Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau

Mehr Märchenwald und eine neue Forstleitung

Verwaltung nur für »kleine« Erweiterung, Politik möchte noch beraten | Angebote einholen

Für einen solchen maschinengerechten Waldbau wird es keine Zukunft geben.

Einbeck. Der Einbecker Stadtwald wird in absehbarer Zeit neu beförstert – wie groß der Anteil des Märchenwalds daran sein wird, das ist noch offen. Mit dem Themenkomplex hat sich jetzt der Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau beschäftigt.

Seit Oktober gibt es einen Antrag von fast 20 Unterzeichnern, federführend eingereicht von Henning Städtler, auf Vergrößerung des Märchenwaldes von derzeit 23,8 Hektar um weitere 32,9 Hektar auf dann 56,6 Hektar. Der Stadtwald ist 565,35 Hektar groß. Begründet wird die beantragte Erweiterung unter anderem damit, dass die bisherige kleine Märchenwald-Fläche für den Erhalt des Artenspektrums nicht ausreichen werde. Mit einer Erweiterung wie vorgeschlagen würde die Stadt Einbeck punktgenau zum Jahr 2020 das Ziel der Bundesregierung zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt erreichen. Einbeck wäre damit ein Vorbild für andere Stadtwälder und würde den UN-Zielen tragen. Bei der Erweiterung habe man die habitatreichsten Flächen ausgewählt, hieß es weiter.

Pro und Contra Märchenwald und Wirtschaftswald

Die Verwaltung hat, um sowohl ökologischen als auch ökonomischen Belangen Rechnung zu tragen, lediglich eine Erweiterung des Märchenwaldes um 17,4 Hektar befürwortet, so dass sich die Fläche auf 41,2 Hektar vergrößern würde. Eine weitere für den Märchenwald beantragte Abteilung bleibe Wirtschaftswald. Die Stilllegung könnte zur Jahresmitte erfolgen. Bis dahin seien noch bis zu 300 Festmeter zu ernten.

Während Dietmar Bartels, Grüne, sich für die Einbeziehung der gesamten beantragten Fläche aussprach, sah Dieter Scholz, hinzugewähltes Mitglied im Ausschuss, diese Notwendigkeit nicht. Der Antrag sei auch medial gut vorbereitet, stellte er fest, direkt für eine Zustimmung gedacht. Es sei allerdings zu einfach, den »bösen« Wirtschaftswald dem »schönen« Märchenwald gegenüber zu stellen. Diesem Eindruck müsse man etwas entgegenhalten. Der Wald sei das Ergebnis der Waldwirtschaft der letzten 150 Jahre. Der Markt habe sich allerdings gewandelt, und auch das spiegele sich hier. Deutschland, so Scholz, sei ein Nettoholzimportland. Man sollte deshalb dem Wald nicht weiteres Holz entziehen. Holz sei einer der wenigen verfügbaren Rohstoffe. Einbeck sei bei der Stilllegung schon Vorreiter, führte er aus. Der Entzug weiterer Flächen schwäche den Wirtschaftswald. Gerade eine der jetzt vorgeschlagenen Abteilungen zähle zu den wertvollsten des Stadtwaldes. Einige der interessantesten biologischen Entdeckungen seien aber auch im Wirtschaftswald gemacht worden. Er stehe dem Märchenwald nicht negativ gegenüber, betonte er. Doch eine Erweiterung halte er gerade jetzt für schwierig, da ein Wechsel an der Spitze der Forstleitung anstehe. Es wäre richtig, die Erweiterungsentscheidung um ein Jahr zu verschieben.

Forstleiter Klaus Weinreis ab August im Ruhestand

Sich Zeit zu lassen, diesen Vorschlag hielt auch Alexander Kloss, SPD, für richtig. Ein Nachbewirtschafter sollte sich erst einarbeiten und dann auch empfehlen, was man mit der Fläche tun sollte. Das Thema sei zu wichtig, um es nach einer anstrengenden, schon vier Stunden dauernden Sitzung zu entscheiden, sagte er. Ähnlich sah es Eunice Schenitzki, SPD, auch sie plädierte dafür, in Ruhe zu entscheiden.

Vor einer Verschiebung warnten jedoch die Fachbereichsleiter Joachim Mertens und Dr. Florian Schröder. Wenn man die Forstleistungen jetzt neu vergeben wollte, könnte man Probleme beim Abschluss des Vertrages bekommen. Falls man verschieben sollte, habe sich das Thema erledigt, denn welches Interesse sollte ein Betreiber an diesem ungeklärten Zustand haben? Der Stadtwald, so Dr. Schröder, sei nicht schlecht beförstert, es gebe jedoch eine unrealistische Kostenstruktur. Ein Externer werde wirtschaftlicher arbeiten können – aber niemand werde freiwillig mögliche Gewinne aufgeben. Dabei habe die Stadt allerdings die Vertragsgestaltung in der Hand, betonte Dieter Scholz. So sah es auch Willi Teutsch, CDU: Die Stadt bleibe Eigentümerin des Waldes. Sie habe die Verpflichtung, für ihn zu sorgen, auch unter Aspekten des Klimaschutzes.

Die Entscheidung wurde verschoben, dazu entscheidet nun der Verwaltungsausschuss.

Wie groß der Märchenwald künftig aussehen wird, das soll auch bei der Umstrukturierung der Forstleitung berücksichtigt werden. Leiter Klaus Weinreis geht im August in den Ruhestand. Die Erträge des Betriebes resultieren zu mehr als 90 Prozent aus den Erlösen durch den Holzverkauf. Die Einnahmen belaufen sich auf durchschnittlich 230.000 Euro pro Jahr. Dem stehen Sach- und Personalkosten in Höhe von 270.000 Euro gegenüber. Das Betriebsergebnis ist somit deutlich defizitär.

Option Personalkosteneinsparung

Eine Option für Einsparungen bei den Personalkosten wäre die Abkehr der bisherigen Beförsterung durch eigenes Personal. Die Stadt würde die Leistungen ausschreiben, für die beiden Forstwirtstellen seien verschiedene Varianten denkbar, auch ein Personaltransfer zum künftigen Bewirtschafter, hieß es. Die Verwaltung hatte vorgesehen, von benachbarten waldbesitzenden Kommunen Angebote für die Betreuung der Einbecker Stadtforst einzuholen und der Politik einen Vorschlag mit dem geeignetsten Bieter zur Entscheidung vorzulegen. Die Ausschussmehrheit sprach sich allerdings dafür aus, auch von den Niedersächsischen Landesforsten und der Landwirtschaftskammer entsprechende Angebote einzuholen. Lediglich Dietmar Bartels wollte die Ausschreibung auf benachbarte Kommunen begrenzt wissen. ­Außerdem sollen jeweils Angebote zum ein wenig beziehungsweise zum deutlich vergrößerten Märchenwald abgefragt werden.ek