Nachhaltige Hilfe rettet mehr als 1.500 Leben

Lions-Projekt P.I.C.U. vorgestellt: Kinder-Intensivmedizinstation auf Sri Lanka | Spenden gut eingesetzt

Oberarzt Dr. Thomas Jack (rechts) und Projektmanager Hartmuth Schulz (Zweiter von links) berichteten beim Lions-Club Einbeck über P.I.C.U., die Kinder-Intensivstation in Galle in Sri Lanka, die auch vom Einbecker Lions-Club mit dem Präsidenten Walter Schmalzried (Zweiter von rechts) und Lutz Voß (links), früherer District Governor, unterstützt wird.

Einbeck. »Strahlend schönes Land«, so lautet die Übersetzung für Sri Lanka. Auf der Insel südöstlich von Indien engagieren sich viele Lions-Clubs des Distrikts Hannover, um die medizinische Versorgung von schwer kranken Kindern zu verbessern: Dank ihrer Hilfe ist das Projekt P.I.C.U. (Paediatric Intensive Care Unit) in der Hafenstadt Galle entstanden - heute mit 14 Betten die größte Station für Kinder-Intensivmedizin auf der Insel.

Hartmuth Schulz und Oberarzt Dr. Thomas Jack haben beim Lions-Club Einbeck, der zu den Unterstützern zählt, jetzt darüber berichtet. »P.I.C.U. Intensivmedizin für Kinder - die Schwächsten in Sri Lanka« heißt das Projekt. Man wolle, so der Einbecker Lions-Präsident Walter Schmalzried, den Blick lenken auf dieses internationale Vorhaben.

1,8 Millionen sind in den vergangenen gut zehn Jahren für die Kinder-Intensivstation ausgegeben werden. Mit Herzblut und Begeisterung würden die Organisatoren die Lions-Idee »We serve«, »Wir dienen«, hier weitertragen. Durch Paten vor Ort sei gesichert, dass mit dem Geld Gutes getan werde. P.I.C.U., erinnert Lutz Voß, sei ein Distrikt-Projekt - alle Clubs seien um finanzielle Unterstützung gebeten, und etwa die Hälfte der 91 Clubs beteilige sich daran.

Überzeugende Argumente würden dafür sprechen, unter anderem die Kontakte zu Lions in Hikkaduwa, rund 30 Kilometer nördlich der Stadt Galle, wo die Station am örtlichen Lehrkrankenhaus Karapiriya erbaut wurde. Rund 15.000 Euro jährlich seien notwendig für den Betrieb, das könne man umsetzen, und deshalb seien so viele dabei.

Dabei gelte nach wie vor der Grundsatz, dass 80 Prozent der Spenden in der Region bleiben sollten; jeweils zehn Prozent seien für nationale und internationale Projekte bestimmt. Inzwischen sei P.I.C.U. dabei das wichtigste geworden. Dr. Thomas Jack, Oberarzt in der Kinder-Intensivmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), berichtete, wie viel er von den Kindern und ihren Familien und insgesamt vor Ort zurück bekomme.

Er wolle zeigen, was man mit dem Geld der Lions schaffe. P.I.C.U. sei als Folge des Tsunamis vom 26. Dezember 2004 entstanden, als auf Sri Lanka innerhalb weniger Minuten 30.000 Menschen gestorben und viele schwer verletzt worden seien. Im Süden habe es keine Intensivstation für Kinder gegeben.

Auf der ganzen Insel mit 22 Millionen Einwohnern, davon fünf Millionen Kinder, hatte man vor der Naturkatastrophe nur sechs Intensivbetten für Kinder. Man habe, so Dr. Jack, aus unterschiedlichen Quellen ein gutes Startkapital erhalten - eine Befürchtung sei aber gewesen, ob man das Projekt gut und nachhaltig umsetzen könne, denn im Bürgerkriegsland Sri Lanka habe es kein Geld für eine Ausstattung gegeben.

