»Lieber Hockenheim als Altersheim«

MV Agusta-Treffen in Einbeck | Rund 130 Teilnehmer aus Deutschland, Europa und Japan

Über das gelungene »Familientreffen« in Einbeck freuen sich Chiharu Nogawa, Rüdiger Freund, Tetsuaki Masuda und Joachim Kuschewski.

Beliebt bei zahlreichen Fahrern sind die Bikes der italienischen Firma MV Agusta aus Schiranna. Viele lieben besonderes Fahrwerk, hübsches Aussehen und die »good Vibrations«. Zum 29. Treffen des MV Agusta- Clubs Deutschland kamen mehr als 130 Teilnehmer mit 80 Bikes nach Einbeck. Einige reisten sogar mit ihren Motorrädern die 500 Kilometer aus Prag an: Stammgast seit vielen Jahren ist der japanische Clubpräsident Tetsuaki Masuda, der auch dieses Mal extra zum Treffen nach Deutschland kam.

Einbeck. 38 Weltmeisterschaften und 37 Konstrukteurstitel errang von 1952 bis 1974 der italienische Motorradhersteller. Allein 15 davon Giacomo Agostini, der – wenn es die Zeit zulässt – auch an den Treffen des Deutschen Clubs teilnimmt. Bekannte weitere Fahrer, die für Agusta Titel errangen, waren John Surtees, Mike Hallwood oder Phil Read.

Gern fährt auch Ralph Bohnhorst die besondere Marke, der kürzlich mit einem Seitenwagen einen neuen Weltrekord auf dem Großen Salzsee in Utah mit 398 Stundenkilometern aufstellte. Der mehrmalige Deutsche Meister und Europameister war Ehrengast beim Treffen in Einbeck und berichtete über den Rekordversuch.

Organisiert wurde die Zusammenkunft in Einbeck von Rüdiger Freund (Zweiter von links) aus Dransfeld und Clubpräsident Joachim Kuschewski (rechts). Es sei wie ein Familientreffen, sagte Freund, jedes Jahr freue man sich über das Wiedersehen, Benzingespräche zu führen und die Bikes vielen Interessierten wie in Einbeck zu präsentieren. Leider fiel wegen Regen das Rennen am PS.Depot aus, die Ausfahrt über 130 Kilometer von Einbeck über Fürstenhagen und zurück genossen alle.

Nicht nur für Teilnehmer aus ganz Deutschland sind die Treffen ein großer Anreiz, Agustafahrer kamen unter anderem aus Österreich, Italien, Schweiz, den Niederlanden und der Tschechischen Republik. Einige absolvierten die ganze Strecke mit ihrem Motorrad. Stammgast Jiri Stanek aus Prag war mit einem 63 Jahre alten »Schätzchen« dabei, zum 18. Mal nahm er schon am Treffen teil.

Noch öfter in Deutschland war mit einem noch längeren Anreiseweg Japans Clubpräsident Tetsuaki Masuda (Zweiter von rechts) mit Begleiter Chiharu Nogawa (links). Kuschewski und Masuda lernten sich vor mehr als 20 Jahren bei einem Motorradtreffen in Cascina Costa in Italien kennen. Es entwickelte sich eine intensive Freundschaft mit vielen gegenseitigen Besuchern. Masuda hat eine Agusta bei Kuschewski in Köln untergestellt, so dass beide Touren durch Europa unternehmen können. Am deutschen Club-Treffen nahm er zum

20. Mal teil und freut sich wie alle Beteiligten schon auf die 30. Zusammenkunft der Agustafreunde 2019 in Rüsselsheim.

Bereits 1907, knapp vier Jahre nach dem ersten Motorflug der Gebrüder Wright, baute der italienische Luftfahrt-Pionier Giovanni Agusta sein erstes Flugzeug. Nachdem er 1927 im Alter von 48 Jahren überraschend starb, übernahm sein erstgeborener Sohn Domenico die Leitung der Fabrik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Unternehmen gezwungen, sich ein anderes Betätigungsfeld zu suchen. Agusta entschied sich für die Herstellung eines leichten Motorrades und gründete 1945 die Firma MV Agusta (Meccanica Verghera Agusta). 1946 stellte man das erste Motorrad mit 98 Kubikzentimeter-Zweitaktmotor vor. Schnell stellten sich Erfolge ein, zahlreiche Weltmeisterschaften wurden errungen.

1980 wurde wegen finanzieller Probleme die Produktion eingestellt, einen Neubeginn gab es 1992 durch die Castiglioni-Gruppe (Cagiva). 2008 übernahm Harley-Davidson die MV Agusta Group (MVAG) vollständig. In Einbeck zu sehen waren Bikes von 1950 bis in die Gegenwart, aber auch Modelle für Kinder, Rennmaschinen sowie Raritäten wie eine Agusta, mit der Giacomo Agostini Weltmeister wurde.

Die Clubmitglieder freuen sich auf die jährlichen Zusammenkünfte, aber auch ihre Schätzchen gemäß des Mottos »Lieber Hockenheim als Altersheim« zu bewegen und jede Fahrt ausgiebig zu genießen.mru