Landwirte und Wasserversorger sichern Trinkwasserqualität

Trinkwasserschutz-Kooperation mit 19 Wasserversorgungsunternehmen und 735 Landwirte / Nitratarmes Wasser ist das Ziel

In Bezug auf die Trinkwasserqualität wurden jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt: Ein entsprechender Fördervertrag wurde für fünf Jahre abgeschlossen. Ziel ist es, die Belastungen des Trinkwassers so niedrig wie möglich zu halten, erläuterte Bernd Cranen, Geschäftsführer der Stadtwerke Einbeck.

Einbeck. Seit 16 Jahren können Landwirte in der Region sogenannte Freiwillige Vereinbarungen zum vorsorgenden Trinkwasserschutz abschließen. Sie reduzieren beispielsweise die Intensität der Bodenbearbeitung, düngen weniger Stickstoff oder bauen Feldgras statt Raps an. Den Einkommensverlust bekommen sie aus dem sogenannten Wassergroschen ausgeglichen, den jedes Wasserversorgungsunternehmen an das Land Niedersachsen zu zahlen hat. Betreut werden sie bei Abschluss und Umsetzung der Freiwilligen Vereinbarungen durch Wasserschutzberater der Bezirksstelle Northeim der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. In 2009, erklärte Dr. Michael Wildenhayn von der Landwirtschaftskammer, seien so rund 206.000 Euro ausgezahlt worden.

Begonnen hatte die Zusammenarbeit 1994 mit rund 30 Landwirten in den Trinkwassergewinnungsgebieten Katlenburg und Sattenhausen. Seither wurde kontinuierlich ausgeweitet: Aktuell werden von sechs Wasserschutzberatern 743 landwirtschaftliche  Betriebe mit 6.885 Hektar bewirtschafteter Acker- und Grünlandfläche in 44 Trinkwassergewinnungsgebieten in den Landkreisen Northeim und Göttingen betreut.

Die Zuständigkeiten für die Vertragsgestaltung und -abwicklung sind von den früheren Bezirksregierungen auf den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) übergegangen. Seit dem vergangenen Jahr werden diese Aufgaben schrittweise auf die regionalen Wasserversorgungsunternehmen übertragen. Ab 2010 ist die Region Northeim an der Reihe: Jetzt wurde ein fünfjähriger Rahmenvertrag über eine Finanzhilfe des Landes und der EU unterzeichnet. Mit rund 2,289 Millionen Euro und damit mehr als 400.000 Euro pro Jahr werden Maßnahmen zum vorsorgenden Trinkwasserschutz und die dazugehörige Beratung bis 2014 gesichert, erklärte Dr. Markus Quirin vom NLWKN.

Damit die erforderlichen Voraussetzungen hierfür gegeben waren, bedurfte es in der klein strukturierten Region einer erheblichen Vorarbeit. Nicht weniger als 19 Wasserversorgungsunternehmen haben sich zu diesem Zweck in der Trinkwasserschutz-Kooperation Northeim zusammengefunden und vertreten ihr Interesse an sauberem und nitratarmen Trinkwasser nunmehr gemeinsam unter der Führung der Stadtwerke Einbeck. Acht von ihnen – Stadt Bad Gandersheim, Gemeinde Kalefeld, Stadtwerke Einbeck, WAZ »Solling«, Stadtwerke Uslar, Stadtwerke Hardegsen, Stadtwerke Northeim und EEW Duderstadt – vertreten im sogenannten Kooperationsausschuss die Interessen der Wasserwirtschaft. Ihnen gegenüber sitzen acht Landwirte, die die Interessen ihrer 735 Berufskollegen aus den 44 Trinkwassergewinnungsgebieten in den Landkreisen Northeim und Göttingen vertreten. In diesem Gremium werden nunmehr alle erforderlichen Beschlüsse gefasst. Dabei dankten die Kooperationspartner den Stadtwerken Einbeck, die die Federführung übernommen haben.

Innerhalb der Kooperation besteht Einigkeit, dass der Schutz des Trinkwassers für alle Brunnen und Quellen in den Trinkwassergewinnungsgebieten gleich wichtig sein soll. Der Beratungsbedarf soll sich insbesondere an der jeweiligen Rohwasserqualität und dabei vorrangig am Nitratgehalt orientieren. Dieser liegt im Mittel aller 76 Brunnen bei derzeit 18 Milligramm pro Liter und somit unter dem EU-Richtwert von 25 Milligramm pro Liter.

Je mehr Nitrat im Rohwasser enthalten ist und je flachgründiger die Böden im Einzugsgebiet des zugehörigen Brunnens sind, desto mehr beziehungsweise höherwertige Maßnahmen bis hin zur Flächenstilllegung werden den Landwirten vermittelt. In der Mehrzahl könne bereits mit weniger aufwändigen Maßnahmen wie flächenspezifischer Düngeberatung oder vor-übergehender Bodenruhe nach der Rapsernte viel für die Trinkwasserqualität getan werden, so Dr. Wildenhayn.

Das neue Niedersächsische Modell zum kooperativen Trinkwasserschutz biete also mehr Flexibilität und Raum für eigene Ideen – jeder Landwirt – und das seien die, die es angehe, stellte Reinhard Schatt aus Langenholtensen fest – könne Ideen einbringen.sts