»Vorsichtig« sei man deshalb gestartet, im Oktober 2008 zunächst mit zwei Betten. Ärzte und Pflegekräfte habe man nach und nach dort und in Deutschland ausgebildet. »Sie sind unsere Freunde geworden. Das Personal ist zutiefst dankbar«, stellte er fest. Zu den Leitlinien von P.I.C.U. gehöre, dass man Hilfe zur Selbsthilfe leisten wolle.

Ziel sei es, Kinder-Intensivmedizin unter widrigen Umständen zu ermöglichen - aber eben so, wie es gehandhabt werden könne. Wichtig und zugleich schwierig sei es auch, kulturspezifisch zu handeln und die Gegebenheiten vor Ort zu berücksichtigen. Ermöglicht würden Lernen und Weiterbildung in Sri Lanka und in der MHH, wobei die Art des Lernens in beiden Kulturen sehr unterschiedlich sei.

Wichtiger Koordinator vor Ort sei der Lions-Club in Hikkaduwa. Inzwischen gebe es knapp 60 festangestellte Mitarbeiter. Für 80.000 Euro konnte der Bau fertiggestellt werden. Als Förderer konnten unter anderem der deutsche Botschafter auf Sri Lanka und der Gesundheitsminister des Landes gewonnen werden.

Die Behandlung erfolge auf modernstem Niveau. Am Beispiel eines Mädchens, das mit Blutvergiftung und Multiorganversagen eingeliefert wurde, machte er das deutlich: »Wir zeigen den Kollegen, was geht.« Nach zwölf Tagen habe man das Kind entlassen können - eine Entwicklung, die man nie für möglich gehalten hätte. Selbst einen Stromausfall und die Behandlung unter Einsatz des Notstromaggregats musste man dabei bewältigen.

Inzwischen hätten die jungen Patienten bei einer Sepsis eine Überlebenschance von sehr guten 75 bis 80 Prozent. Seit 2008 konnten mit der Station etwa 1.500 Leben gerettet werden, sagte Dr. Thomas Jack nicht ohne Stolz. Im Lauf der Jahre habe man sich immer weiter verbessert, unter anderem durch die Einhaltung von Hygienestandards.

Etwa durch den Einsatz eines modernen Desinfektionsmittels, das zwar sehr teuer, aber auch sehr komfortabel sei, sei es gelungen, das Verhalten so zu beeinflussen, dass es nur eine geringe Infektionsrate gebe. Dafür gab es auch internationale Anerkennung. Inzwischen konnte eine zweite Ebene im Haus eröffnet werden.

Zur Verfügung stehen jetzt 14 Betten; zum Vergleich: Die MHH verfügt über 18 Betten. P.I.C.U. in Galle ist damit die größte und modernste Kinder-Intensivstation auf Sir Lanka. Man arbeite, so Dr. Thomas Jack, an einer Verstetigung des Projekts. MHH-Niveau, räumte er ein, werde man nicht erreichen, dazu gebe es zu viele Faktoren, die nicht zu beeinflussen seien.

Aber eine Verbesserung gegenüber dem jetzigen Stand sei durchaus möglich. Dazu gehörten die weitere Ausbildung und Bindung von Personal. Auch neue Therapien wolle man einführen, um noch mehr Patienten helfen zu können. »Wir würden gern weitermachen, aber wir brauchen Ihre Bereitschaft, das Projekt am Laufen zu halten«, wandte er sich an den Club.

»100 Prozent der Spenden kommen an, das sichern wir über die Lions vor Ort, und das ist uns sehr wichtig«, betonte Hartmuth Schulz, einer der Sponsoren und Projektmanager von P.I.C.U. Das sei, freute er sich, eine große Erfolgsstory, auch wegen der kontinuierlichen Unterstützung - nachhaltige Entwicklungshilfe. »Die Wirkung begeistert«, stimmte Walter Schmalzried zu. Dies sei ein lohnenswertes Projekt, »dem wir nahestehen sollten.«ek