wollten. Problematisch sei, dass es von den Behörden keine Standards zur Bestimmung von minimalen Spuren von gentechnisch erzeugten Eigenschaften in konventionellem Saatgut gebe.

»Null« sei nicht wirklich »null«, und das stelle auch den Erfolg konventioneller Züchtung in Frage. 14 Millionen Euro beziehungsweise 17 Prozent Umsatz verloren hat KWS im Segment Getreide, wobei Hybridroggen unter niedrigen Preisen und verringerten Anbauflächen gelitten hat. Winterweizen und -gerste konnten sich dagegen verbessern. Um die Qualität beim Getreide zu verbessern, wurde die Produktionsstruktur verändert, und mit »Quality Plus« gibt es ein neues Qualitätssiegel: »Wir stehen mit unserem Namen dafür gerade – da muss KWS beziehungsweise KWS Lochow draufstehen«, so Dr. Amberger.

Einblicke in Forschung und Entwicklung gab Dr. Léon Broers. Für diesen Bereich wurden acht Millionen Euro oder neun Prozent mehr investiert als im Vorjahr: Nun sind es 97,5 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr ist sogar eine Anhebung auf 109 Millionen Euro geplant. Dabei wurden zahlreiche Aktivitäten ausgebaut, etwa Maiszüchtung in China oder die Nutzung von molekularen Markern. Mit 274 neuen Sortenzulassungen sei man in einer guten Lage. Bei der Zuckerrübe konnte man Erfolge bei der Resistenz gegen die späte Rübenfäule erzielen, und am Konzept der Energierübe wurde gearbeitet. Die größte Entwicklung gebe es beim Mais, die technologischen Sprünge seien faszinierend. Das bisherige Institut, in dem die Züchtung organisiert sei, und die Tochtergesellschaft Planta mit Serviceabteilungen und Forschung wurden zusammengeführt, um die enge Verbindung zwischen Forschung und Züchtung zu stärken. Eine Ausweitung der Züchtungsaktivitäten ist für Süd-Ost-Europa, Russland und die USA vorgesehen, und es sollen neue gentechnische Ansätze aufgenommen werden.

Wie es bei den KWS-Finanzen aussieht, berichtete Dr. Hagen Duenbostel. In den letzten fünf Jahren sei der Umsatz der Gruppe um mehr als zehn Prozent und Jahr gestiegen. Die ausgezeichnete Ertragslage konnte auf hohem Niveau gehalten werden. Ein Grund war vor allem die Ausweitung des Auslandsgeschäftes. Gerade mit Blick auf China hege man große Erwartungen. Das neue Geschäftsjahr lasse sich gut an, man erwarte, die Wachstumsgeschwindigkeit halten zu können. Das Eigenkapital ermögliche es dem Unternehmen, das Wachstum aus eigener Kraft zu stemmen. In der Diskussion hatten erneut Gentechnikgegner Gelegenheit, ihre Bedenken geltend zu machen. Ging es ihnen um eine Umkehr auf diesem Weg, sprachen sich die Vertreter der Kleinaktionäre für eine höhere Dividende aus.

Mit jeweils deutlichen Mehrheiten stimmten die anwesenden Aktionäre für die Dividende von 1,90 Euro je Stückatie. Ebenfalls deutlich wurden Vorstand und Aufsichtsrat entlastet, und auch die Neuregelungen der Vergütung der Vorstandsmitglieder stieß auf Zustimmung.ek