KWS zeigt Zuversicht bei künftigem Anbau von Gen-Rüben

»Rübe findet in USA hohe Akzeptanz, und das wird so bleiben« / Verfahren für Umweltverträglichkeitsstudie / Kein endgültiges Verbot

»Die gentechnisch veränderte Zuckerrübe hat in den USA eine hohe Akzeptanz erfahren, und wir sind zuversichtlich, dass das auch so bleibt.« Das jüngste Gerichtsurteil aus Kalifornien zum Thema Gen-Rübe sieht man bei der KWS derzeit noch gelassen: »Wir wollen und wir werden weiterhin auf dem US-Markt auftreten«, ist Vorstandssprecher Philip von dem Bussche sicher. Immerhin sei ein dauerhaftes Anbauverbot vom Gericht ausgesetzt worden. Es sei allerdings eine Umweltverträglichkeitsstudie eingefordert worden. Darstellungen, der Anbau sei per Gericht für alle Zeiten verboten worden, wies er zurück: Das sei falsch und schüre am Standort Einbeck unnötige Sorgen.

Einbeck. »Ablehnung von grüner Gentechnik ist inzwischen zum Mainstream geworden«, bedauert Dr. Henning von der Ohe, Leiter Unternehmensentwicklung und Kommunikation bei KWS. Es gelte jedoch, über den Tellerrand zu schauen: In der westlichen Überflussgesellschaft seien Ernährungsprobleme und Klimawandel nicht so tief im Bewusstsein. Gentechnik sei eine Methode der modernen Pflanzenforschung, mit der man den großen Themen etwas entgegensetzen könne. Wenn in der normalen Züchtung nur Jahr für Jahr mit verhältnismäßig geringen Ergebnissen etwas umgesetzt werden könne, erlaube Gentechnik in manchen Bereichen einen Quantensprung.

Die Akzeptanz, die die gentechnikveränderte Roundup-Ready-Zuckerrübe in den USA gefunden habe, sei sehr hoch, führte Philip von dem Bussche aus: »Von null auf 95 Prozent innerhalb von zwei Jahren«, so hoch sei der Anteil der gentechnisch veränderten Rüben an der Gesamtproduktion. Auf rund 500.000 Hektar Fläche wurden Roundup-Ready-Zuckerrüben angebaut, der Marktanteil des Unternehmens liegt bei rund 65 Prozent. KWS wolle dabei Landwirten nicht die Technologie aufzwingen, sondern sie hätten eine Option, sich anders zu entscheiden. Das Unternehmen sei das einzige in diesem Bereich, das seinen Sitz in Deutschland habe. Forschung brauche einen langen Vorlauf, und dass man hier Forschung durchführen könne, die man für die verschiedenen Kulturarten brauche, sei die Voraussetzung, um als Unternehmen weltweit agieren zu können.

Die Roundup-Ready-Zuckerrübe habe ihre Überlegenheit im praktischen Anbau erwiesen, 25 Prozent der Umsätze würden damit gemacht. Man wolle auch weiter auf dem US-Markt antreten, statt anderen dort das Feld zu überlassen.

Ein dauerhaftes Anbauverbot sei vom kalifornischen Gericht abgelehnt worden. Stattdessen wurde eine Environmental Impact Study gefordert, eine Umweltverträglichkeitsstudie. Die vorhandenen Untersuchungen reichten nicht aus, so Richter White. Statt eines Anbauverbots habe er sich dafür ausgesprochen zu prüfen, unter welchen Bedingungen Anbau möglich sei. Zudem gebe es eine höchstrichterliche Entscheidung, die ein Anbauverbot während der Untersuchungsfrist verbiete. »Wir erwarten, dass in den kommenden Wochen Regelungen festgelegt werden, wie wir den Anforderungen beim Anbau Rechnung tragen können«, so von dem Bussche, »aber darauf sind wir bereits vorbereitet.« Was man bisher freiwillig betreibe, sollte nun zur Verpflichtung gemacht werden. Beispielsweise habe man sich auf Mindestabstände geeinigt oder auf die Entfernung von Schossern. Die berechtigten Interessen von anderen Anbauern, etwa von verwandten Pflanzen wie Mangold oder Rote Bete, könnten so geregelt werden.

Die Dauer des Verfahrens werde möglicherweise zwei Jahre betragen. »Ein Anbau kann aber weiter stattfinden«, ist von dem Bussche sicher, es gelte, Übergangsregelungen für die nächsten Jahre für die Saatgutproduktion zu finden. Gelinge das, müsse man nicht mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen - es war schon die Rede von Einbrüchen im Bereich um die 30 Prozent. Die bereits gepflanzten Rüben dürfen geerntet und verarbeitet werden. Bis zur nächsten Aussaat im März/April müssten die offenen Fragen geklärt sein.

Dass Gentechnik-Gegner sich angesichts des Urteils freuten, könne er verstehen, räumte er ein. Es sei aber falsch, dass der Anbau der Rüben für alle Zeiten verboten sei. Es habe auch kein Verbot gegeben, weil der Anbau zu gefährlich sei, hier werde mit verkürzten Darstellungen gearbeitet. So etwas zu verbreiten, schüre Sorgen unter Mitarbeitern und Bevölkerung.ek