Letztlich fehlte ihm die Perspektive

Geschäftsführer Florian Geldmacher verlässt Einbeck Marketing ab Dezember | Nachfolger-Suche läuft bereits

Florian Geldmacher

Einbeck. Er geht mit dem sprichwörtlichen ­lachenden und weinenden Auge: Florian Geldmacher verlässt Einbeck Marketing zum 1. Dezember. Er wird Leiter der Unternehmens­kommunikation bei der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung in Göttingen. In Einbeck war er seit 2015 Geschäftsführer. Es fehle ihm hier, räumte er im Gespräch mit der Einbecker Morgenpost ein, die weitere Perspektive. Einbeck-Marketing-Aufsichtsratschef Martin Deutsch sagte, er finde den Weggang sehr bedauerlich, habe aber auch Verständnis für diesen Schritt. Für Einbeck Marketing komme es jetzt darauf an, aus der Situation das Beste zu machen: Eine Stellenausschreibung, damit die Position so schnell wie möglich wieder besetzt werden kann, gibt es bereits.

Grundsatzfragen-Klärung zu Einbeck Marketing

»Ich bleibe Einbecker«, betonte Florian Geldmacher, er und seine Familie würden sich in ihrer Wahlheimat wohlfühlen. Aber nach vier Jahren als Geschäftsführer von Einbeck Marketing müsse er feststellen, dass am Ende die Luft raus war. Es seien immer dieselben Fragen gekommen, unter anderem deshalb, weil die Finanzierung der Gesellschaft nicht ganz sattelfest sei.

Die Herausnahme des Bereichs Tourismus, die Absage des Osterklöbens – letztlich sei er enttäuscht gewesen. »Es fehlt mir die Perspektive.« Dass die Stelle nun als »teilzeitfähig« ausgeschrieben sei, zeige, dass eigentlich ein Veranstaltungskaufmann gesucht werde. Er habe mit zwölf Mitarbeitern begonnen, jetzt seien es noch vier. Grundsätzlich stelle sich die Frage, wo es hingehen solle und wozu Einbeck Marketing da sei. Und dann müsse man nicht nur ideell zu dieser Konstruktion stehen, sondern auch finanziell.

Bilanz: Viele erfolgreiche Projekte umgesetzt

Er habe, bilanzierte er, viele erfolgreiche Projekte umsetzen können, aber es hätten mehr sein können. Er sehe an vielen Stellen Konflikte, ohne dass Kompromisse in Sicht seien.

Bedauern beim Aufsichtsratschef

Seine neue Stelle in Göttingen biete ihm ein großes Aufgabenfeld und viel Gestaltungsfreiraum; in Einbeck fühlte er sich dagegen immer stärker eingeengt. Wenn man immer wieder mit Sparzwängen konfrontiert werde, sei eine 100-prozentige Leidenschaft irgendwann nicht mehr möglich. Er hält es für notwendig, dass eine Strategie festgelegt werde, was Einbeck Marketing übernehmen sollte beziehungsweise welche Veranstaltungen in welcher Hand liegen sollten. Einbeck Marketing als »der« Veranstalter für Einbeck, das wäre sein Wunsch. Teilweise werde die Gesellschaft als 100-prozentige Tochter der Stadt angesehen, dann wieder als Dritt-Anbieter mit den entsprechenden Auflagen und finanziellen Konsequenzen. Er habe es mehr und mehr bedauert, dass seine Vorstellungen kein Echo gefunden hätten.

Was für Florian Geldmacher mit seiner neuen Stelle verbunden sei, habe man ihm hier so nicht bieten können, erläuterte Martin Deutsch. Er finde es bedauerlich, dass man den Geschäftsführer nicht halten könne – das sei gerade deshalb schade, weil er engagiert und sehr gut vernetzt sei. Es sei ihm rasch gelungen, Kontakte zu knüpfen und sich mit Stakeholdern zu verbinden. Wenn es um die Aufgaben und Anforderungen für die künftige Besetzung gehe, müsse man sehen, dass »wahrscheinlich keiner alles« könne. Stadtmarketing und Standortentwicklung – möglicherweise finde man jemanden, der eine Seite bedienen könne und sich in die andere einarbeite – oder einen »zweiten Geldmacher«. Je nach Profil der Bewerber sei es auch denkbar, die Position in Teilzeit zu besetzen und in diesem Zusammenhang den Unterbau zu verstärken.

Etwa 40 Prozent der Aufgaben seien der Geschäftsführung gewidmet, 60 Prozent – und in der Praxis weit mehr – habe Florian Geldmacher in die Mitarbeit an Projekten gesteckt. Wie ein Nachfolger die Position ausgestalte, bleibe abzuwarten. »Ich bin gespannt, wen wir dafür interessieren können«, so der Aufsichtsratsvorsitzende.

Herbstprogramm bereits gut vorbereitet

Florian Geldmacher wird seinen Posten im Eickeschen Haus planmäßig mit dem 30. November verlassen – ein Nachfolger wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt gesucht, früher wäre optimal, betonte Deutsch. Dabei habe der Geschäftsführer versichert, dass er der Gesellschaft zur Verfügung stehe, damit alle Veranstaltungen in der zweiten Jahreshälfte wie geplant ablaufen könnten. Das Eulenfest sei dabei mit den Vorbereitungen nahezu »durch«, die Music Night werde routiniert geregelt, und für das Weihnachtsdorf gebe es einen langen Vorlauf, der ebenfalls schon Form angenommen habe. Das Herbstprogramm werde man jedenfalls gut über die Bühne bringen, das habe Florian Geldmacher ihm zugesichert. Er habe für die Gesellschaft gekämpft und seine Aufgaben gut gelöst, erkannt Martin Deutsch an.

In der Stellenausschreibung wird ein Geschäftsführer gesucht, der die Gesellschaft führt und sie strategisch und organisatorisch weiterentwickelt. Es sind Projekte in den Bereichen Stadtmarketing und Standortentwicklung zu koordinieren. Dabei sei eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung vorgesehen. Zu den Aufgaben zählen die Initiierung und Planung von Veranstaltungen und größeren Ereignissen und die Präsenz dabei. »Sie agieren als Partner und Verbindungsglied zwischen Stadtverwaltung, Industrie, Handwerk, Handel, Dienstleistern, Gastronomie, Vereinen und Verbänden«, heißt es weiter, und es wird auf die Mitarbeit in den Ausschüssen hingewiesen.

Idealerweise verfügt der Bewerber/die Bewerberin über Erfahrung im Stadtmarketing und in der Standortentwicklung, über eine einschlägige Ausbildung beziehungsweise ein Studium, kaufmännisches Wissen, eine teamorientierte und integrative Persönlichkeit, und Erfahrungen als Führungskraft sowie Sozialkompetenz sind gefragt. Die Arbeit in vernetzten Systemen und vielfältige persönliche Kontakte in der Region sind erforderlich. Der künftige Geschäftsführer soll motiviert sein, für die Potenziale und Chancen des Standorts Einbeck zu begeistern. Die Tätigkeit biete großen Gestaltungsspielraum und erfordere ein hohes Maß an Eigenverantwortung.ek