Marktplatz war bereits im 13. Jahrhundert befestigt

Grabungen für Kunstwerk an der Nordseite der Marktkirche mit überraschenden Funden: Historisches Pflaster

Stadtarchäologe Markus Wehmer steht an der Nordseite des Marktkirchturms in etwa 1,30 Metern Tiefe auf dem freigelegten Pflaster aus dem 13. Jahrhundert; etwas höher ist das Pflaster aus dem 14. Jahrhundert zu erkennen. Beides sind überraschende Befunde der Grabung im Vorfeld zur Aufstellung des Kunstwerks »von null bis unendlich«.

Einbeck. Eine Zeitreise mit nur einem Schritt kann Stadtarchäologe Markus Wehmer unternehmen: Bevor auf der Nordseite des Einbecker Marktplatzes in unmittelbarer Nähe des Kirchturms von St. Jacobi Timm Ulrichs Kunstwerk »von null bis unendlich« aufgestellt wird, muss ein Fundament gegossen werden, und dafür braucht es ein tiefes Loch. In dieser Grabung hat er historisches Straßenpflaster entdeckt: aus dem 13. und aus dem 14. Jahrhundert, höhenmäßig etwa 20 Zentimeter voneinander entfernt. Neben der gut erkennbaren Pflasterung sind noch weitere Grabungsergebnisse zutage getreten.

Noch in diesem Jahr, kündigte Günter Dietzek an, soll »von null bis unendlich« platziert werden. Es wird auf einer Drehscheibe im Boden stehen, ein Motor hält die Installation permanent in Bewegung. Die Vorarbeiten dafür umfassen unter anderem eine archäologische Grabung in unmittelbarer Nähe des Marktkirchturms, die Markus Wehmer jetzt vorgenommen hat. An der Nordseite von St. Jacobi habe man mit Gräbern beziehungsweise einem Friedhof rechnen müssen, wie es ihn bis 1789/90 hier auch gegeben habe, sagte er. Allerdings habe man eine derartige Anlage nicht gefunden, lediglich einzelne Knochen. Das frühere Straßenniveau sei vielmehr mehrfach aufgefüllt, einplaniert und erhöht worden. Bereits 1989 wurde eine historische Pflasterung am Eulenspiegel-Brunnen entdeckt, zwei Jahre zuvor vor dem »Brodhaus«. Deshalb habe die Firma Mattern den Boden hier nun schichtweise aufgenommen.

Entdeckt wurden dabei unter anderem Reste der barocken Friedhofsmauer aus dem 18. Jahrhundert. Als das Westwerk des Marktkirchturms und die Stützmauer 1741 gesetzt wurden, sind etliche Scherben und Reste der Steinmetze in einer in der Nähe ausgehobenen Grube versenkt worden. Hier ist Markus Wehmer reichlich fündig geworden: Gläser, ­Fayencen, glasierte Tonware, Tonscherben, »eimerweise«, wie er verrät. Zu den Fund­stücken zählen weiter ein halber Topfdeckel und Reste von bemalten Tellern – alles aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Völlig unerwartet war dagegen die Pflasterung, auf die er in 1,10 und 1,30 Metern Tiefe gestoßen ist: unten aus dem 13., darüber aus dem 14. Jahrhundert. »Wir blicken insgesamt auf vier Schichten des Marktplatzes, zwei davon aus dem Spätmittelalter«, freut er sich.

Das älteste Pflaster zeigt die zeittypisch verlegten »Katzenbuckel-Steine«, schon ziemlich »mitgenommen«. Darüber gibt es bereits in einer Art Muster schräg verlegte Steine. Man könne davon ausgehen, dass der Einbecker Marktplatz weiträumig befestigt war, so der Archäologe. Dass somit bei jedem Wetter Markt gehalten werden konnte, sei nicht selbstverständlich gewesen. »Einbeck war reich«, stellt er fest. Flächig sei das aber jetzt zum ersten Mal so freigelegt worden, auch mit der Möglichkeit einer Datierung.

Vor den künftigen Arbeiten wird das histo­rische Pflaster mit Geotextil und Sand bedeckt, um es zu schonen. Eine Dokumentation der Ausgrabungen erlaubt im Anschluss eine weitere Auswertung.ek