Einer der »lebendigsten Kirchenkreise«

Stephanie und Jan von Lingen zogenn Bilanz | 61 Kirchen, 32 Kapellen und sechs Glockentürme

Beim Kirchenkreistag blickte das Superintendentenehepaar Stephanie und Jan von Lingen zurück auf die vergangenen drei Jahre.

Einbeck/Dassel. Im Doppeldeckerbus mit den beiden Superintendenten durch den Kirchenkreis Leine-Solling fahren: Nein, nicht wirklich, aber in Gedanken durften das die rund 60 Mitglieder des Kirchenkreistags bei ihrer jüngsten Sitzung. Seit inzwischen drei Jahren sind Stephanie und Jan von Lingen die »theologischen Reiseleiter« der Region, da war es an der Zeit, in einem rund einstündigen Bericht Bilanz zu ziehen.

Von Uslar aus ging es mit dem gedachten Bus Richtung Dassel und Einbeck, dann über Fredelsloh bis nach Northeim und nach einem Schlenker Richtung Katlenburg über Hardegsen zurück zum Ausgangspunkt. Unterwegs bot sich ihnen ein Kirchenkreis mit 61 Kirchen, 32 Kapellen und sechs Glockentürmen. Diese sind Anlaufstelle für etwa 57.000 evangelische Gemeindeglieder, deren Zahl aber durch den demografischen Wandel stetig sinkt.

Das hatte in den letzten Jahren zur Folge, dass Pfarrstellen neu zugeschnitten werden mussten, die Zahl der Pastoren rückläufig ist und sich die Gemeinden im Wandel befinden. »Wir werden immer weniger und immer älter«, stellte Stephanie von Lingen im Blick auf den Kirchenkreis fest. Dennoch sei der Kirchenkreis Leine-Solling einer der lebendigsten in der Landeskirche, so ihr Eindruck.

Von diesem Leben in den Gemeinden haben sie und ihr Mann sich in den vergangenen Jahren überzeugen können, so dass sie auf dieser gedanklichen Busreise von etlichen Projekten, Aktionen und Einrichtungen berichten konnte: »All diese Aktivitäten zeigen, wie Kirche von Haupt- wie Ehrenamtlichen gestaltet wird und den nüchternen Fakten etwas entgegensetzt«, so von Lingen: »Neue Krippen werden eröffnet, moderne Gottesdienstideen entstehen und viele musikalische Projekte bereichern das kulturelle Leben.

Es gibt ein evangelisches Gymnasium im Kirchenkreis, die Jugendkirche bringt immer wieder frischen Wind in die Gemeinden, die Diakonie ist an vielen Orten sehr engagiert und Integration wird hier aus Überzeugung gelebt.« Die bis zu 1000 Jahre alten Kirchengebäude seien zudem touristisch interessant und die Orgeldichte der Region solle angeblich die höchste weltweit sein. Auch die Seelsorge und Notfallseelsorge blieben nicht unerwähnt, wie auch der Qualitätsmanagementprozess in insgesamt 18 Kindertagesstätten und ihren Mitarbeitenden.

Dort arbeiten neben den 310 pädagogischen festangestellten Mitarbeitenden rund 70 Aushilfen und FSJ-ler. Dazu kommen im Kirchenkreis noch rund 450 weitere festangestellte Mitarbeitende sowie Aushilfskräfte und Honorarkräfte. Mit insgesamt rund 1100 Personen ist der Kirchenkreis somit auch ein durchaus wichtiger Arbeitgeber in der Region, wobei hier die 42 Pastorinnen und Pastoren nicht mitgezählt sind, da sie offiziell bei der Landeskirche angestellt sind.

Als Superintendent Jan von Lingen diese Zahlen auflistete, wurde manchem der Zuhörer wieder einmal deutlich, wie wichtig Kirche doch nach wie vor ist und wie entscheidend sie das Bild einer Region prägt. Für den Weg, den Kirche künftig beschreiten soll, forderte er: »Gegen die demografische Entwicklung können wir bei Kirche kaum etwas tun, aber wir können für die Attraktivität unseres Gemeindelebens sorgen.

Wir werden nach Formen suchen, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Dreh- und Angelpunkt ist, dass wir Kinder und ihre Familien erreichen und sie zur Taufe ermutigen.« Die drei Bereiche Kirchenmusik, Jugendkirche und Diakonie bezeichnete er als »Raststätten für die Seele«.

Darüber hinaus müssen Mittel und Wege gefunden werden, um angesichts der anstehenden Pensionierungswelle bei den Pastoren die Pfarrstellen attraktiv zu gestalten, ergänzte Stephanie von Lingen. Dazu gehören attraktive Pfarrhäuser sowie eine Stärkung des Miteinanders in den Regionen. Teamarbeit sei hier das Stichwort, das schon jetzt vieles neu ordnet oder hilft, neue Strukturen mit Leben zu füllen.

Weitere neue Denkanstöße erhoffen die Superintendenten sich von den neuen Kirchenvorständen, die in ihren Dörfern oder Städten tatsächlich Zukunft gestalten können. Die nötige Mindestzahl an Kandidaten sei überall erreicht worden. Der Bericht der Superintendenten schloss mit einem besonderen Dank an alle Kirchenvorstände: »Bei unseren Besuchen in Ihren Gemeinden, haben wir oft gemerkt, wie viel Zeit und Herz Sie alle einbringen. Sie werden Spuren hinterlassen.« Mit Luther gesagt: »Gott lacht und freut sich mit allen Engeln und Kreaturen, darüber, dass ihr’s im Glauben tut. So ist jeder zu seinem Dienste berufen.«oh