Martin Kind bekommt Bierorden und eine Mission: Bier im Fußball eine Heimat geben

Einbeck. Ein würdiger Preisträger will er sein: Martin Kind, Unternehmer aus Großburgwedel, Präsident des Bundesligisten Hannover 96, ist am Montagabend im Alten Rathaus mit dem Einbecker Bierorden ausgezeichnet worden. Die launige Veranstaltung war eingebettet in ein karnevalistisches Programm. Der neue Till, Markus Henze, erinnerte an das geschichtsträchtige Jahr 1996: »Take That«-Trennung, Scheidung von Charles und Diana und Einbecker als Sponsor von Hannover 96: »Einbecker gehört aufs Trikot«, forderte er. Zwischen Hannover 96 und der Einbecker Brauerei werde es Zeit für eine neue »Liebelei«, meinte er. »Ja, Herr Kind, jetzt haben wir ‘ne Aufgabe«, schmunzelte Brauhaus-Vorstand Bernhard A. Gödde. Ob sich die Brauerei das leisten könne, sei eine andere Frage.

Martin Kind sei ein Mann der Wirtschaft und des Sports. Er sei Eigentümer und Geschäftsführer der Kind-Gruppe, des führenden Unternehmens für Hörgeräte, und er sei – zum zweiten Mal – Präsident in Hannover. Er gehe davon aus, so Gödde, dass mindestens der fünfte Tabellenplatz Bestand habe, »und bei internationalen Spielen werden viele Einbecker Sie besuchen«, versprach er. Kind sei ein guter Unternehmer, Präsident und Botschafter des Einbecker Bieres. In der »Karnevalshauptstadt Niedersachsens« hieß Präsident Rainer Lieske die Gäste willkommen. Mit dem Bierorden wolle man Menschen würdigen, die Humor pflegten, und diesmal habe man einen ganz tollen Würdenträger. Sein Leben sei die Arbeit, aber nicht an diesem Abend. Kind sei entscheidungsfreudig, er nehme Verantwortung an.

Als er 1997 erstmals 96-Präsident wurde, ging es dem Verein sportlich und finanziell sehr schlecht. Nach dem Neuaufbau trat er 2005/2006 zurück, folgte aber im Juli 2006 dem Ruf von Aufsichtsrat, Fans und Mitgliedern und kam wieder. Mit eigenem Geld und harter Arbeit habe er viel erreicht: Hannover sei derzeit Tabellenvierter und die Nummer 1 im Norden, sagte Lieske unter großem Jubel. So wie Einbeck ohne Bier nicht vorstellbar sei, gelte das für Hannover 96 und Martin Kind.

Ab und zu und jetzt regelmäßig werde er Einbecker trinken, versprach Kind. Das Unternehmen, das er mit zwei Mitarbeitern aufgebaut habe, sei seine Leidenschaft. Die Produkte seien nicht sexy, sagte er augenzwinkernd, »aber sie helfen wirklich.« Der Fußballverein stand vor 13 Jahren in der dritten Liga, jetzt seien es bereits neun Jahre in der ersten Liga, »und absteigen werden wir in dieser Saison nicht mehr.« Er freue sich, dass er den Orden nicht für sein Lebenswerk erhalten habe, denn das bedeute eigentlich:

»Du bist überflüssig.« Er hätte die Auszeichnung als Unternehmer verdient, stattdessen bekomme er ihn vor allem für den »Chaotenverein«: »Man lernt nie aus«, lachte er. Er freue sich, dass es in Südniedersachsen so viele Fans gebe. Fußball und Bier passten – in Maßen – gut zusammen, so wie Ehefrau und Schwiegermutter. Fußball und Bier seien eine unauflösliche Einheit, eine Erfolgsstory, was gerade in Einbeck deutlich werde, kamen von hier doch viele Innovationen zum Bier. Fußball und Bier würden sich vor allem in der Halbzeitpause treffen. Wenn in 15 Minuten 50.000 Zuschauer versorgt würden, sei das unglaublich. Der Gegner sei die systemimmanente Kehrseite, der Toilettengang. Zwischen Nordkurve und Bier liege die Wurst als schärfster Wettbewerber. Sich beides in einer Viertelstunde hineinzuzwängen, brauche strukturelle Intelligenz. Dabei hätten sich Fußball und Bier miteinander arrangiert, etwa mit Mehrwegbechern, bargeldloser Zahlung und Schnellzapfern. Jemandem ein Bier auszugeben, sei noch immer eine eindeutige Versöhnungsgeste. Bier und Fußball gehörten zusammen – wie FDP und Guido Westerwelle: Das passe, aber nicht gleichzeitig. Einbeck und Bier sei wie Mosel und Wein, und wenn es hier kein Urbock gäbe, könnte man gleich weiterfahren nach Salzgitter. Der einzigartige Orden verbinde ihn mit der Mission, dem Bier im Fußball eine Heimat zu geben.

Das sei eine große Verpflichtung: »Herzlichen Dank und Prost!« »Singende Flaschen«, Damengarde und Showtanzgruppe sowie die »Trampeltiere« mit den »Grüßen aus Holland« bekamen für ihren Auftritt viel Applaus. In die Bütt trat »Bierkutscher« Albert Eggers, der das politische Geschehen das Jahr über fein beobachtet hat. Den krankheitsbedingt abwesenden Bürgermeister bezeichnete er als Lichtgestalt mit der Leuchtkraft einer Zehn-Watt-Birne, den Rat als Kindergarten: Hier wie dort gebe es bunte Gruppen und viele Märchen.

Dem »Schwarzen Dirk« bescheinigte er Kimble-Allüren, er sei immer auf der Flucht. Die »Rote Margrit« trainiere für ihren Auftritt in der Vogelbecker Laienspielgruppe. »Doc Binder« sei der Märchenonkel, der auf der Kieler Woche lerne, wie man sich nach dem Wind drehe, und der »Grüne Ewald« sei für eine achtspurige Altendorfer Straße: je eine Busspur und drei Radwege. Nur zögernd überquere er die »Brücke der Hoffnung« am Tiedexer Tor: Man müsse immer hoffen, dass man rüberkomme, bevor sie einstürze. Gundi Eggers’ Brauhauslied ließ den Abend fröhlich ausklingen. ek