Märchenwald weiter ausweiten

Masterarbeit im Baum- und Waldmanagement an der HAWK Göttingen

In ihrer Masterarbeit schlägt Mareike Manns die Ausweitung des Einbecker Märchenwalds vor.

Einbeck. Die Studentin Mareike Manns hat an der Fakultät der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Göttingen ihre Masterarbeit im Studiengang »Urbanes Baum- und Waldmanagement« geschrieben. Ihr Thema war »Auswahl potenzieller Stilllegungsflächen und Maßnahmen im Stadtwald Einbeck unter der Berücksichtigung von Bevölkerung und Politik«. Die Arbeit wurde betreut von Professor Dr. Helge Walentowski als Erstprüfer (HAWK) und Dr. Peter Meyer von der NW-FVA (Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt) in Göttingen als Zweitprüfer.

Im Zug der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (2007) der Bundesregierung sollen bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Waldflächen, die sich in öffentlicher Hand befinden, aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen werden. Sinn und Ziel sind der Erhalt und die Förderung der Vielfalt an Ökosystemen und der genetischen Vielfalt. Waldflächen haben wegen ihrer Flächengröße (etwa ein Drittel Deutschlands) eine besondere Bedeutung. Alle Wälder sollen in Zukunft eine hohe Artenvielfalt und Strukturvielfalt aufweisen. Den Schutz und Erholungsfunktion will man besonders berücksichtigen.

Um weitere Flächen für ein mögliches zehn Prozent Ziel im Stadtwald Einbeck zu erreichen, hat sie im Rahmen ihrer Arbeit potenzielle Flächen durch einen qualifizierten Begang untersucht. Außerdem wurde eine Befragung der Waldbesucher durchgeführt. 32 Personen stellten sich zur Verfügung, die Fragen zu beantworten. Befragungsorte waren der Hube-Parkplatz sowie die Online-Abfrage auf der Märchenwald-Website. Für die verschiedenen Waldbesucher-Gruppen dient der Wald besonders der Erholung und hat große Bedeutung für Jogger, Mountain-Biker, Kindergärten, Schulen und Studenten.

Es wurden ausschließlich Bestände untersucht, die älter als 120 Jahre sind. Für jede potenzielle Fläche ermittelt sie: Abteilung, Flächengröße, Habitatstrukturen, Totholzmengen, Diversität von Kleinstrukturen, Anzahl von besonders geformten Bäumen, ökonomischer Wert der Fläche sowie die Frage der möglichen Verkehrsgefährdung. Für 23 Stimmen war der Naturschutz besonders wichtig. Die Forstwirtschaft wurde von keiner Stimme als wichtig eingestuft. 24 Personen haben sich für weitere Stilllegungsflächen wie den Märchenwald ausgesprochen. Insgesamt wurden 17 Flächen identifiziert.

Waldflächen mit einem hohen natürlichen Entwicklungsgrad bieten eine Vielfalt an Lebensräumen, vertikale und horizontale Strukturen, stark dimensionierte Bäume, möglichst auch liegendes und stehendes Totholz sowie ein hohes Alter. Die Habitatkontinuität durch Stilllegung älterer Waldflächen ist »die« Voraussetzung für die Entstehung biologisch alter Wälder.

»Bei Wäldern in öffentlicher Hand und speziell Stadtwäldern liegt eine starke Gemeinwohlorientierung vor«, so Manns. Die Abteilung 38 A und B (17,42 Hektar) weist mit fünf Habitatbäumen pro Hektar zwar eine geringere Anzahl, als der naheliegende »Märchenwald« auf; im Vergleich mit dem restlichen Stadtwald ist dort die höchste Anzahl an Habitatbäumen vorzufinden. Der Durchschnittswert im gesamten Stadtwald liegt bei zwei Bäumen je Hektar (Hendricks 2016). Außerdem wurde eine große Bandbreite von Mikrohabitaten und Totholz festgestellt. In Frage käme zusätzlich die Abteilung 30 A (15,39 Hektar) Würden beide Flächen stillgelegt, erreicht die Stadt Einbeck im Stadtwald das Zehn-Prozent-Ziel.

Das Resümee von Mareike Manns lautet: »Der Schutz der biologischen Vielfalt hat in der heutigen Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Dieser wird im weiteren Verlauf des Klimawandels an Wichtigkeit zunehmen. Dies zeigen bereits Fach-Diskussionen und Demonstrationen wie ›Fridays for Future‹ oder Themenschwerpunkte wie Klimagipfel oder ›Wald im Klimawandel‹ in der Politik.« Ein großer Dank geht an die Studentin für die fundierten
Ergebnisse.oh